Die Tierwelt im Nordosten Brandenburgs wird maßgeblich durch die landschaftlichen Bildungen der letzten Eiszeit sowie durch Art und Ausmaß der Landnutzungsverhältnisse geprägt. Die reich gegliederte Landschaft mit Grund- und Endmoränen, Sander und Urstromtal bedingt abwechslungsreiche abiotische Verhältnisse infolge des schwachen bis starken Reliefs, der zahlreichen Gewässer, der sehr unterschiedlichen Böden sowie der extrem voneinander abweichenden hydrologischen und mikroklimatischen Faktoren. Diese landschaftliche Vielfalt bringt einen beeindruckenden Reichtum an Lebensräumen hervor und hat dementsprechende Auswirkungen auf die Vegetation und die Tierwelt.
Die Standortbedingungen bestimmen auch die Landnutzungsformen. Aufgrund des starken Reliefs sind Endmoränenbereiche wie der Choriner Endmoränenbogen weitgehend bewaldet. Aber auch im Vorland der Endmoräne auf den Sandern, in den Talsandrinnen und auf den Dünenkomplexen entstanden oft als Heide bezeichnete Waldkomplexe. Bekannt aufgrund ihres Wildreichtums wurde die Schorfheide. Lange Zeit waren Teile dieses großen Waldgebietes Monarchen und Diktatoren als Jagdgebiet vorbehalten. Andere Beispiele sind Mönchsheide oder Barnimer Heide. Aus tierökologischer Sicht bedeutsam ist die Tatsache, daß diese Wälder im Gebiet große Ausdehnung erreichen und wenig durch Verkehrswege und Siedlungen zerschnitten sind. Damit sind diese Waldkomplexe besonders auch für Tierarten mit hohem Raumanspruch und größerer Störempfindlichkeit geeignet. Insbesondere dann, wenn Feuchtgebiete und Gewässer in den Wäldern vorhanden sind, können Arten wie Fisch-, See- und Schreiadler, Kranich und Schwarzstorch auftreten.
Die Grundmoränenflächen sind im Gegensatz zu den Endmoränen und Sandern weitgehend waldfrei. Hier wird Landwirtschaft betrieben. Je nach Geländeform wechseln Äcker, Wiesen, Weiden, Hutungen (Grünland, Trocken- rasen), mehr oder weniger durchsetzt von Flurgehölzen und Gewässern unterschiedlichster Art. In den strukturreichen Agrarfluren leben beispielsweise Wachtel, Braunkehlchen, Grau- und Goldammer, Neuntöter,
Raubwürger und Feldhase.
Für die junge Landschaft Nordostbrandenburgs sind Seen, zahllose Kleingewässer und besonders auch Moore charakteristisch. Sowohl die Uckermark als auch der nördliche Barnim sind außerordentlich reich an Seen. Ebenso beeindruckend ist hier die Fülle an Söllen.
Für Tierarten, die an schnell strömendes Wasser angepasst sind, haben eine Reihe kleiner Fließgewässer, wie sie insbesonders im Barnim vorkommen, große Bedeutung, . Aufgrund der für norddeutsche Verhältnisse streckenweise ungewöhnlichen Höhenunterschieden, insbesondere an den Rändern der eiszeitlichen Hochflächen, findet man eine Anzahl schnellfließender Bäche. Hier treten vermehrt Arten auf, die ansonsten erst in den Mittelgebirgszonen des mittleren und südlichen Deutschlands wieder regelmäßig anzutreffen sind. Gebirgsstelze, Bachforelle und Alpenstrudelwurm seien als Beispiele genannt. Landschaftlich beeindruckende Bachtäler, wie die der Schwärze und desNonnenfließes, der Alten Finow, der Ragöse, des Salveibaches oder die Bäche um Falkenberg sind hier als naturnahe Biotope erhaltene geblieben.
Die teilweise großflächig vermoorten Niederungen und Beckenlandschaften werden vorwiegend als Grünland genutzt. Wenngleich Gebiete wie die Randow-Welse-Sernitz-Niederung oder das Niederoderbruch in der Vergangenheit stark von Trockenlegungen betroffen waren, blieben doch vielerorts interessante und artenreiche Wiesen und Weiden erhalten. Ein schönes Beispiel ist das Biesenthaler Becken.
Die Stromniederung der Unteren Oder am Ostrand des Gebietes spielt insbesondere für den Vogelschutz eine herausragende Rolle. Hier finden sich beispielsweise Deutschlands größten Vorkommen des Wachtelkönigs und des Seggenrohrsängers. Neben der Bedeutung der Oder mit angrenzender Aue für zahlreiche Brutvogelarten war besonders ihr Stellenwert als Vogelzugstraße von internationaler Bedeutung ausschlaggebend für die Ausweisung des bisher einzigen brandenburgischen Nationalparks. Der Bestand an Zugvögeln wird in der Oderniederung und an Großgewässern seit vielen Jahren im Rahmen der Internationalen Wasservogelzählung überwacht.
Von geringem Flächenanteil, aber von um so größerem Interesse für die Tierwelt ist die Konzentration ausgesprochen trockenwarmer Standorte im Ostteil des Gebietes. Meist handelt es sich um einzelne kleinräumige Landschaftselemente wie Moränenkuppen, Drumlins und Steilhänge in den Randlagen der Hochflächen zum Finowtal, Oderbruch, Odertal und Randow-Welse-Tal, wo durch geeignete Bedingungen interessante Trockenrasen entstanden. Sie sind Lebensräume insbesondere einer artenreichen Insektenwelt und beherbergen eine beachtliche Zahl ost-, süd- bzw. südosteuropäisch-vorderasiatischer (kontinentaler, submediterraner und pontischer) Faunenelemente, die hier auf subatlantisch-mitteleuropäische Arten treffen. Nicht wenige der Arten erreichen auf diesen Wärmeinseln ihre nördlichste Verbreitung in Europa. Ein großer Teil dieser Standorte ist in Schutzgebiete integriert. Als Beispiele seien die Naturschutzgebiete "Silberberge" bei Gartz, "Geesower Hügel", "Krähen- und Jungfernberge" oder "Pimpinellenberg" genannt. Einen Extremstandort stellen auch die offenen Sandheiden, z.B auf Truppenübungsplätzen, dar. Natürlich finden wir sie nur noch an wenigen Orten, da in der Vergangenheit viele offene und verheidete Bereiche der ärmsten Sandböden und Binnendünen aufgeforstet wurden. In den Sandheiden treten ebenfalls wärmeliebende, weiter östlich und südlich verbreitete Insekten- und Spinnen-Arten auf, aber auch eine Reihe von Spezialisten unter den Vögeln wie Heidelerche und Ziegenmelker leben hier. In schönster Form zeigen uns dies die Zwergstrauchheiden und Sandtrockenrasen des Naturschutzgebietes "Schönower Heide", eines ehemaligen Truppenübungsplatzes westlich von Bernau.
© Märkische Eiszeitstraße, FH Eberswalde, J. Möller 2002