Die Tierwelt der Wiesen, Weiden, Äcker

Säugetiere | Vögel | Insekten

Grünlandflächen der Region konzentrieren sich in den vermoorten Niederungen und in der Flussaue des Odertals. Großräumige Landstriche mit Grünlandnutzung außerhalb der Oderaue gibt es beispielsweise im Welse-Sernitz-Tal, der Uckerniederung und im Niederoderbruch. Kleinflächigere Wiesenniederungen finden sich darüber hinaus jedoch im gesamten Gebiet von Uckermark und Barnim. Insbesondere der nasse Flügel der Grünlandbereiche, die Nass- und Feuchtwiesen sowie das Auengrünland kann einer großen Schar von Tierarten Lebensraum bieten.

Säugetiere


Feldhase (Foto: W. Ebert)

Unter den Säugetieren sind insbesondere Feldhase und der im gesamten Kultur- land lebende Rotfuchs regelmäßig zu beobachtende Arten in verschiedenen Grünland-Ökosystemen. Aber auch die "Neubürger" Marderhund und Mink sind inzwischen insbesondere in den gewäs- sernahen Bereichen zu festen Bestand- nach obenteilen unserer Fauna geworden.

Vögel

Die Vogelwelt im extensiv genutzten Grünland mit eingestreuten Kleinstrukturen kann sehr reichhaltig sein. In besonders prägnanter Form zeigt sich dies im Nationalpark "Unteres Odertal", wo Grünland von zahllosen Feuchtgebieten und Kleinstrukturen unterschiedlichster Ausprägung durchsetzt ist. Erhebliche Arten- und Individuendichten von Vögeln sind in diesen Mosaik-Lebensräumen zu verzeichnen.

Lediglich einige charakteristische Vertreter sollen hier aufgezählt werden. Die typischen wiesenbrütenden Limikolen der großen Grünlandkomplexe (Rotschenkel, Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Kiebitz und Bekassine) sind heute insbesondere im Unteren Odertal konzentriert. Nur Kiebitz und Bekassine finden (vielfach allerdings vereinzelt) in der gesamten Region noch Brutmöglichkeiten in Feuchtwiesen und Nassstellen. Der Kiebitz tritt auch regelmäßig als Ackerbrüter auf.


Rotschenkel (Foto: W. Ebert)

Kiebitz (Foto: W. Ebert)
Der Nationalpark Unteres Odertal beherbergt Deutschlands bedeutendste Brutvorkommen von Wachtelkönig, Seggenrohrsänger und Trauersee- schwalbe. Weitere prägende Arten des gewässerreichen Auengrünlandes an der Oder sind Tüpfelralle, Sprosser, Blaukehlchen, Feldschwirl, Schlagschwirl, Schilfrohrsänger, Sumpfrohrsänger, Schafstelze und Rohrammer. Gehölz- reiche Wiesen mit Altwässern werden gern von Sperbergrasmücke, Neuntöter, Beutelmeise und Karmingimpel besiedelt. Charakteristische Brutvogelarten der extensiv genutzten Wiesen und Weiden im gesamten Betrachtungsgebiet sind Braunkehlchen und Wiesenpieper. Beide Arten kommen in der Region bevorzugt im Feuchtgrünland vor, sind jedoch auch im mäßig genutzten Grasland außerhalb der Feuchtzonen heimisch.
Größere Grünlandkomplexe stellen für viele wandernde Vogelarten einen bevorzugten Rastraum dar. In erster Linie ist hier wiederum die Oderaue zu nennen, deren überflutete sowie von Dränge- oder Restwasser der Oder vernässte Wiesen ein außerordentlich wichtiges Rastgebiet für Tausende Wasser- und Watvögel bilden. Saat- und Bleßgänse, Sing-, Zwerg- und Höckerschwäne, Pfeif-, Spieß-, Löffel-, Krick-, Knäk-, Reiher- und Tafelente sowie zahlreiche Limikolenarten wie Bekassine, Zwergschnepfe, Kiebitz, Kampfläufer, Dunkler Wasserläufer, Grünschenkel, Rotschenkel, Bruchwasserläufer und Goldregenpfeifer sind typische Rastvögel.

Brütender Kranich
(Foto: E. Henne)

Ein beeindruckendes Schauspiel ist der Einflug von mehreren Tausend Kranichen in die auf polnischer Seite gelegenen Schlafplätze zwischen Ost- und Westoder an der Nordostflanke des Nationalparks bei Gartz im Oktober. Auch die anderen größeren Grünlandkomplexe der Region wie Uckertal, Randow-Welse-Tal, Niederoder- bruch sind wichtige Rastgebiete z. B. für Kranich, Kiebitz, Goldregenpfeifer, Rauhfußbussard und Kornweihe sowie Brutgebiete für Arten wie Wachtelkönig, Kiebitz, Bekassine, Großer Brachvogel, Braunkehlchen und Wiesenpieper. Weißstorch und Greifvogelarten wie Rotmilan und Turmfalke sind häufig bei der Nahrungssuche in Grünlandgebieten zu nach obenbeobachten.

Insekten

Insekten machen auch den Hauptteil der Tierarten von Wiesen und Weiden aus. Unter den Heuschrecken sind einige kennzeichnende hygrophile Arten in unseren Feuchtwiesen und -weiden nicht selten. Zu diesen zählen Kurzflüglige Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis), Säbeldornschrecke (Tetrix subulata), Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) und Sumpfgrashüpfer (Chorthippus montanus). Regelmäßig kommt auch die Große Goldschrecke (Chrysochraon dispar) in höherwüchsigen feuchten Wiesen vor.


Weißrandiger Grashüpfer
(Foto: W. Ebert)

Die in unserer Region ebenfalls öfter vorkommenden Arten Weißrandiger Grashüpfer (Chorthippus albomargi- natus) und Bunter Grashüpfer (Omo- cestus viridulus) besiedeln gern frisches bis feuchtes Grünland. Intensiver genutzte Wiesen und Weiden sind oft artenarm bzw. werden dort die Randzonen bevorzugt. In Saumstrukturen tritt beispielsweise der Feldgrashüpfer (Chorthippus apricarius) auf.  
Trockenere als Weide genutzte Gras- landflächen beherbergen anspruchslose Heuschrecken wie Roesels Beißschrecke (Metrioptera roeseli), Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus) und Gemeiner Grashüpfer (Chorthippus parallelus). Im extensiv genutzten Grünland und Brachestadien lebt auch der Wiesengrashüpfer (Chorthippus dorsatus) recht konstant. Auf sandigen und sandig-lehmigen Äckern der Region ist der Goldpunkt-Puppenräuber (Calosoma auropunctatum) nicht selten zu sehen.  
Eine charakteristische Artengruppe sind die Schmetterlinge. Die dem oberflächlichen Betrachter auffälligen und häufigen Exemplare widerspiegeln keinesfalls die Formenfülle des Lebensraumes, da viele Arten verborgen leben oder nachts aktiv sind. Vor allem Tagfalter lassen sich auf jeder Wiese beobachten, jedoch kann die Artenzahl recht unterschiedlich sein. Besonders ins Auge fallen die Tagfalter in den blühenden Distelbeständen unserer feuchten Wiesen.


Spiegelfleck-Dickkopffalter
(Foto: J. Möller)

Wenngleich Trockenlegung und Nut- zungsintensivierung vielerorts zu Arten- verarmung in den Feuchtwiesen geführt haben, beherbergen manche dieser Standorte noch charakteristische Tag- falter-Arten wie Spiegelfleck-Dick- kopffalter (Heteropterus morpheus), Silberscheckenfalter (Melitaea diamina), Mädesüß-Perlmutterfalter (Brenthis ino) und Großer Feuerfalter (Lycaena dispar). Diese sind jedoch überwiegend selten geworden und in der Region nur noch sehr lokal anzutreffen.


Tagpfauenauge (Foto: W. Ebert)

Weitaus häufiger sind in Grünland und Säumen anspruchslosere Arten wie Großes Ochsenauge (Maniola jurtina), Brauner Waldvogel (Aphantopus hype- ranthus), Kleiner Kohlweißling (Pieris rapae), Rapsweißling (Pieris napi), Klei- ner Heufalter (Coenonympha pamphi- lus) und Tagpfauenauge (Inachis io) zu beobachten. Unter den einst häufigen Bläulingen tritt nur noch der Gemeine Bläuling (Polyommatus icarus) regel- mäßig in Erscheinung.  
Auch unter den Spinnen gibt es typische Arten im Grünland, insbesondere für die feuchten Bereiche. So sind beispielsweise die Baldachinspinne Allomengea scopi- gera und die Dickkieferspinne Pachyg- natha clercki charakteristische Spinnen unserer Feuchtwiesen. Der aufmerksame Beobachter wird jedoch auch verschiedene Exemplare der Wolfspinnen bemerken. Diese Familie, deren Vertreter keine Netze bauen, ist beispielsweise durch die Arten Pardosa amentata, Pardosa prativaga und die nässeliebende Pirata piraticus in feuchten bis nassen Grünlandbereichen vertreten.

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� FH Eberswalde, J. Möller, 2003