Seetypen - von Eis und Wasser vorgeprägt


 Der außergewöhnliche Reichtum an Seen ist ein besonderes Charakteristikum der Jungmoränenlandschaft im Nordosten Brandenburgs. Allein im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin befinden sich über 250 Seen. Dabei überrascht nicht nur die Vielzahl sondern auch die Vielgestaltigkeit der Seetypen. Schröder (1898 u. 1914) empfand bei seinen geologischen und agronomischen Aufnahmen des Gebietes die Seen und auch ehemalige Seen, die nun mit Torf ausgefüllt sind, in staunenswerter Regellosigkeit und Anzahl über die Moränen- landschaft verteilt. Nach dem Rückzug der Gletscher und dem oft erst viel späteren Abschmelzen von z.T. mächtigen, verschütteten Toteisblöcken blieben spezielle Formen von Seen zurück (Schlaak 1999). Es entstand so eine Fülle, die Landschaft belebende großer und kleiner Seen. Die hier vorgestellten Seen sind einige typische und interessante Grundtypen. Im Gelände sind jedoch auch zahlreiche Kombinationen oder Mischtypen aus diesen Formen anzutreffen. Im Gegensatz zu früheren Auffassungen werden heute nach ihrer Entstehungsart und ihrer Gestalt folgende Seetypen angetroffen (Marcinek et al.1996)
 

Zungenbeckenseen

In unmittelbarer Nähe des ehemaligen Gletscherrandes und im Rückland der Endmoränen entstanden in den von den Gletschern ausgeschürften Hohlformen flache Zungenbeckenseen.
Diese Seen können in Abhängigkeit von dem sie umgebenden Becken als rundliche oder auch als schmale Zungenbeckenseen vorgefunden werden.
Mitunter hat man den Eindruck, dass die Endmoräne als natürlicher Staudamm fungierte. In Brandenburg gibt es jedoch keine echten Endmoränenstauseen.
Aufgrund ihrer geringen Tiefe neigen diese Seen zur Verlandung und Vermoorung. Diese Seen werden daher in den flachen Uferbereichen meist von weiten Schilfgürteln umgeben. Charakteristische Vertreter im Bereich der Märkischen Eiszeitstrasse
Beispiele für den rundlichen Typ sind: der Grimnitzsee bei Joachimsthal (links) und der Parsteiner See (rechts). Ein Beispiel für den schmalen Typ ist der Oberere Uckersee (bei Seehausen/UM).

 

  
Parsteiner See mit Endmoräne
  
Grimnitzsee, Fischzucht. Foto W. Ebert
 
 
Grafische Darstellung von Zungenbecken- und Rinnensee am Beispiel Werbellinsee/Grimnitzsee

 Rinnenseen

Die Rinnenseen wurden längs von Spaltensystemen des Inlandeises angelegt. Unter dem Eis fließende Schmelzwässer schnitten tiefe Kerben in das Gelände ein. Mitunter kolkten die Schmelzwässer Hohlformen am Grunde der Rinnen aus.
Gefror das Wasser und entstand tief reichendes Rinnentoteis, konnten die steilen Flanken wirksam konserviert werden (Schlaak 1999). Veranschaulicht wird dieses Phänomen z.B. an den fast schwindelerregenden steilen Hängen des Üdersees nördlich von Finowfurt.
Bei den Rinnenseen handelt es sich somit um langgestreckte, meist tiefe Gewässer (40-50 m) mit einem Abfluß ins nächste Urstromtal.
Es können aber auch hier breite Typen von Rinnenseen auftreten.

Charakteristische Vertreter im Bereich der Märkischen Eiszeitstrasse Einmalige Perlen der Region sind ganz zweifellos der wunderschöne Werbellinsee und der Üdersee in der Nähe von Finowfurt. Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist aber auch die Seenkette Langer See - Mittelsee - Gamensee im Gamengrund am südöstlichen Rand des Betrachtungsgebietes.
 

Werbellinsee - ein Rinnensee. Foto W. Ebert
 
Blick auf Oberuckerseebecken
Blick auf Oberuckerseebecken bei
Seehausen/UM. Foto W. Ebert 

 

Üdersee beim Naturfreundehaus. Foto W. Ebert

 
Der Gamensee bei Tiefensee / W. Ebert
Gamensee bei Tiefensee mit Badewiese. Foto W Ebert

 

  Kesselseen

Die Kesselseen entstanden, nachdem ein im Untergrund verschütteter großer Toteiskörper vollständig geschmolzen war und sich das Wasser in der rundum geschlossenen Hohlform sammelte (Schlaak 1999).
Typisch für diese abflußlosen Seen, die meist eine rundliche oder ovale Form aufweisen, ist ein deutliches Ansteigen des Geländes rund um den See.
Die kleinen Verwandten (Größe bis 1 ha) dieser Seen sind die in der Jungmoränenlandschaft sehr häufig vorkommenden Sölle.
 


                   Baasee bei Bad Freienwalde (Foto: W. Ebert)
baaseesteg0
 
Charakteristische Vertreter im Bereich der Märkischen Eiszeitstrasse Als markante Vertreter dieser Seeform können der romantisch gelegene Baasee bei Bad Freienwalde und der Streesee südlich von Biesenthal (gut sichtbar von der oberhalb vorbeiführenden B2) betrachtet werden.

 Faltenseen

Dieser Seentyp entstand beim Zusammenschieben einer Grundmoräne in gefrorenem Zustand (Frostboden) durch spätere Gletscher. Es entstanden auf diese Weise quer zur Gletscherfließrichtung liegende, schmale Seebereiche, die durch ebenfalls schmale Landrücken getrennt sind, nicht selten allerdings noch Verbindungen untereinander aufweisen.

 

Kartenausschnitt Kuhzer See
Eigenwillige Struktur eines Faltensees - Kuhzer See
 

Charakteristische Vertreter im Bereich der Märkischen Eiszeitstrasse Als eine geologische Besonder- heit in unserer Region wird dieser Seentyp vom Kuhzer See bei Boitzenburg und auch vom Kleinen und vom Großen Pinnowsee in der Schorfheide nördlich von nach obenGroßschönebeck repräsentiert.







© Märkische EiszeitstraßeG. Lutze, 2001