Altranft

Geschichte | Ortsbeschreibung

Geschichte

Die erste nachweisbare Besiedlung ist aus der Jungsteinzeit 3000-1700 v.u.Z. bekannt. Auf eine darauf folgende lückenlose Besiedlung lassen Funde aus der Bronzezeit (1700-600 v.u.Z.), aus der Zeit der Ostgermanen (um 300 u.Z.), wo hier vermutlich Burgunder lebten, sowie aus der Slawenzeit ( 600-1200 u.Z.) schließen. Ein Hortfund (Hacksilber) mit 400 Münzen wird auf das Jahr 1075 datiert.


Die polnische Folkloregruppe "Capella Antiqua Bialostociensis"
auf dem Schmidt-Hof in Altranft, Foto: H. Domnick

Im Landbuch Kaiser Karl IV. von 1375 wird Altranft als "Rampff" mit einer Flurgröße von 28 Hufen und einem Krug ausgewiesen. Das ganze Dorf gehörte Peter Pul Pfuhl. Bald darauf wurde das Dorf wüst. In einem Lehnbrief für Arnold und Claus Malchow, die 1412 das Dorf mit allen Rechten besaßen, wird vermerkt, dass keiner der Hufen mehr besetzt wäre. Nach dem Aussterben der Familie Malchow fiel das Dorf an den Kurfürsten zurück, der damit Heine Pfuhl belehnte. 1450 hatte die Gutsherrschaft das gesamte Land unter ihrem Pflug, Bauern gab es im Dorf nicht mehr. Ein Jahr später nannte das Schossbuch 23 Fischer als ortsansässige Bevölkerung. Das zweimal im Jahr überschwemmte Oderbruch verfügte über einen unvorstellbaren Fischreichtum.


Fischerhaus von 1700 / W. Ebert

Das älteste Kirchenbuch stammt aus dem Jahre 1574. In diesem Jahr wurde auch eine erste Fachwerkkirche erbaut.
Am Ende des 30jährigen Krieges lebten nur noch 10 Einwohner von ehemals 20 Familien im Ort. Das um 1600 errichtete Herrenhaus wurde 1678 zum barocken Schloss umgebaut. 1652 verkaufte Hauptmann Jacob v. Pfuhl das Gut an Wolf Friedrich von Bomsdorf, der erste Meliorationsarbeiten im Bruch vornehmen ließ. Sein Sohn wiederum veräußerte 1739 sein Besitzrecht an den Geheimen Finanzrat Samuel von Marschall. Dieser setzte die Meliorationsarbeiten in größerem Stile fort. Dem Drängen von Marschall ist es wesentlich zu danken, dass Friedrich II. dem Vorschlag zur Trockenlegung des Oderbruchs zustimmte. Er ernannte ihn zum Vorsitzenden der Kommission für dessen Ausführung. Das trockengelegte Bruch wurde für die Landwirtschaft zugänglich, neue Siedlungen entstanden. Die Fischerei ging wesentlich zurück. 1762 wurde der Ort Neuranft gegründet, es bürgerte sich der Name Altranft für das alte Gutbauerndorf ein.


Schloss Altranft / H. Domnick

Im Jahre 1820 verkaufte Heinrich August von Marschall das Gut und das Schloss Altranft an den Grafen Wilhelm Werner Georg von Hacke. Unter Leitung der Grafen von Hacke entwickelten sich Anfänge einer Industrie in Altranft. 1838 begann man in mehreren Gruben mit dem Abbau von Braunkohle. Die Fördermenge wurde mit jährlich 55 000 Tonnen angegeben. 1881 nahm eine Brikettfabrik ihre Produktion auf. Kohleabbau und -verarbeitung wurden aber bereits 1904 wieder eingestellt. 1859 kam es zum Bau der ersten Spritbrennerei und seit 1861 verarbeitete eine Zuckerfabrik täglich 600 Zentner Rüben. Letztere wurde 1914/15 stillgelegt.
Das Schloss ließ Edwin Graf von Hacke 1876 um- und ausbauen. Der unter Bomsdorf entstandene eingeschossige Anbau wurde entfernt und durch den heutigen zweiflügeligen Neubau ersetzt. 1916 verkauft Erich Graf von Hacke das inzwischen heruntergekommene Gut an Heinrich Wertheimer in Berlin, von dem es noch im gleichen Jahr Carl Eschenbach erwarb. Der Berliner Kaufmann führte das Gut und den Ort zu neuer Blüte. Durch die Wiederbewirtschaftung des Gutes standen zeitweise über 100 Angestellte in den Diensten der Familie Eschenbach, die ihnen gute soziale Bedingungen boten.
Nach dem Freitod des Ehepaares Eschenbach im Februar 1945 kam es zur Auflösung des Schlosses.



Geologischer Lehrpfad
Altranft / W. Ebert
Im Zuge der Bodenreform wurden die 550 ha Land unter 18 Landarbeitern, 73 Kleinpächtern, 50 Umsiedlern und eine Bauernfamilie zur Gewährleistung einer gesicherten Versorgung aufgeteilt. 1952 kam es zur Gründung der ersten LPG.
Nach 1945 beherbergte das Schloss zunächst Umsiedler, später Schule, Kinderkrippe, Schulhort, Gaststätte, Kreisbibliothek und Kulturhaus. Seit den 70er Jahren ist das Schloss Zentrum des agrarethnographischen Freilicht-Museums. Es konnte auch nach der Wende fortbestehen und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit bei vielen Besuchern .

 

Unter Leitung von Dr. Hans Ohnesorge wurde in Altranft 1964 der erste Geschiebelehrpfad Deutschlands eröffnet.
 





 


Ortsbeschreibung


Altranft / W. Ebert

Der Ort gehörte nach der Kreisgebietsreform zum Landkreis Märkisch Oderland und ist seit 1994 Ortsteil von Bad Freienwalde.
Bekannt geworden ist Altranft weit über die Kreisgrenzen hinaus durch sein Museum für Volkskunde, Agrargeschichte und Ökologie mit dem dazu gehörenden Schloss und den zahlreichen zum Dorfmuseum zählenden Gebäuden. Innerhalb des Ortskerns werden typische Häuser Ostbrandenburgs erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Schloss ist eine Ausstellung über das Dorf und das Schloss Altranft, über die Wohn- und Lebensweise der Gutsherrschaft und eine Ausstellung über die Baugeschichte des Oderbruchs zu sehen. Weitere Ausstellungen befinden sich im Berg-Schmidt-Hof, einem Fachwerkhaus von 1830, im Fischerhaus von 1700, in der Schmiede von 1910 und im Wasch- und Backhaus von 1880.


Mittelbauernhaus von 1850 - heute
Schulmuseum / H. Domnick

In einem Mittelbauernhaus von 1850 ist eine alte Schule eingerichtet. Das Märkische Mittelflurhaus, das älteste Haus des Museums von 1698, wird rekonstruiert. Eine besondere Attraktion sind die in den Monaten April bis September stattfindenden Aktionstage. Alte handwerkliche Tätigkeiten wie Schmieden, Töpfern, Spinnen, Brotbacken u. v. a. m. werden gezeigt und die Besucher zum Mitmachen motiviert.
Im Jahre 2000 eröffnete der 920 Einwohner zählende Ort mit seinem Reit- und Fahrverein eine neue Reithalle.

Literatur:
• Fidicin, E.: Die Territorien der Mark Brandenburg. II. Der
  Ober-Barnimsche Kreis. Berlin 1858
• Diverse Schriften des Freilichtmuseums Altranft


Erntekronen zum Erntedankfest in Altranft 2010 Do
Erntekronen zum Erntedankfest in Altranft 2010
Foto: H. Domnick



nach oben© Märkische Eiszeitstraße.  H. Domnick / W. Ebert, 2008