Auf waldfreien Standorten mit besonderen kleinklimatischen Verhältnissen sind vorwiegend im Ostteil des Gebietes zahlreiche Trockenrasen erhalten geblieben. Sie liegen meist isoliert an den Hangkanten zu Niederungen sowie auf Kuppen. Diese Lebensräume treten konzentriert am Odertalrand, an den Randhängen zum Niederoderbruch, im Parsteiner Becken, westlich des Oberuckersees und östlich von Greiffenberg auf. Eine Reihe der am besten erhaltenen und wertvollsten Flächen sind als Naturschutzgebiet oder Geschützter Landschaftsbestandteil ausgezeichnet worden. Diese unter kontinentalem Klimaeinfluß entstandenen Trockenrasen weisen vor allem unter den Insekten vielfach eine eigenständige Tierwelt auf und sind durch Inselvorkommen zahlreicher südlich und südöstlich verbreiteter Arten gekennzeichnet.
Unter den Wirbeltieren sind einige Vogel- und Reptilienarten zu erwähnen. Bei größerer Flächenausdehnung und Ge- büschausstattung können Neuntöter und Sperbergrasmücke hohe Dichten erreichen. Sind Baumgruppen vorhanden, treten nicht selten auch Heidelerche und Wendehals auf. Auch die Zaun- eidechse ist in strukturreichen trocken- warmen Standorten noch regelmäßig
vertreten.
Ungewöhnlich artenreich sind Insekten auf den Trockenrasen. Eindrucksvoll durch Gesang und ihre große Zahl sind die Heuschrecken. Häufig treten Brauner Grashüpfer (Chorthippus brunneus), Nachtigall-Grashüpfer (Chorthippus biguttulus), Verkannter Grashüpfer (Chorthippus mollis) und Heidegrashüpfer (Stenobothrus lineatus) auf.
In Bereichen mit geringem Deckungsgrad der Vegetation lebt nicht selten die Blauflüglige Ödlandschrecke (Oedipo- da caerulescens). Charakteristisch sind auch die etwas unauffälligeren Arten Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata) und Rotleibiger Gras- hüpfer (Omocestus haemorrhoidalis).
In langgrasigen Trockenrasen kann die Zweifarbige Beißschrecke (Metrioptera bicolor) gemeinsam mit der häufigeren Verwandten Roesels Beißschrecke (Metrioptera roeselii) auftreten. Die Steppen-Beißschrecke (Platycleis montana) siedelt im Gebiet an ihrer westlichen Verbreitungsgrenze und hat auf einem Trockenrasen am Rande des Odertals ihren einzigen Fundort in Deutschland.
Bemerkenswert ist die Artenvielfalt der Schmetterlinge in den trockenwarmen Lebensräumen unserer Region. Viele Arten leben hier am Nordrand oder Nordwestrand ihrer Verbreitungsgebiete. Allerdings sind die meisten dieser Arten nachtaktiv. Bemerkenswert sind die Vor- kommen vom submediterranen Schwar- zen Bär (Arctia villica) und vom Purpur-Bär (Rhyparia purpurata). Unter den Tagfaltern ist der prächtige Silber- bläuling (Lycaena coridon) charakte- ristisch. Ebenfalls eine typische Trockenrasenart, aber leicht zu übersehen, ist der Zwergbläuling (Cupido minimus).
In Magerrasen mit Veilchenbeständen ist auch der vereinzelt auftretende Hain- veilchen-Perlmutterfalter (Boloria dia) zum kennzeichnenden Artenspektrum zu zählen.Der ebenfalls verstreut vorkom- mende Schwalbenschwanz (Papilio machaon) bewohnt zwar auch andere Lebensräume, bevorzugt jedoch durch- aus die wärmebegünstigten Trocken- gebiete, wo er noch immer regelmäßig angetroffen wird.
Eine in Magerrasen und trockenwarmen Saumstandorten stete Erscheinung ist der Schachbrettfalter (Melanargia galathea). Im gleichen Lebensraum ist gelegentlich die prächtige Raupe des Wolfsmilch-Schwärmers (Hyles euphorbiae) zu finden.
Auffällig sind die farbenfrohen Widder- chen, die im Gebiet mit mehreren Arten vertreten sind. Häufig ist das Gemeine Blutströpfchen (Zygaena filipendulae), aber auch seltenere Arten wie Zygaena minos, Zygaena lonicerae, Zygaena loti, Zygaena ephialtes und Zygaena carnio- lica kommen in der Region vor. Hervor- zuheben ist das Kupferglanz-Grünwid- derchen (Jordanita chloros), das in der Region ein isoliertes nördlichstes Vorkom- men in Mitteleuropa besitzt und auch bundesweit vom Aussterben bedroht ist.
Eine charakteristische Erscheinung unse- rer Trockenrasenhänge sind die Ölkäfer der Gattung Meloe. Bereits an den ersten wärmeren Tagen im März findet man die schwerfälligen Käfer, die sich durch eine hochspezialisierte Fortpflanzungsbiologie mit strenger Bindung an erdbewohnende Bienen auszeichnen.
Erwähnung sollen noch die Hautflügler finden.
Die Trockenrasen und sonnenexponierten Abbruchkanten beherbergen eine reiche Palette verschiedenster Vertreter dieser Insekten-Ordnung. Besonders zahlreich sind Grabwespen und Wildbienen vertreten. Als Beispiele seien die Silbermundwespe (Crabro peltarius), die Kreiselwespe (Bembix rostrata), die Filzbiene (Epeolus variegatus) sowie die Wespenbiene (Nomada rufipes) genannt. Typisch sind auch verschiedene Arten der metallisch glänzenden Goldwespen, die ihre Eier in die Brutkammern von Wildbienen (besonders Mauerbienen), Wespen oder Grabwespen ablegen. Nicht selten sind beispielsweise Hedychrum nobile und Hedychrum rutilans. Unter den Faltenwespen sind Odynerus-Arten als Beispiele zu erwähnen, die in den Magerrasen auf Nahrungssuche gehen, aber auf Steilwandstrukturen im Lebensraum als Nistplatz angewiesen sind. Seltener geworden, wenn auch noch regelmäßig anzutreffen ist der Bienenwolf (Philanthus triangulum). Selbst die beiden in Deutschland heimischen wärmeliebenden Dolchwespen, Borstige Dolchwespe (Scolia hirta) und Vierfleck-Dolchwespe (Scolia sexmaculata), treten auf den Trockenhängen
der Region auf.
Mollusken
Tiergeographisch interessant ist auch die Mollusken-Fauna. Nicht selten fallen Heideschnecken (Helicella obvia) auf, wenn sie in der Vegetation aufsteigen, um der Bodenhitze zu entkommen. Diese südöstliche Art ist in Trockenstandorten der Region recht verbreitet. Andere Arten sind weniger augenfällig, dafür aber umso spezifischer für die kontinental beeinflussten Trockenrasen der Region. Für die wärmebegünstigten Hänge ist die Dreizähnige Turmschnecke (Chondrula tridens) charakteristisch. Der Arealschwerpunkt dieser Art liegt deutlich in den südosteuropäischen Steppen, in unserer Region hat sie einen westlichen Vorposten. Sie tritt zusammen mit anderen typischen Arten wie der kleinen Pupilla muscorum oder Vallonia costata auf. Der exklusive Charakter der hiesigen Trockenrasen kommt auch im Vorkommen von Abida frumentum zum Ausdruck. Diese Art hat ihr geschlossenes Verbreitungsgebiet südlich der Alpen mit Ausläufern bis in die Thüringer Muschelkalkregion. Das Vorkommen in der Region ist ein entlegenes Inselvorkommen weit nördlich des Schwerpunktes dieser submediterranen Art.
© FH Eberswalde, J. Möller, 2003