Die zahlreichen Seen dieser Landschaft und ihre höchst unterschiedliche Formenfülle bieten Lebensraum für eine reichhaltige Tierwelt.
Unter den Säugetieren ist das noch immer reiche Vorkommen des Fischotters an den großen Seen und Fließen hervorzuheben. Die zusammenhängenden Vorkommen in Nordostdeutschland sind von überregionaler Bedeutung für das Überleben der Art in Mitteleuropa. Der Otter wird allerdings meist indirekt nachgewiesen und ist selten zu sehen.
Öfter wird man der Bisamratte begegnen, die ein fester Bestandteil unserer Tierwelt geworden ist und an Stand- und Fließgewässern unterschiedlicher Größe vorkommt. Die insektenreichen See- und Uferflächen sind ein wichtiger Jagdraum für viele heimische Fledermausarten.
Ganzjährige und vielfältige Beobachtungsmöglichkeiten ergeben sich für Vögel. Eine sehenswerte häufige Art ist der Haubentaucher mit einem spektakulären Balzverhalten im Frühjahr. Während der Wegzugzeit im Herbst können sich zeitweise über tausend Individuen dieser Art auf Großseen im Gebiet versammeln. Die höhlenbrütende Schellente ist ebenfalls ein recht verbreiteter Brutvogel mit eindrucksvollem Balzverhalten.
Von den Greifvögeln treten vorwiegend Rohrweihe, Schwarz- und Rotmilan, Seeadler und Fischadler an den Seen auf. Gute Beobachtungsmöglichkeiten für Seeadler und Fischadler gibt es am Naturschutzgebiet "Fischteiche Blumberger Mühle" (über Video auch in einen Fischadlerhorst) sowie an den großen Seen bzw. Seenketten (z. B. Templiner und Lychener Seenkreuz, Parsteiner See, Grimnitzsee).
Seeadler
(Foto: Freymann) |
Fischadler
(Foto: Nill) |
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In den Verlandungszonen der Seen brüten über die bereits genannten Arten hinaus u. a. auch Rothalstaucher, Schwarzhalstaucher, Graugans, Reiher- und Tafelente, Höckerschwan, Bless- und Wasserralle, Teich- und Drosselrohrsänger, Rohrschwirl, Beutelmeise und Bartmeise. In den Uferbereichen vieler Seen ist auch der Eisvogel regelmäßig zu beobachten.
Die Seen der Region sind von zentraler Bedeutung für den Schutz zahlreicher seltener Vogelarten und deshalb überwiegend in Europäische Vogelschutzgebiete bzw. in Naturschutzgebiete einbezogen. So brüten im Gebiet vom Aussterben bedrohte Arten wie Trauerseeschwalbe, Flußseeschwalbe, Große Rohrdommel, Kleinralle, Blaukehlchen und Drosselrohrsänger noch in größeren Beständen. Aber auch für den Zugvogelschutz, für durchziehende und überwinternde Wasservögel, spielt die Region eine große Rolle. Dies betrifft beispielsweise nordische Gänsearten, Enten, Säger, Rallen, Limikolen und Taucher. Am Parsteiner See wurden zu den Zugzeiten unter günstigen Bedingungen bis zu 40 rastende Vogelarten in über 10.000 Individuen gezählt.
Die Seen sind wichtige Lebensräume für Amphibien. Besonders Erdkröte, Moorfrosch, Teichfrosch und gelegentlich auch der Seefrosch können die Verlandungsbereiche von Seen als Laichplatz nutzen.
Die Fischfauna der Region Barnim/Ucker- mark ist noch außerordentlich reichhaltig. Auch stark bestandsgefährdete Arten konnten sich hier halten.
So kommt der in seiner Fortpflanzung an Großmuscheln gebundene Bitterling sowohl im Barnim als auch in der Uckermark noch in einer Reihe von kleineren und größeren Gewässern vor. Die Kleine Maräne, eine Fischart, die als Lebensraum die großen, bis zum Gewässergrund sauerstoffreichen Seen bevorzugt, kommt auch in einer kleinen Anzahl von Seen in der Uckermark vor, z.B. Werbellinsee, Wolletzsee, Oberuckersee. Im Barnim ist sie in Liepnitzsee und Wandlitzsee vorhanden. Im Tiefen See bei Bölkendorf kommt auch die Große Maräne vor. Ein weiterer Vertreter aus nährstoffarmen Seen und anderen Gewässern mit Sandgrund ist der noch regelmäßig anzutreffende Steinbeißer. Natürlich kommen auch Arten wie Hecht, Aal, Schleie, Zander, Plötze, Rotfeder, Ukelei und Flußbarsch im Gebiet vor.
Hinweis: Einheimische Fische können in wunderbarer Weise im Nationalparkhaus Unteres Odertal in Criewen beobachtet werden.
Die Seen beherbergen eine breite Palette von Wasserinsekten unterschiedlichster Anspruchstypen. Die meisten entziehen sich jedoch durch ihr Leben im Wasser oder geringe Größe der Beobachtung. Zu den eindrucksvollsten Wasserinsekten zählen Libellen. Untersuchungen in unserer Region haben ergeben, daß einige strukturreiche Seen zu den libellenreichsten in ganz Deutschland zählen. Regelmäßig zu findende Arten sind z. B. die Kleinlibellen Becher-Azurjungfer (Enallagma cyathigerum), Gemeine Pechlibelle (Ischnura elegans), Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella), Fledermaus-Azurjungfer (Coenagrion pulchellum) und die Großlibellen Vierfleck (Libellula quadrimaculata), Großer Blaupfeil (Orthetrum cancellatum) und Braune Mosaikjungfer (Aeshna grandis).
Ein Glanzlicht der Libellenfauna an klaren Flachseen ist die seltene Zierliche Moosjungfer (Leucorrhinia caudalis). An Seen mit vegetationsarmen sandigen Ufern und windbewegtem Wasser leben auch Gemeine Keiljungfer (Gomphus vulgatissimus) und Kleine Zangenlibelle (Onychogomphus forcipatus). Diese beiden Arten sind im größten Teil ihres Verbreitungsgebietes Fließgewässer-Libellen. Die zahlreichen Seen mit schilfreichen Ufern beherbergen als typische Arten u. a. Spitzenfleck (Libellula fulva), Kleine Mosaikjungfer (Brachytron pratense) und Keilfleck-Mosaikjungfer (Aeshna isosceles). Die mit über 50 heimischen Arten ausgesprochen hohe Libellen-Diversität resultiert aus der erhalten gebliebenen Lebensraumvielfalt in den Seen.
Unterschiedliche Seetypen geben voneinander abweichenden Libellengemeinschaften Unterkunft. An Seen mit Schwimmblattvegetation fliegt z. B. häufig das Große Granatauge (Erythromma najas) und seltener der Zweifleck (Epitheca bimaculata).
Zahlreiche Molluskenarten besiedeln die Seen. Als Beispiele seien die Ohrförmige Schlammschnecke (Radix auricularia), die Tellerschnecke (Planorbis carinatus), die Sumpfdeckelschnecke (Viviparus contectus) und die Teichmuschel (Anodonta cygnaea) genannt. Charakteristisch für Seen mit sauerstoffreichen Brandungsufern ist die Kahnschnecke (Theodox us fluviatilis), häufig z. B. im Werbellinsee. An solchen Uferabschnitten können auch die Flußmuscheln Unio pictorum und Unio tumidus auftreten. In wenigen Seen der Uckermark hat er ein Refugium.
Aus der Gruppe der Krebstiere muß der Amerikanische Flußkrebs oder Kamberkrebs (Orconectes limosus) erwähnt werden. Dieser Krebs ist eine häufige und auch tagsüber zu beobachtende Erscheinung. Die Art wurde vor über einhundert Jahren eingeführt. Der größere einheimische Edelkrebs (Astacus astacus) ist dagegen nahezu verschwunden, da er im Gegensatz zu seinem amerikanischen Verwandten nicht immun gegen die sogenannte Krebspest, eine Pilzkrankheit, ist.
Groß ist auch die Anzahl der Spinnen in den Uferzonen. Die Schilf-Sackspinne (Clubiona phragmites) bewohnt hohle Schilfhalme. Auffällig sind die durch geschickte Faltung der Schilfblätter entstehenden Kokons der Sackspinnen. Die Schilfrad-Spinne (Araneus cornutus), eine Verwandte der Kreuzspinnen, legt ihre großen Fangnetze häufig zwischen Schilfhalmen an. Hinzu kommen Strecker- und Krabbenspinnen im Röhricht sowie die zu den Wolfsspinnen zählende Pirata piraticus, die auf der Wasseroberfläche laufend Insekten erbeutet. Nachfolgend noch eine Auffälligkeit aus der Insektenwelt der Seen. Nicht selten treten zigarrenartige Verdickungen an Schilfhalmen auf. Diese Gallen sind das Ergebnis der Larvenentwicklung der Schilfhalmfliege (Lipara lucens). Sie werden oft von Blaumeisen aufgehackt und von Rohrammern aufgebissen oder bieten seltenen Wespen und Bienen Heimstätte.
© FH Eberswalde, J. Möller, 2002