Neue Technik
Keramik | Steinbearbeitung | Textilherstellung

Keramik

Mit dem Ton wurde ein weit verbreiteter, bisher nicht genutzter Rohstoff erschlossen. Mit der Formung des feuchten, weichen Tones und der durch das Brennen erfolgten Umwandlung des mineralischen Rohstoffes in Keramik wurde ein völlig neues Feld der Technologie erschlossen. Die Herstellung der Keramik bedeutet eine neue Qualität im Gefäßsystem. In Tongefäßen wurden die Vorräte von Nahrungsmitteln und Saatgut geschützt vor Feuchtigkeit und Ungeziefer aufbewahrt. In Siedlungen der Trichterbecherkultur wurden zu diesem Zweck verschiedentlich große Vorratsgefäße in den Boden eingegraben. In der Zubereitung der Nahrungspielte das Gefäßsystem eine wichtige Rolle. In der Vielgestaltigkeit der Formen der Tongefäße und der auf ihnen angebrachten Verzierungen kommen künstlerische und gestalterische Traditionen zum Ausdruck, die dem Archäolgen heut ein wichtiges Hilfsmittel für die zeitliche, regionale und kulturelle Gliederung sind.


nach oben Steinbearbeitung - die Epoche des geschliffenen und gebohrten Steins
Feuersteinbeile | Schliff | Schaft | Axt aus Felsgestein | Bohrer | Streitaxt | Feuersteindolch

In der Steinbearbeitung und dem Bestand der produzierten und eingesetzten Geräte ist zu erkennen, daß die sogenannte "Neolithische Revolution" auch eine erhebliche technische Komponente hatte. Neben den Ackerbaugeräten, deren Existenz der Archäologe zur Zeit nur erschließen kann, spielten Äxte und Beile in der Wirtschaft und Technik der jungsteinzeitlichen Bauern eine bedeutsame Rolle. Feuersteinbeile waren die wichtigsten Werkzeuge bei der Erschließung der landwirtschaftlichen Nutzflächen in den Wäldern des Norddeutschen Flachlandes, bei der Gewinnung und Weiterverarbeitung des Holzes als des wichtigsten Roh- und Baustoffes sowie Energieträgers. Sie konnten auch wirksam als Waffen im Nahkampf eingesetzt werden. Sicherlich wurden sie auch auf der Jagd und bei der Schlachtung der Haustiere verwendet.


Beile aus Feuerstein
Der Schliff von Steingeräten war ein technologischer Fortschritt. Betrachten wir zunächst den Feuerstein: Dieses Gestein kommt im norddeutschen Flachland reichlich vor. Für die Herstellung größerer Geräte war der an der Erdoberfläche gefundene Feuerstein jedoch häufig ungeeignet. Durch die Umlagerungen während der Eiszeiten und die Lage in der Nähe der Erdoberfläche waren die Feuersteinknollen häufigem Temperaturwechsel und der Verwitterung ausgesetzt. Bei der Verarbeitung zerspringt dieser "Moränenfeuerstein" regellos und läßt sich meist nicht zu den geplanten Formen verarbeiten.

Felsgesteinäxte der
Trichterbecherkultur
(Zeichnung: U. Schwert)

Der Steinschläger benötigte "bergfrischen" Feuer- stein aus den naturgegeben Lagerstätten. In Kreidelagerstätten in Polen, Dänemark, Belgien und Nordfrankreich sind Schächte und Stollen jungsteinzeitlichen Bergbaus auf Feuerstein gefunden worden. Hinweise auf Schlagplätze auf der Insel Rügen lassen vermuten, daß auch hier der Feuerstein aus den Kreidelagerstätten verwendet wurde (Raßmann 1993). Am Feuerstein kann der Steinschläger zwar messerscharfe Kanten zuschlagen. Diese sind jedoch als Schneide z. B. eines Beiles recht brüchig. Beim mittelsteinzeitlichen Kernbeil mußte der Steinschläger die abgestumpfte bzw. unbrauchbare Schneide durch eine präzise geführten Schlag von der Beilklinge abschlagen, um eine neue scharfe Schneidenkante zu schaffen. Das Beil wurde mit jedem Schneidenschlag kürzer. nach oben


Schliff
Durch Schleifen konnten stumpfe oder schartige Schneiden beim jungsteinzeitlichen Feuersteinbeil nachgeschärft werden. Aus einer Feuersteinknolle konnte der jungsteinzeitliche Steinschläger ein Beil in etwa 30 Minuten zurechtschlagen. Damit war der gesamte Körper, die "Klinge", des Gerätes mit den muschelähnlichen Negativen der Abschläge bedeckt und die Schneide wies kräftige Scharten auf. Die "gemuschelte" Klinge des Feuersteinbeiles wurde entweder im Bereich der Schneide oder am gesamten Körper glatt geschliffen. Um ein großes Feuersteinbeil vollständig zu schleifen, waren 18 bis 20 Arbeitsstunden erforderlich (Abb. 2 Feuersteinbeile mit Foto im Museum Angermünde s. Farbtafel).

Steingeräte im Museum Angermünde:
1 Felsgesteinaxt der Oderschnurkeramik,
2 Felsgesteinbeil der Trichterbecherkultur,
3,4 Meißel aus Feuerstein

Auf die gleiche Weise wurden auch Meißel aus Feuerstein hergestellt. Manche Feuersteinbeile hatten asymmetrische Schneiden. Sie konnten für spezielle Arbeiten eingesetzt werden. Auch Hohlschliff kommt vor. Sicher wurden auch Beile mit der Schneide quer zum Schaft befestigt. Mit unter fanden sich Schleifplatten aus feinkörnigem Sandstein oder Quarzit, auf denen mittels der Schleifmittel Wasser und Sand Steingeräte zugeschliffen wurden. nach oben


 
Schaft

Feuersteinbeil
im Schaft
(Zeichnung:
U. Schwert)

Da Feuerstein nicht durchbohrt werden kann, war es nicht möglich die Beilklinge mit einem Loch zur Befestigung eines Schaftes zu versehen. Eine effektive Form der Beilschäfttung wurde durch Funde aus Dänemark und aus der Schweiz bekannt. Der geplante Holzschaft wurde so zugerichtet, daß an einem Ende des Stieles ein keulenförmig verdicktes Ende entstand. In dieses Ende wurde eine Öffnung entsprechend dem Querschnitt der Beilklinge eingearbeitet. Diese wurde in die Öffnung gesteckt. Somit entstand ein produktives Gerät. Ähnlich wie bei den mittelsteinzeitlichen Kern- und Scheibenbeilen wurden besonders bei kleinen Beilformen Schäftungen mit "Zwischenfutter" aus Geweih oder Holz verwendet. nach oben zero


Axt aus Felsgestein

Kristalline und metamorphe Gesteine werden in der Archäologie meist unter der Sammelbe- zeichnung "Felsgesteine" zusammengefaßt. Diese Gesteine bilden durch Abschlagen meist keine zum Schneiden geeigneten Kanten. Sie wurden durch den Schliff zu Beilen und Äxten in vielfätiger Gestalt geformt.
Um den Körper der Axt direkt mit dem Schaft zu verbinden mußte er mit einem Schaftloch versehen werden. nach oben

 

zero
Zeichnung: U. Schwert


Bohrer
In diesem Zusammenhang wurde das Bohren zu einer Technik der Steinbe- arbeitung entwickelt. Hierzu wurde ein Stab aus Hartholz als Bohrspindel, der möglicherweise durch eine Bohrkappe aus Geweih verstärkt wurde, auf den steinernen Axtrohling gesetzt und mit einem Fiedelbogen wurde die Bohrspindel wie ein Drillbohrer in Drehung versetzt. Unter Zugabe der bewährten Schleifmittel Feinsand und Wasser schliff die Bohrkappe eine Vertiefung in den Axtkörper.

Mit dem Verfahren, das als Vollbohrung bezeichnet wird, benötigte der Hersteller 24 Arbeitsstunden, um ein Loch von 1 cm Tiefe zu schleifen. Zeit und Arbeitsaufwand wurden eingespart bei der Verwendung hohler Bohrkappen (Röhrenknochen, Holunderholz). Der Bohrer schliff dann eine ringförmige Rille in den Stein um einen Bohrkern herum. Äxte mit Spuren von beiden Bohrverfahren und Bohrkerne von Hohlbohrungen sind häufig im jungsteinzeitlichen Fundmaterial. Nach dem gleichen Prinzip konnten auch andere Materialien, wie Knochen, Bernstein und auch Holz durchbohrt werden. Im letzteren Fall wurde die Bohrmaschine auch als "Feuerzeug" eingesetzt. nach oben

Doppelaxt der
havelländischen Kultur
(Zeichnung:
U. Schwert)


Streitaxt
Einige Typen von Äxten sind für die Holzbearbeitung technisch nicht geeignet. Auf Grund eines aufwendigen Herstellungsverfahrens und exklusiver Formen werden sie als Waffen, als "Streitäxte", definiert.. Streitäxte wurden über die ganze Jungsteinzeit in Mittel- und Nordeuropa hergestellt und verwendet. In Mittel- und Nordeuropa spricht der Archäologe geradezu von "Streitaxt-Kulturen". Eine typische Streitaxt der Trichterbecherkultur ist die "flache Hammeraxt".
Daneben wurden auch formvollendete "Doppeläxte" gefertigt. Sie treten vor allem in der Havelländischen Kultur sowie in deren uckermärkischen Ableger auf.
Verschiedentlich entdeckt der Archäologe Hinweise, daß die Axt auch kultische Verehrung genoß. Anzeichen dafür sind z. B. Schmuckstücke aus Bernstein, die Miniaturformen von Doppeläxten darstellen: Sie wurden in jungsteinzeitlichen Gräbern Norddeutschlands und Skandinaviens als Beigaben gefunden. nach oben


Dolch aus Feuerstein
Am Ende der Jungsteinzeit erreichten die Steinschläger höchste Kunstfertigkeit in der Herstellung von Dolchen aus Feuerstein.

Dolche aus Feuerstein

In Dänemark wurden Waffen aus Feuerstein gefunden, die schon die Länge von kurzen Schwertern der Bronzezeit erreichten. Im nordostdeutschen Gebiet lassen Funde von Rohstücken und Halbfabrikaten für Feuersteindolche darauf schließen, daß auch hier Spezialisten der Feuersteinbearbeitung tätig waren. Durch Bearbeitung mit Schlag und Druck erhielt die gesamte Oberfläche des Gerätes ein "gemuscheltes" Aussehen. Es wurden Dolche mit dem Umriß ähnlich dem eines Weidenblattes gestaltet.
Auf die etwas dickere Spitze war ein hölzerner Griff aufgesetzt. Die Klinge steckte in einer Scheide aus Leder (H.-J. Häßler 1991 S. 526). Diese weidenblattförmigen Dolche wurden früher als Lanzenspitzen angesehen.

Bei anderen Dolchen wurden Griff und Klinge zusammenhängend aus einem Stück geformt. Hier waren sicher die Bronzedolche der frühen Metallzeit Vorbilder für die nach oben in hochspezialisierter Technik hergestellten Steingeräte.


Textilherstellung

Ein neues Feld der Technologie wurde durch die Herstellung von Textilien entwickelt. Die Herstellung von gedrehten bzw. gezwirnten Seilen, Schnüren und

Gewichtswebstuhl (Zeichnung: U. Schwert)
feinen Fäden aus pflanzlichen und tierischen Fasern war den Menschen schon lange bekannt. Sie wußten die Fäden auch durch Techniken des Flechtens, Knotens und Strickens zu verbinden (vergl. die mittelsteinzeitlichen Fischernetze). In der Jungsteinzeit wurden auf dem Gewichtswebstuhl Fäden aus tierischer Wolle und Pflanzenfasern, vor allem des Flachses zu Stoffen gewebt. Diese waren zu wärmender, auch leichter Bekleidung sowie für vielfältige Behältnisse im Haushalt, Vorrat und Transport verwendbar. Spinnwirtel, die tönernen Schwunggewichte der Handspindeln, und Gewichte, welche die Kettfäden im Gewichtswebstuhl spannten, sind unter den jungsteinzeitlichen nach oben Siedlungsfunden nicht selten.