Die Freienwalder Barnimdörfer


Der Mittlere oder Hohe Barnim ist ein riesiges Stauchungsgebiet, welches von den Gletschern der Saale-Kaltzeit aufgeschoben wurde. Fährt man auf der B058 von Bad Freienwalde in Richtung Berlin bis Platzfelde oder von Falkenberg nach Hohenfinow, so wird einem beim gewaltigen Anstieg zur Barnimhochfläche bewusst, welche enormen Kräfte notwendig waren, um diese Landschaft im Verlauf der Eiszeit zu schaffen (siehe Entstehung des Barnim).

Der westlich von Bad Freienwalde gelegene mittlere Barnim ist eine stark wellig bis kuppige Grund- und Endmoränenplatte der Frankfurter Eisrandlage, welche auf ein vorher stark gestauchtes Gebiet aufgelagert wurde. Sie bildet den höchsten und zugleich reliefintensivsten Teil des gesamten Barnims, der zwischen Wölsickendorf und Platzfelde mit 157 m ü. NN seinen höchsten Punkt erreicht.
Im Zentrum des Gebietes befindet sich eine große zusammenhängende landwirtschaftliche Fläche, welche von geschlossenen Waldflächen umgeben ist. Besonders der südlich angrenzende Blumenthal zeichnet sich durch eine sehr bewegte Oberfläche und herrliche Laubwälder aus. Als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, zählt er zu den schönsten und romantischsten Landschaften des Barnims - ein echter Geheimtipp!

Unterbrochen wird die relativ einheitliche Hochebene durch die Gamengrundrinne. Es handelt sich hierbei um eine subglaziale (unter dem Eis verlaufende) Schmelzwasserrinne. Sie führte die auf und im Eiskörper anfallenden Schmelzwässer, welche sich entlang von Gletscherspalten zum Grunde des Eiskörpers bewegten, in das Warschau-Berliner Urstromtal ab. Zeitlich entstand demnach die Rinne beim Abtauen der Gletscher der Frankfurter Eisrandlage
(etwa 18500 Jahre vor heute).



Der Gamensee bei Krummenpfahl ist einbeliebtes Naherholungsgebiet. 
Foto W. Ebert 

Der Gamensee bei Krummenpfahl ist ein beliebtes Naherholungsgebiet. Foto W. Ebert


Die frühere Annahme, dass es um ein Abflusstal der Schmelzwässer der Pommerschen Eisrandlage in das Berliner Urstromtal handelt und damit zeitlich in den Zeitraum um 15 200 Jahre vor heute datiert werden müsste, konnte widerlegt werden.

Insgesamt liegen in dem 27 km langen und bis zu 400 m breiten Gamengrund zehn Seen und eine kleine Zahl von Wasserlöchern und Teichen. Dabei gibt es den Gamensee zweimal, bei Krummenpfahl und bei Tiefensee. Die zum Landschaftsschutzgebiet erklärte Seenrinne bildet eine einzigartige Landschaft mit teilweise mittelgebirgsartigen Formen. Es ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel.




Der Gamensee im Gamengrund bei Tiefensee.
Foto W. Ebert

Die Gamengrundrinne vereinigt sich etwa 4 km südwestlich Strausberg mit der Strausberg-Blumenthal-Rinne. Das insgesamt etwa 40 km lange subglaziale Rinnensystem endet unmittelbar nördlich Erkner am Nordrand des Urstromtales.

Der Begriff  "Feienwalder Barnimdörfer" widerspiegelt keine kommunale Organisationsform, sondern eine gemeinsame Lage einst selbständiger Gemeinden im Bereich des Barnim.
Bereits 1960 schlossen sich die Gemeinden Wölsickendorf und Wollenberg zu einer Gemeinde "Wölsickendorf-Wollenberg" zusammen. Die größten Veränderungen in der Verwaltungsstruktur begannen aber 2002. In diesem Jahr wurde das Amt Falkenberg-Höhe gegründet und die Orte zu Großgemeinden zusammengelegt.

Daraus ergibt sich folgende Struktur der ehemaligen Barnimdörfer:


Falkenberg mit den Ortsteilen Falkenberg/Mark, Dannenberg/Mark und Kruge-Gersdorf
•    Dannenberg/Mark mit den Gemeindeteilen Dannenberg/Mark, Krummenpfahl, Torgelow   und Platzfelde
•    Falkenberg/Mark mit den Gemeindeteilen Falkenberg/Mark, Cöthen und Papierfabrik

•    Kruge/Gersdorf mit den Gemeindeteilen Kruge, Gersdorf, Ackermannshof und Neugersdorf 

Höhenland mit den Ortsteilen Wölsickendorf-Wollenberg, Steinbeck und Leuenberg

Heckelberg-Brunow mit den Ortsteilen Brunow und Heckelberg (817 Einwohner) und den Gemeindeteilen Beerbaum, Gratze und Tiefenseer Siedlung. Beiesrdorf-Freudenberg mit den Ortsteilen Beierdorf und Freudenberg.


In vorgeschichtlicher Zeit war der Barnim von einem dichten Urwald bestanden, den alle im Oderbruch siedelnden Völker weitgehend gemieden hatten. Diese Situation änderte sich zum Ende des 12. Jahrhunderts. Bereits 1180 hatten die Markgrafen von Meißen aus dem Hause Wettin die slawische Festung Köpenick erobert und waren in den östlichen Barnim vorgedrungen. Im Gefolge der Heere kamen deutsche Siedler ins Land. Sie stammten aus verschiedenen Gegenden, vor allem aber aus der Niederlausitz.
Aber auch der Erzbischof von Magdeburg wollte sich die Möglichkeit, neues Land zu erobern, nicht entgehen lassen. Er stieß vermutlich im Gebiet des späteren Berlins nach Norden in den Barnim vor.
Im Gegensatz zu den am Wasser siedelnden und vom Fischfang lebenden Slawen, brachten die Neuankömmlinge mit der Dreifelderwirtschaft, dem eisernen Pflug und anderen fortgeschrittenen Technologien alle Voraussetzungen mit, um auf den Moränenböden einen erfolgreichen Ackerbau zu betreiben.
Einige Geschichtswissenschaftler, vor allem Namensforscher, nehmen heute an, dass das Gebiet um Freienwalde und Wriezen bis etwa Hohenfinow, Werneuchen und Altlandsberg im Westen zum Einflussbereich der Wettiner gehört habe. Sie errichteten Burgen bei Freienwalde, Strausberg und Altlandsberg.
Ein westlich daran sich anschließender Streifen, etwa bis Bernau und Biesenthal, soll zum Siedlungsgebiet des Erzbischofs von Magdeburg gehört haben. Im Gegensatz zu den Wettiner wurden in seinem Gebiet keine Burgen, sondern befestigte Dörfer angelegt. Sie wurden im Landbuch von 1375 als "oppida" bezeichnet. Es handelt sich hierbei um Orte, die neben einer dörflich-bäuerlichen Grundstruktur einen Markt besaßen und Handel trieben. Diese Verbindung von Dorf- und Marktsiedlung wurde im 12. Jh. von Erzbischof Wichmann von Magdeburg als eine gezielte Maßnahme des Landesausbaues herausgearbeitet.


Mittelalterliche Dorfkirche in Heckelberg. Foto: W. Ebert Typisch für die Barnimdörfer, wie sie von den Freienwaldern bezeichnet werden, sind die aus der Zeit der Besiedlung stammenden Feldsteinkirchen. Man nimmt an, dass zuerst von den gläubigen Siedlern Holzkirchen gebaut wurden, die dann nach 30 - 50 Jahren, wenn man das Geld zum Bau hatte, durch Feldsteinkirchen ersetzt wurden. Mit Ausnahme der beiden früheren Städtlein Beiersdorf und Heckelberg handelt es sich bei den heute noch vorhandenen originalen Bauwerken um einfache Chorquadratkirchen (Gersdorf, Leuenberg, Wölsickendorf) oder Rechtecksäle (Wollenberg, Brunow).

Die heute vorhandenen Türme wurden wesentlich später angebaut. Die einfachen Kirchenbauten weisen auf die meist begrenzten finanziellen Möglichkeiten der damaligen Dörfer hin.

Ein Schachbrettstein im Giebel der Kirche von Heckelberg. Vermutlich geht das Motiv des Schachbrettes auf das Wappen der Hohenzollern zurück. Wird auch als Innungsstein gedeutet. 








Schachbrettstein im Giebel. Foto: H. Domnick

Vom Spätmittelalter bis zur Neuzeit versetzten Kriege und Seuchen die Menschen in Angst und Schrecken. So waren es in der sog. Quitzowzeit (14./15. Jh.) rivalisierende Mächte, z.B. 1402 die Mecklenburger und 1432 die Hussiten, die hier großes Leid und Verwüstungen anrichteten.
Alles übertraf aber der Dreißigjährige Krieg (1818-48). Die Dörfer wurden ausgeraubt und niedergebrannt und ein Großteil der Menschen getötet. Den Rest besorgte dann die große Pestepidemie.
Viele Höfe standen danach leer und die Felder konnten nicht bewirtschaftet werden. Nur langsam wurden sie wieder besiedelt und Kirchen und Häuser wieder aufgebaut. Über eine Ansiedlung von Hugenotten im Gebiet ist nichts bekannt.
Ende des 18. Jh. erreichte der Feudalbesitz seinen Höhepunkt. In den meisten Dörfern des Barnims entwickelten sich Güter oder deren Vorwerke. Zahlreiche Bauern und Kossäten wurden zu Leibeigenen.
Auch im 20. Jh. forderten Kriege und Großbrände der Dorfbevölkerung große Opfer ab.
Mit der Ansiedlung von Flüchtlingen nach dem 2. Weltkrieg nahm die Bevölkerung stark zu und die Einwohnerzahlen erhöhten sich in den Barnimdörfern auf 200 - 400. Viele Häuser entstanden neu.







Gutshof  Wölsickendorf . Foto W. Ebert

Wölsickendorf Gutshof. Foto W. Ebert

 Mit der Bodenreform erfolgte die Aufteilung des Gutslandes und mit der späteren Bildung von LPG entstanden großflächig bestellte Felder.
Auch im 20. Jh. forderten Kriege und Großbrände der Dorfbevölkerung große Opfer ab.
Mit der Ansiedlung von Flüchtlingen nach dem 2. Weltkrieg nahm die Bevölkerung stark zu und die Einwohnerzahlen erhöhten sich in den Barnimdörfern auf 200 - 400. Viele Häuser entstanden neu.
Mit der Bodenreform erfolgte die Aufteilung des Gutslandes und mit der späteren Bildung von LPG entstanden großflächig bestellte Felder.

Bereits im Spätmittelalter erfolgte eine Einteilung des Landes Brandenburg in einzelne Distrikte oder Beritte. Die Barnimhochfläche gehörte, später als Kreis bezeichnet, zum Oberbarnim. Erst 1952 entstand mit der Bezirksbildung in der DDR der Kreis Freienwalde, dem auch der nordöstliche Teil des Barnims zugeordnet wurde.

Literatur:
• Homepage des Amtes Falkenberg-Höhe
• Friske, M.: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim. Berlin, Lucas-Verlag 2001
• Touristik und Wandern - Reisegebiet Märkische Schweiz-Oderbruch - Gamengrund-Blumenthal.
 Herausgeber der Karte: Landratsamt Märkisch-Oderland


© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert 2011