Das Dominikanerkloster in Strausberg ist älter als das von Brandenburg an der Havel (1287) und älter als das in Berlin-Kölln.Es wurde bereits 1254 durch Otto III. gegründet, der Grund und Boden stiftete. Der Standort lag auf dem ehemaligenBurggelände an der Nordwestecke der Altstadt Strausberg auf einer kleinen Anhöhe am Straussee, in unmittelbarer Nähe zurStadtbefestigung. Leider ist heute von der Anlage nichts mehr erhalten - nur der Name "Klosterstraße" erinnert daran.
Die Grundsteinlegung für die Klosterkirche erfolgte 1256. Zur Beschaffung von Baugeldern stellte der Brandenburger Bischofeinen Ablassbrief aus. 1265 folgte eine Ablassbulle des Papstes. 1267 war vermutlich zumindest der Chor der Klosterkirchefertiggestellt. Vorher wurde von den Mönchen wahrscheinlich die Stadtkirche von Strausberg für Predigt und Gebet genutzt.
Das Kloster spielte für die weltliche wie klerikale Machtausübung im Nordosten Brandenburgs eine beachtliche Rolle. Einüberzeugender Beleg für die klerikale Bedeutung des Klosters sind die überlieferten 46 Papstbullen aus der Zeit AlexanderIV. (1254 - 1261). Für die Askanier war das Kloster als Grablege gedacht. Markgraf Otto III. von Brandenburg (1231 - 1267)hielt sich mehrfach im Kloster auf und wurde 1267 hier in einem feierlichen Totenamt im Beisein des Erzbischofs vonMagdeburg beigesetzt.
Schon nach kurzer Zeit seines Bestehens gehörte das Dominikanerkloster Strausberg zu den angesehendsten. Eine ordensinterneEinstufung von 1275 stellte das Strausberger Kloster über die Konvente in Lübeck, Stralsund oder Rostock. 1371 und 1450tagte das Provinzialkapitel des Ordens im Strausberger Kloster.
Die Dominikaner waren ein Bettelorden und lebten eigentlich nur von Almosen. Ihre Aufgabe war die Verkündigung desEvangeliums in der Volkssprache. Das Kloster in Strausberg wurde jedoch offensichtlich nicht nur als Predigerorden wirksam,sondern war auch ein wichtiges politisches Begegnungszentrum, was sich in mehrfachen Aufenthalten prominenter Gästewiderspiegelt: Markgraf Hermann der Lange (1306), Markgraf Waldemar (1317), Herzog Rudolf I. von Sachsen-Wittenberg (1321),der falsche Waldemar (1348), mehrmals Ludwig der Ältere von Bayern und Ludwig der Römer (um 1350 und später), Markgraf OttoV. von Bayern (1348) Markgraf Jobst von Mähren (1388), der Burggraf Friedrich von Hohenzollern (1412), KurfürstFriedrich II. (1441), Kurfürst Albrecht Achilles (1471) und Kurfürst Joachim I. (1499). Noch Kurfürst Joachim II. undauch Markgraf Hans von Küstrin weilten hier zur Jagd. Höchster Besuch war der Luxemburger Kaiser Karl IV. und sein SohnWenzel (Thronfolger) - sie nahmen 1373 hier Quartier.
Über das Leben der Klosterinsassen in Strausberg gibt es kaum Informationen. Wie anderswo ist eine Mitgliederzahl vonmindestens zwölf anzunehmen. Woher die ersten Dominikanermönche kamen, wissen wir nicht. Bekannt ist nur, dass drei Herrenaus dem unmittelbaren Gefolge Markgraf Ottos III. in den Konvent eintraten. Späterhin kamen die Fratres (Ordensbrüder)vornehmlich aus den Adelsfamilien des Barnim und der weiteren Umgebung. Mehrfach tritt die Familie von Pfuel inErscheinung.
Der Besitz der Dominikaner an Grund und Boden war recht bescheiden. Adelsfamilien wie die von Barfuß, von Pfuel und vonWaldow überließen ihnen Zinsen von Hufen und von Kapital. Auffällig ist der Besitz an Immobilien: drei Häuser inStrausberg und je ein Haus in Eberswalde und in Frankfurt/Oder. Erhebliche Einnahmen kamen aus den Termineien(Einzugsgebiete für Almosen) in Eberswalde, Königsberg/Neumark, Frankfurt/Oder und Strausberg.
Markenzeichen der Dominikaner war ihre aktive Teilnahme anWissenschaft und Bildung, so auch der Konvent von Strausberg. 1377 wurden mehrere Klostermitglieder zumStudium an andere Klöster gesandt, so nach Osnabrück und Magdeburg. 1379 wurde Strausberg vomProvinzialkapitel mit sechs anderen Dominikanerklöstern als eigene Studieneinrichtung für Philosophieausgewählt. Es werden sieben Ordensbrüder genannt, die von weither kamen. Die Kurse sollen hier fern von Engeund Weltfremdheit gewesen sein.Die Immatrikulation von acht Strausberger Konventualen an der Universität in Frankfurt/0der belegt ebenfalls die regegeistige Aktivität der Dominikaner.
Über die Schönheit der gesamten Klosteranlage gibt es Zeugenberichte, aber keine anderen Dokumente. Die Klausur besaßeinen Kreuzgang mit Kreuzgewölben, der sich in sieben Arkaden zum Kreuzhof öffnete. Im Kloster gab es ein Fürstenzimmerund weitere Räume für das markgräfliche Ablager, die vermutlich im Obergeschoss des nach der Seeseite gelegenen Westflügelsuntergebracht waren.
Die Kirche mit zwei Seitenschiffen besaß mit etwa 50 m eine erstaunliche Länge - was ihre Funktion für öffentlichePredigten bezeugt. Es war ein rechteckiges Gebäude mit einem polygonalen Chor und befand sich südlich der Klausur. Siehatte keinen Turm, nur einen Dachreiter. Als Baumaterialien wurde neben Feldstein, Backstein und Marmor auch Kalksteingenutzt, der vermutlich dem Rüdersdorfer Kalkbergbau entstammte. Das Innere der Kirche muss prachtvoll gewesen sein - fürBettelmönche außergewöhnlich. Die Inventarisierung von 1541 vermittelte das Bild eines vermögenden Klosters. Neben reichausgestatteten liturgischen Geräten, wie ein edelsteinverziertes Kreuz, fallen ca. 70 Ornate (liturgische Gewandungen)aus kostbaren Stoffen in vielen Farben und mit reichem Schmuck auf. Auch wird von einem sechsflügeligen Altar berichtet.Der Gottesdienst erglänzte also als beeindruckende Schau in großer Pracht!
Im Zuge der Reformation kam es ab 1539 bis 1552 schrittweise zur Auflösung des Klosters, die zeitweilig von den Mönchendurch Widerstand verhindert wurde. 1540 wurde der Klosterbesitz inventarisiert. 1545 ging das Kloster als Geschenk desKurfürsten Joachim II. an den Stadtrat Joachim Flanss. 1548 zog der Kurfürst die bewegliche Habe ein, eingeschlossen 33wertvolle Bücher der Klosterbibliothek. 1552 verkaufte er das Kloster an den Verwalter der Kalkbrüche in Rüdersdorf, denschlesischen Adligen Nickel Spiegel. 1574 kauften die von Röbel in Eggersdorf das Kloster. Ab 1617 waren alle Gebäude imBesitz derer von Krummensee auf Altlandsberg, die die Gebäude zur Baustoffgewinnung nutzten. Nach weiterem mehrfachenBesitzerwechsel wurden die Gebäude nach 1788 vollständig abgetragen. Auf dem Gelände des ehemaligen Klosters wurde eineLandarmenanstalt gebaut.
Spezielle Literatur:
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2009