Tierwelt der Wälder

Säugetiere | Vogelwelt | Amphibien und Reptilien | Insekten

 

So vielfältig und großräumig die Wälder im Gebiet sind, so mannigfaltig und reichhaltig ist deren Tierwelt. Die im Gebiet verbreiteten Kiefernwälder, die Buchenwälder und die Eichen-Mischwälder beherbergen ebenso wie die nässebeeinflussten Erlen- und Erlen-Eschenwälder aufgrund ihrer Unterschiede hinsichtlich Bestandsklima, Baumartenzusammensetzung, Bestandsstruktur und anderer Faktoren jeweils verschiedenartige Tierartengemeinschaften. Forstliche Einflußnahmen, insbesondere  Monokulturen, haben zu mehr oder weniger starken Veränderungen  in den Wäldern geführt. Neben der Veränderung der Baumartenzusammensetzung sei nur auf den Mangel des für viele Waldtiere so notwendigen Alt- und Totholzes verwiesen. Die Artenfülle der waldbewohnenden Tiere ist so groß, daß es keinesfalls möglich wäre, auch nur die häufigsten von ihnen einigermaßen vollständig zu erwähnen oder gar ihre Lebensweise zu beschreiben. Allerdings soll  versucht werden, auf charakteristische Arten des Gebietes einzugehen.


Säugetiere

Unter den Säugetieren sind Begegnungen mit den größeren Arten Rothirsch, Reh und Wildschwein sowie den aus jagdlichen Gründen eingeführten Arten Damhirsch und Mufflon besonders wahrscheinlich. Der Rothirsch ist wie die Adlerarten ein Tier großer, wenig zerschnittener und störungsarmer Waldgebiete. Er ist in nahezu allen größeren Waldgebieten der Uckermark und des Barnim präsent. Der in der Vergangenheit im "Staatsjagdgebiet" künstlich hochgehaltene Bestand von Rothirschen und den anderen Schalenwildarten machten die Schorfheide weit über die Grenzen Brandenburgs hinaus bekannt.

Rothirsch (Foto: W. Ebert)

Rehkitz (Foto: O. Jarisch)

Damhirsch (Foto: W. Ebert)

Mufflon (Foto: W. Ebert)

Weiteren Säugetier-Arten, wie dem Baummarder, wird man ebenso wie waldbewohnenden Kleinsäugern (Wald- und Zwergspitzmaus, Gelbhalsmaus, Rötelmaus) nur zufällig begegnen, während Eichhörnchen allgegenwärtig sind. Als ausgesprochene Seltenheit kommt im Gebiet der Siebenschläfer vor.
Der ehemals aus Farmen entwichene Waschbär ist fest etabliert und wird beispielsweise regelmäßig am Werbellinsee beobachtet. (J. Goretzki hat Zahlen zur Bestandsentwicklung veröffentlicht, die enorm beeindruckend sind! Auch das Wildschwein erreicht eine Populationsdichte wie nie zuvor!)  
Aufgrund ihrer Lebensweise wenig auffällig, aber bedeutsam in den Nahrungsketten sind Fledermäuse. Einige von ihnen sind baumbewohnende Fledermäuse, die ihren Lebensraum vorwiegend in Wald- und Waldrandbereichen haben. Teilweise nutzen sie verlassene Schwarzspechthöhlen als Unterkunft (Wochenstuben, Winterquartiere). Sehr gute Lebensbedingungen findet im Gebiet der Große Abendsegler, der in altholzreichen lichten Waldgebieten Quartiere bezieht und als früh ausfliegende Fledermausart häufig bereits in der Dämmerung über Wasserflächen, an Waldrändern, Wiesen oder anderen insektenreichen Räumen zu beobachten ist. Weitere Arten dieses Lebensraumes sind Wasserfledermaus, Bechsteinfledermaus, nach oben Große Bartfledermaus, Kleiner Abendsegler und Braunes Langohr.

 


Vogelwelt

Besonders auffällig und auch am besten untersucht ist die Vogelwelt. Eines der Gütezeichen der Region ist der Reichtum an seltenen Großvogelarten. Während der Kranich neben nassen Bruchwäldern in den zahlreichen Versumpfungsmooren auch Brutplätze an Seeufern und Kleingewässern besetzt, brüten Seeadler, Fischadler, Schreiadler und Schwarzstorch auf alten Bäumen in ruhigen Wäldern. Der Fischadler nutzt zunehmend auch Hochspannungsmasten zur Anlage seiner Horste. Diese Arten sind in der Offenlandschaft, beispielsweise an Seen oder Teichkomplexen wie der Blumberger Mühle bei Angermünde, weitaus besser zu beobachten als in den Wäldern. Der Kranich ist zudem zur Zugzeit, vor allem im März und Oktober, kaum zu übersehen und vor allem nicht zu überhören.


Schreiadler (Foto: E. Henne)

Über die genannten Großvogelarten hinaus müssen die Greifvögel Mäusebussard, Wespenbussard, Habicht, Rot- und Schwarzmilan sowie Baumfalke erwähnt werden.
 Regelmäßig treten Waldkauz und Wald- ohreule in den hiesigen Wäldern auf und selbst der Uhu wird neuerdings wieder nachgewiesen. Im Rahmen eines erfolgreichen Wiederansiedlungsprogrammes für baumbrütende Wanderfalken erobert auch diese Art langsam verlorenes Terrain wieder zurück.  


Waldohreule (Foto: J. Möller)

Der häufig an Gewässern und auf Feldern zu beobachtende Graureiher ist ebenso eine waldbrütende Vogelart mit mehreren Brutkolonien in der Uckermark und im Barnim. Eine eindrucksvolle und ruffreudige Vogelgestalt ist der wieder regelmäßig anzutreffende Kolkrabe, der ebenso wie die Nebelkrähe große Bedeutung als Nestbereiter für andere Vogelarten wie die heimischen Falken hat. Neben dem Kranich sind Waldwasserläufer und Waldschnepfe typische Vogelarten in den Feucht- wäldern von Uckermark und Barnim. Hierzu sind auch der Kleinspecht sowie unter den Singvögeln die Sumpf- und die Weidenmeise zu zählen.


Graureiher
(Foto: W. Ebert)

Ein charakteristischer Vogel der nordostdeutschen Buchenwälder und der naturnahen Laubmischwälder ist der höhlen- und nischenbrütende Zwergschnäpper. Die Art ist in den Buchenbeständen des Biosphä- renreservates Schorfheide-Chorin (z. B. zwischen Chorin und Oderberg) wie auch in den Naturparks Barnim (z.B. im Naturschutzgebiet Nonnenfließ- Schwärzetal) und Uckermärkische Seen (z. B. südlich Lychen) vertreten. Ebenfalls kennzeichnend für die Buchenwälder sind Schwarzspecht, Hohltaube und Waldlaubsänger.
Eine andere Spechtart, der Mittelspecht, ist bezeichnend für ältere Eichenbestände. Diese Art hat z. B. größere Vorkommen in den eichenreichen Wäldern der Schorfheide im Umfeld des Jagdschlosses Hubertusstock sowie in den Wäldern des Choriner Endmoränenbogens südlich des Parsteiner Sees.


Grünspecht (Foto: J. Möller)

 
 
Der größere Grünspecht ist in aufgelockerten Laub- und Mischwäldern mit Freiflächen keine seltene Erscheinung.

Als typische Arten der Kiefernwälder können Tannenmeise und Haubenmeise angesehen werden. Wenn Fichten in die Bestände gepflanzt wurden, treten regelmäßig auch unsere kleinsten Vögel, das Wintergoldhähnchen und seltener auch das Sommergoldhähnchen auf. Auch der Sperber ist ein typischer Nadelwaldbewohner, gern in Fichtenbeständen, aber auch in den weitläufigen jüngeren Kiefernbeständen der Region regelmäßig vorkommend. Einige der häufigsten heimischen Vogelarten wie Buchfink, Kohlmeise, Amsel oder Rotkehlchen sind in nahezu allen Waldtypen anzutreffen.

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Amphibien und Reptilien

Unter den Amphibien und Reptilien sind in den feuchtgebietsreichen Wäldern noch häufig die  Ringelnatter und in den Erlenbrüchen der durch blau gefärbte Männchen zur Laichzeit auffallende Moorfrosch zu finden. In strukturreichen Waldrandzonen sind Waldeidechse und Blindschleiche nicht selten.


Blindschleiche (Foto: W. Ebert)

Ringelnatter (Foto: Prof. W. Ebert)
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Insekten

Die Insekten stellen den weitaus größten Teil der Tierarten. Nach Brauns (1991) leben allein an der Rotbuche mindesten 208 verschiedene Insektenarten, von denen 23 als Nahrungsspezialisten ganz auf diese Baumart angewiesen sind. Zählt man die Bewohner der anderen Bäume, Sträucher und Kräuter sowie die Bodentiere hinzu, erhält man eine Vorstellung vom Formenreichtum der Wirbellosen-Tierwelt naturnaher Wälder. Nur um einen Eindruck von der meist unauffälligen Vielfalt der Kleintiere unserer heimischen Wälder zu vermitteln, werden einige dieser Buchen-Bewohner vorgestellt.

Bereits die Keimpflanze wird von der Buchenblatt-Baumlaus (Phyllaphis fagi) genutzt. An jungen Bäumen lebt der Mittlere schwarze Rüsselkäfer (Otiorrhynchus niger), während die Larven des erst in jüngster Zeit wieder verstärkt auftretenden Feldmaikäfers (Melolontha melolontha) die Wurzeln befressen.


Feldmaikäfer (Foto: O. Jarisch)

In der Stammregion treten wieder andere Arten auf. Einen mancherorts zu sehenden weißen Überzug auf Buchenstämmen erzeugt die Buchen- wollaus (Cryptococcus fagi). Auf der Rinde findet man die Räupchen der Sackträgermotte (Talaesporia tubulo- sa) in selbstgefertigten Säckchen, die sie zur Verpuppung an Stämmen festspin- nen. Die Rinde unterhöhlen (minieren) die Raupen der Buchenrindenminier- motte (Ectoedemia liebwerdella), während unter der Rinde an Pilzmyzel die Rindenwanze (Aradus crenatus) gefunden wird.

Es gibt keinen Bereich der Buche, in dem nicht Tiere ihre artspezifischen Lebensansprüche erfüllt finden. Zwischen Rinde und Holz legen Larven des Grünen Prachtkäfers (Agrilus viridis) und des Schrotbockes (Rhagium sycophanta) ihre Fraßgänge an. Im Holz fertigen die Larven des Buchenspießbockes (Cerambyx scopolii) oder der Holzwespe (Tremex fuscicornis) lange Gänge. Auch in der Buchen-Krone ist die Zahl der tierischen Bewohner groß. Die Buchenblatt-Gallmücke (Mikiola fagi) sticht ihre Eier in die Blattoberseiten ein. Dies erzeugt häufig zu findende Beutelgallen, in denen sich die Larven entwickeln. Jugendformen der Buchenblattwespe (Cimbex fagi) verursachen eine Ringelung der Triebe, die des Buchenspringrüßlers (Orchestes fagi) und der Buchenminiermotte (Nepticula basalella) prägnante Fraßmuster in den Blättern, die sogenannten Minen. Bei der zuletzt aufgeführten Art handelt es sich um einen winzigen Falter von wenigen Millimeter Flügelspanne. Ein deutlich auffälligerer Schmetterling der hiesigen Buchenwälder ist der Nagelfleck (Aglia tau), dessen Männchen zur Zeit des ersten Buchenlaubes im April im schwirrähnlichen Flug zu sehen sind.

Vereinzelt aber regelmäßig tritt in den lichteren Buchenwäldern der Lederlaufkäfer (Carabus coriaceus) auf, mit 4 cm Länge unser größter heimischer Laufkäfer. Diese Auflistung der Buchenbewohner ließe sich noch lange weiterführen, die meisten davon gehören zu den Käfern und Schmetterlingen.


Lederlaufkäfer (Foto: W. Ebert)

Eichenwälder sind noch artenreicher. Etwa 2000 Tierarten sind im Nahrungs- kettengefüge nur an die heimischen Eichen gebunden. Aufgrund dessen, daß Eichenwälder lichtere Wälder als Buchen- wälder sind, können hier die Sonnen- strahlen bis zum Boden vordringen, so daß sich auch wärmeliebende Tiere ansiedeln können. Auch die Bodenvege- tation kann sich reich entfalten. Die grobe Rinde der Eichen bietet viele Unterschlupfmöglichkeiten für Wirbellose. Mehrhundertjährige Huteeichen, wie sie besonders zahlreich in der Schorfheide auftreten, können Lebensraum für seltene Alt- und Totholzbewohner unter den Käfern wie Großer Eichenbock (Cerambyx cerdo), Hirschkäfer (Lucanus cervus), Eremit (Osmoderma eremita) und eine Reihe weiterer Arten bilden.


Eichenheldbock (Foto: O. Jarisch)

Hirschkäfer (Foto: O. Jarisch)

Aber auch ein nicht zu einförmiger Kiefernforst, gemischt mit einigen Bäumen, Unterwuchs und krautigen Pflanzen, kann durchaus die Vielfältigkeit eines natürlichen Waldes erreichen. Die monotonen, strukturarmen Kiefernforsten sind hingegen recht artenarm. Hier kann es andererseits zu Massenentfaltungen einzelner Insektenarten wie Kiefernspinner (Dendrolimus pini), Kiefernspanner (Bupalus piniarius), Forleule (Panolis flammea) oder Kiefernbuschhorn- blattwespe (Diprion pini) kommen. Bei Übervermehrungen ist der Kiefernspanner im Mai und Juni am Tage in zahlreichen Individuen in unseren Kiefernbeständen zu beobachten.


Kiefernspanner (Foto: W.Ebert)

Im folgenden sollen lediglich noch einige ausgewählte Insekten erwähnt werden.
Ein häufiger Tagfalter unserer Wälder ist das Waldbrettspiel (Pararge aegeria). Die Falter spielen am Waldrand oder in lichteren Waldzonen in den Sommer- monaten häufig um Gebüsch oder über Laub am Boden im Sonnenschein.

Im folgenden sollen lediglich noch einige ausgewählte Insekten erwähnt werden: Ein häufiger Tagfalter unserer Wälder ist das Waldbrettspiel (Pararge aegeria). Die Falter spielen am Waldrand oder in lichteren Waldzonen in den Sommermonaten häufig um Gebüsch oder über Laub am Boden im Sonnenschein.

Besonders augenfällig in unseren Koniferenbeständern sind die hügelbauenden Waldameisen. Es handelt sich um die Arten Formica polyctena und Formica rufa. Nicht selten kann man Holzschlupfwespen (Rhyssa persuasoria und Dolichomitus-Arten) beobachten, wie sie mit ihrem haarfeinen, bis 6 cm langen Bohrer fast mühelos das Holz durchdringen, um mit sicherem Instinkt ihre Eier in Käferlarven abzulegen.

In vielen Wäldern treten unterschiedliche Arten von Mistkäfern (Geotrupes spec.) auf, die oft an Huftierkot zu finden sind. Gelegentlich sind verschiedene Groß-Laufkäfer der Gattung Carabus zu finden. Zu den regelmäßig vertretenen Arten unserer Wälder zählen Goldleiste (Carabus violaceus), Hainlaufkäfer (Carabus nemoralis) und Gartenlaufkäfer (Carabus hortensis). Recht häufig in Feucht- und Nasswäldern ist der Gekörnte Laufkäfer (Carabus granulatus). Immer wieder begegnen uns insbesondere an den weit verbreiteten Kiefern Fraßbilder an Totholz. Häufig handelt es sich hier um Borkenkäfer, deren Larven und erwachsene Tiere unter der Rinde oder im Holz leben. Zahlreich ist beispielsweise das Fraßbild des Großen Waldgärtners (Tomicus piniperda) zu finden.


Mistkäfer (Foto: W. Ebert)

Fraßbild des Großen Waldgärtners
(Foto: O. Jarisch)

Fraßbild des Großen Birkensplintkäfers
(Foto: O. Jarisch)

Aber auch Vertreter anderer Käferfamilien rufen spezifische Fraßbilder an Kiefern hervor. In unserer Region häufiger sind z. B. die Larvengänge des Blauen Kiefernprachtkäfers (Phaenops cyanea) an absterbenden Kiefern auszumachen. Nicht nur an Kiefern, auch an anderen Baumarten sind Fraßspuren häufig. An Birken z. B. frißt der Große Birkensplintkäfer (Scolytus ratzeburgi), an Ulmen der Große Ulmensplintkäfer (Scolytus scolytus). Letzterer ist ein Überträger des Pilzes Ceratocystis nach obenulmi als Verursacher des Ulmensterbens.

© Märkische Eiszeitstraße, FH Eberswalde, J. Möller 2003