Windbedingte Formen - Binnendünen

 

Der Einfluß des Windes auf die Landschaftsentwicklung wird im Vergleich zur eis- und wasserbedingten Veränderung häufig unterschätzt bzw. nur selten als solche wahrgenommen.
Dennoch hatte und hat auch der Wind eine landschaftsgestaltende Kraft. Als landschaftliche Elemente werden Flugsandablagerungen und Binnendünen angetroffen. Während die erst genannten flächig, kaum sichtbar in Erscheinung treten, können die Binnendünen sich sehr abrupt aus ihrer Umgebung erheben. Sind die Binnendünen von Wald bedeckt, kommt es kaum noch zu Verlagerungen, was sich schnell ändert, wenn, wie auf Truppenübungsplätzen, die Vegetations- decke zerstört wird. Aus der ruhenden Düne entsteht eine Wanderdüne.

Flugsandablagerungen besitzen in Brandenburg eine größere Verbreitung als gemeinhin angenommen. Flugsanddecken mit einer Mächtigkeit von unter 0,5 m treten morphologisch kaum in Erscheinung. Im Gegenteil, diese wirken eher reliefausgleichend in der Landschaft.
Dabei überziehen sie nicht nur Sander und Urstromtäler, man findet sie auch in glazialen Rinnen. Auf Grund- und Endmoränen bedecken &Flugsandschleier& häufig weite Areale.

Dünensand wie er angeweht wird. Eine Mikroskopaufnahme%20Foto: H.Domnick Eine Laserscanner- Aufnahme der Dünen in der Schorfheide bei Joachimsthal. Quelle: Brandenburg- Viewer
Dünensand wie er angeweht wird. Eine Mikroskopaufnahme Foto: H.Domnick, Frau I. Preuß
 
Eine Laserscanner- Aufnahme der Dünen in der Schorfheide bei Joachimsthal.H. Domnick.  Quelle: Brandenburg- Viewer Lizenz: Geobasisdaten © GeoBasis-DE/LGB2014,GBW 09/14

 

Moderne physikalische Datierungsverfahrenen ergaben für diese ältesten Flugsande ein Alter zwischen 14.000 und 13.000 Jahre.


Morphologisch bedeutsam sind die Binnendünen. Ihr klassisches Verbreitungsgebiet sind die Urstromtäler und Sander, wobei hier das reichliche Vorhandensein von "wehbarem" Material (Sand), die Ebenheit der Flächen und ein tiefer Grundwasserstand entscheidende Voraussetzungen für deren Entstehung bildeten. Randlich greifen Dünenfelder häufig auf Grundmoränenplatten über und streichen hier aus.

Nach Westen geöffnete Bogendünen mit relativen Höhen bis zu 20 m und teilweise 5 m tiefen Ausblasungshohlformen zwischen den Dünenschweifen sind beeindruckende Beispiele für die formende Kraft westlicher Winde.
Hauptbildungszeit dieser Dünen ist die ausgehende Jüngere Tundrenzeit, während der sich durch einen Kälterückfall die Vegetation nochmals auflichtete und damit eine Sandverlagerung möglich wurde.

Es existieren zahlreiche Belege für lokale holozäne Flugsandbewegungen, bei denen hauptsächlich die spätglazial angelegten Dünen ver- und überweht wurden. Nur selten entstanden neue Dünen. Weiträumig wirkende Verwehungen fanden vor 8.500, 4.800, 3.000 und 1.200 Jahren statt.


Typische Dünenlandschaft in der Schorfheide. Foto W. Ebert

Neben natürlichen Ursachen steht der siedelnde und brandrodende Mensch unter Verdacht, Auslöser für die nachgewiesenen Brände seit dem Neolithikum (Jungsteinzeit) gewesen zu sein, in deren Folge es zu den Sandumlagerungen kam.

Für Spezialisten und Interessierte: 
 Ergebnisse aus Untersuchungen an Dünen in Brandenburg

 

Charakteristische Dünen im Bereich der Märkischen Eiszeitstrasse

Dünen sind im Bereich der Märkischen Eiszeitstraße relativ weit verbreitet. Schöne Parabel-Dünen sind in den Sanderbereichen der Schorfheide aufgeweht. Sie bilden dort nördlich von Großschönebeck ein ziemlich zusammenhängendes Areal. Ein großes Dünengebiet befindet sich auch südlich von Eberswalde bis Melchow.

Wo kann ich markante Dünen sehen?

Die beeindruckenden Parabel-Dünen in der Schorfheide können erkundet werden, wenn man von Großschönebeck die B 109 in Richtung Norden fährt. Ein kleiner Parkplatz (ca. 5 km nördlich von Großschönebeck) bietet sich als Ausgangspunkt für eine Wanderung durch die Dünenlandschaft im nach Harz duftenden Kiefernforst an.
Etwas verdeckter sind die Dünen zwischen Melchow und Eberswalde. Aber auch hier eröffnet ein kleiner Parkplatz an der B 2 zwischen Melchow und Spechthausen, direkt in einer breiten Schneise der Hochspannungsleitung, die Möglichkeit zur Dünenwanderung. Folgt man der Schneise nach Osten, ersteigt man bald eine der mächtigsten Dünen der Region, die nach ihrem Gipfel nach Osten steil abfällt.
Noch ein Tip: Entdeckt man Dünen, die mit alten Buchen bestanden sind, hat man gute Chancen, im Spätsommer wunderbare Steinpilze zu finden!

© Märkische Eiszeitstraße, Dr. N. Schlaak, 2001