Das Relief der Schorfheide kann allgemein als flachwellig bis hügelig bezeichnet werden. Es fällt im Bereich des Sanders von der Endmoräne mit etwa 70 m über NN westlich von Joachimsthal bis auf 48 m bei Schluft und Liebenthal. Der gleichmäßige Abfall wird allerdings durch die bereits beschriebenen Dünenketten überdeckt und wird dem Betrachter im Gelände nur stellenweise deutlich.
Nördlich und östlich des Werbellinsees ragt ein saalekaltzeitlicher Stauchungskomplex, welcher später vom Weichseleis überfahren und überprägt wurde, in das Gebiet hinein. Er erreicht in der Altenhofschen Eichheide eine Höhe von 127 m über NN und westlich des Werbellinsees in den Mörderbergen 117 m. Diese Gebiete sind damit die höchsten Erhebungen in der Schorfheide.
Auch wenn sich das Waldbild durch Aufforstungen in den letzten 200 Jahren verändert hat, besaßen Eiche und Buche auf den Fahl- und Parabraunerdenböden der sandig-lehmigen Grundmoräne östlich und westlich des Werbellinsees immer einen bestimmten Stellenwert. Heute stockt westlich des Werbellinsees eine Traubeneichen-Mischwald, während östlich in weiten Teilen die Buche vorherrscht. Die grundwasserfernen und nährstoffärmeren Sander- und Dünengebiete der Schorfheide, auf denen hauptsächlich Podsole und podsolierte Braunerden ausgeprägt sind, tragen dagegen ausgedehnte Kiefernforste. An den stärker grundwasserbeeinflussten Rändern vermoorter Niederungen und Seen findet man häufig Gley-Braunerden und Gley-Podsole. Bei ausreichender Nährstoffversorgung bestimmen hier Erlen das Vegetationsbild.
Landschaftsprägend für die Schorfheide ist der Werbellinsee, auch kurz Werbellin genannt. Er zählt zu den schönsten Seen Brandenburgs, ist 10 km lang und bis zu 1,3 km breit. Seine Seespiegelhöhe liegt bei 43,2 m über NN und seine maximale Tiefe beträgt fast 55 m. Er gehört zu den im Jungmoränengebiet seltenen geschichteten See mit einer im Vergleich zu anderen Seen noch guten Wasserqualität. Von Natur aus zu den gering produktiven, oligo- bis mesotrophen Seen zählend, muß er heute jedoch bereits als schwach eutroph eingestuft werden. Durch ungenehmigte Abwassereinleitungen, die Folgen, die aus dem Status einer Bundeswasserstraße erwachsen, den zunehmenden Bootsverkehr und die hohe Urlauberfrequenz in den Sommermonaten ist der See stark gefährdet. Mit der Öffnung des älteren Abflusses des eutrophen Grimnitzsees zur Welse, sollte vor wenigen Jahren der langjährige künstliche Zufluss nährstoffreichen Wassers in den Werbellinsee unterbunden werden.
Entgegen dieser Absicht fließt aber heute immer noch nährstoffreiches Wasser in den Werbellinsee. Die mittlere sommerliche Sichttiefe betrug 1996 in Seemitte 2,45 m. Während des herbstlichen Klarwasserstadiums wurden 1976 noch max. Sichttiefen von 7,5 m gemessen, dagegen betrugen sie 1996 nur max. 4,2 m.
Die Entstehung des Werbellin lässt sich auf Inlandeisschurf und subglaziäre (unter dem Eis verlaufende) Schmelzwassereinwirkung zurückführen. Das vordringende weichselzeitliche Inlandeis folgte vermutlich einer schon früher durch Schmelzwassererosion vorgeprägten Rinne. Mit der Zurückverlegung des Eisrandes verlor das in der Vertiefung ruhende Eis die Verbindung zum aktiven Inlandeis, konservierte die Ausschürfungsfurche mit Toteis und bewahrte sie so vor einer Zufüllung. Unter dem Eiskörper abfließendes Schmelzwasser führte zu einer weiteren Eintiefung der Rinne. Viel später erst taute der Toteiskörper infolge des Klimawandels nach und nach aus. Die dadurch entstandene Hohlform füllte sich entsprechend den klimatischen Bedingungen und den Grundwasserverhältnissen mit Wasser. In seiner Ufergestaltung zeigt der Werbellinssee die typischen Kennzeichen eines breiten, in die umgebenden Hochflächen eingelassenen Rinnensees. Vor allem an der östlichen Längsseite begleiten ihn über weite Strecken Hochufer, die sich auch unter der Wasserlinie fortsetzen (Marcinek, 1981). Der Werbellinsee entwässerte über ein später zum Kanal ausgebautes Fließ über Grabow- und Pechteichsee östlich von Marienwerder in die Finow. Eine Schmelzwasserinne aus der Zeit der Zerfallsphase der Pommerschen Eisrandlage führt vom Schwarzen See nordöstlich von Althüttendorf über den Sassenpfuhl, den Tiefen und Flachen Bugsinsee, den heute verlandeten Tiefen See und den Diebelsee bei Altenhof in den Werbellinsee.
Vermutlich aus der Zeit des Zerfalls der Angermünder Eisrandlage stammt schließlich eine dritte Abflußrinne, die vom Großen und Kleinen Präßnicksee kommend, bei Friedrichswalde die Pommersche Endmoräne durchbricht und über den Großen und Kleinen Döllnsee dem Döllnfließ folgend südlich von Krewelin in die Havel mündet. Kleinere Rinnen durchbrechen die Endmoräne auch im Revier Lindhorst und anderswo.
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Einen völlig anderen Charakter und Entstehungsgeschichte hat der Grimnitzsee, der nördlich der Pommerschen Endmoräne liegt. Die Seespiegelhöhe seiner 776,3 ha großen Wasserfläche beträgt 65,1 m über NN und befindet sich damit etwa 22 m über der des Werbellins. Die maximale Wassertiefe des Grimnitzsees erreicht nur ungefähr 11 m, die mittlere 4,6 m. Das flache, ovale Becken entstand durch Gletscherausschürfung (Exaration) zur Zeit der Pommerschen Eisrandlage und bildet die tiefste Stelle des Joachimsthaler Inlandeislobus. Im Gegensatz zum Werbellin als Rinnensee liegt der ca. 2 km von dessen Nordende entfernte Grimnitzsee in einem Zungenbecken.
Neben den Rinnen- und Zungenbeckenseen gibt es noch eine dritte Form, die Toteis- oder Kesselseen. Es sind abflusslose Stillgewässer in der End- oder Grundmoräne, seltener auch im Bereich des Sanders. Typisch für diese, meist nicht allzu großen, rundlichen oder ovalen Seen ist es, dass ringsum ein deutlicher Anstieg des Geländes zu erkennen ist. Sie entstanden durch langsames Austauen größerer Toteisblöcke. Zu dieser Seeform gehören u. a. der Große und der Kleine Lubowsee.
Klimatisch liegt das Gebiet der Schorfheide an der Südöstlichen Grenze des Mecklenburg-Brandenburgischen Übergangsklimas, welches sich zwischen dem Ostseeklima im Norden und dem Ostdeutschen Binnenlandklima im Süden erstreckt. Es hat damit weder ausgesprochen ozeanischen noch kontinentalem Klimacharakter, jedoch Tendenz zu letzterem.
Das Temperaturregime der Schorfheide reicht für eine normale Entwicklung unserer einheimischen Pflanzen aus. Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 7 - 8 ºC, in der Vegetationsperiode vom April bis Juni bei 11 - 12 º C und in der vom Juni bis August bei 16 - 17 ºC. Die Unterschiede zu den angrenzenden Gebieten sind gering. Auch hinsichtlich der übrigen Klima- elemente gibt es - mit Ausnahme der Niederschläge - keine wesentliche Differenzierung zur mittleren Uckermark und zum Barnim.
Deutlicher hingegen weichen die Niederschläge der Schorfheide von denen ihres Umlandes ab. Wie aus den Niederschlagskarten des "Klima-Atlas der DDR" ersichtlich, liegen die mittleren Niederschlagssummen für den Zeitraum von 1891 - 1930 hier über 600 mm, im Gegensatz zu den bei 540 mm liegenden Niederschlägen des weiträumig umgebenden Gebietes. Die Karten der mittleren Niederschlagssummen der Vegetationsperiode I (April bis Juni) sowie die der Vegetationsperiode II (Juni bis August) bestätigen diese Aussage.
Im Folgenden seien einige Jahresniederschlagssummen (in mm) von Messstationen im Bereich der Schorfheide und ihrer Umgebung wiedergegeben:
Messperiode | 1901 - 1950 | 1964 - 1990
(nach Schulzke) |
Angermünde | 551 | 531 |
Eberswalde | 565 | (nicht angegeben) |
Groß Ziethen | 571 | 595 (Althüttendorf) |
Altenhof | 610 | 615 |
Zehdenick | 552 | 542 |
Eine von Lützke (1981) entworfene Skizze zur mittleren jährlichen Niederschlagshöhe im Raum Eberswalde für den Zeitraum von 1891 bis 1930, zeigt eine kontinuierliche Niederschlagserhöhung von Südost nach Nordwest (von Liepe bis Altenhof). Die Fortsetzung dieses Trends auf 640 mm im Bereich der inneren Schorfheide westlich des Werbellinsees erscheint allerdings problematisch, da durch keine Niederschlagsmessstellen belegt.
Vegetationskundliche Untersuchungen von G. Hofmann (persönliche Mitteilung) im Gebiet der inneren Schorfheide ergaben demgegenüber nachweisbare lokalklimatische Unterschiede zwischen dem Raum westlich und östlich des Sees. In dem ganz offensichtlich niederschlagsärmeren Raum westlich des Werbellinsees, der auch meist ärmere Standorte aufweist, stockten natürliche Eichen- und Kiefernwälder, die nach Norden und Osten von natürlichen Buchenwäldern flankiert wurden. Als Erklärung für diesen Fakt muss vermutet werden, dass der Werbellinsee eine lokale Wetterscheide bildet.
Von Westen kommende Wolken regnen sich über dem See und den nach Osten und Norden an-schließenden Erhebungen der Altenhofschen Eichheide und der Mörderberge ab. Aus diesem Grunde verzeichnet Altenhof besonders hohe Niederschlags- werte. Das dabei auftretende Niederschlagsdefizit trägt offen- sichtlich der westlich des Sees gelegene Teil der inneren Schorfheide.
Literatur:
Ebert, W. u. a.: Natur und Geschichte der Schorfheide. Entdeckungen entlang der Märkischen Eiszeitstraße, H. 6, Eberswalde 2001
Lützke, R.: In: Werte unserer Heimat. Band 34, Um Eberswalde, Chorin und den Werbellin-See. Akademie- Verlag, Berlin 1981, S. 14
Schlaak, N.: Der Diebelsee in der Bugsinseerinne bei Altenhof - Ein Beitrag zur Landschaftsgeschichte der östlichen Schorfheide. Jahrbuch für Heimat-, Kultur- und Naturgeschichte 1998/99.
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, N. Schlaak 2002