Prämonstratenserstift Oderberg/Barsdin (Gottesstadt) ex.

Barsdin bei Oderberg war ursprünglich ein Wendendorf. Es lag dort, wo die ehemalige Alte Oder am weitesten nach Westen abbog.Im Mittelalter war dieser Fluss die bedeutendste Wasserstraße zur Ostsee. An der Mündung der Finow lag die einzige Furtnordöstlich des Oderbruchs. Über Oderberg und Barsdin liefen alle Heer- und Handelsstraßen nach Pommern und über Zehden(Cedyna) nach Osten. Naturgemäß hatte sich hier für die Durchreisenden und Kranken ein Hospital etabliert. Unbekannt ist,von wem es gegründet wurde. Eine karitative und seelsorgerische Betreuung wird vom Prämonstratenserstift Gramzow vermutet.

Das slawische Dorf Barsdin um das Jahr 1000 - ein Rekonstruktionsversuch.Gemälde im Schifffahrtsmuseum Oderberg.
Foto: W. Ebert

Barsdin war ein strategisch bedeutsamer Knotenpunkt und deshalb immer wieder umkämpft.Bereits der brandenburgische Markgraf Albrecht II. (vor 1170 - 1220) hatte 1210 den Papst Innozenz III. um die Genehmigungzur Gründung eines dem päpstlichen Stuhl unmittelbar unterstellten Klosters an diesem Ort gebeten, fand jedoch kein Gehör.Um 1214 drang Albrecht II. über die Finow bis in pommersches Gebiet vor, musste sich aber wieder zurückziehen. Um 1214 ließer am Oderübergang eine Burg errichten. Von ihr ist heute nur noch die Umwallung sichtbar.1230 ging der Barnim, und damitauch Oderberg, an die Askanier über. Die Burg wurde der Sitz einer markgräflichen Vogtei. Die Söhne Albrechts, Johann I. undOtto III. konnten nunmehr 1231 das bereits vom Vater geplante Stift gründen und vollzogen damit die Grenzmarkierung imneuerworbenen Gebiet. Zu diesem Zwecke wurde das bereits bestehende Hospital in Barsdin bei Oderberg "umfunktioniert".Der Vorsteher des Hospitals Theoderich wurde zum ersten Probst ernannt und beauftragt, ein Kloster zu bilden. Bischof Konrad II.von Kammin betrachtete jedoch Barsdin weiterhin als Teil seines Besitzes. Er unterwarf das neue Stift in seinerBestätigungsurkunde von 1233 der Ordensregel der Prämonstratenser und ernannte alle Spitalbrüder zu Kanonikern. Auf ihnkönnte auch die Umbenennung des Ortes Barsdin in "Gottesstadt" zurückgehen. Um die Zugehörigkeit zu seinemHerrschaftsgebiet zu dokumentieren, überließ er dem Stift 100 Hufen in seiner "terra Lipana" (dieses Gebiet lag nahe Liepe,westlich von Oderberg). Papst Gregor IX. bestätigte 1233 die Zugehörigkeit des neuen Stiftes zum Orden derPrämonstratenser und zum Bistum Kammin. Gottesstadt (Barsdin) war das jüngste Prämonstratenserstift in Brandenburg,aber zugleich eines der Ältesten unter den Klöstern im Nordosten des Landes.

Die ständigen Auseinandersetzungen um die territoriale Zugehörigkeit Oderbergs hinderten die Entwicklung des Stiftes. Dieneuen Ordensbrüder konnten (oder wollten) den Erwartungen an Slavenmissionierung und Predigertätigkeit nicht entsprechen.Auch war ihnen wohl ihre karitative Tätigkeit im Hospital wichtiger. Ihre Hauptaufgabe blieb die Versorgung von Reisenden,Pilgern, Kranken und Flüchtlingen. Bereits nach 25 Jahren existierte das Prämonstratenserstift Gottesstadt bei Oderbergnicht mehr. Nur das Hospital blieb erhalten, zunächst im Besitz der Stadt Oderberg, die auch eine weltliche Verwaltungsicherte. Markgraf Johann I. übertrug es 1258 den Zisterziensern als Teil der Gründungsausstattung des neuen KlostersMariensee auf dem Pelitzwerder. Er begründete die Übergabe des Hospitals und seiner Besitzungen mit dem Vorwurf"unvorteilhafter Nutzung" - offen bleibt, in welcher Hinsicht.

Nach der Verlegung des Zisterzienserklosters Mariensee um 1275 nach Chorin blieb die Einrichtung des Hospitals zunächstin Oderberg/Barsdin. Die ehemalige Klosterkirche wurde Hospitalkapelle. Wahrscheinlich nutzten die Choriner Mönche dieehemalige Klosteranlage als Wirtschaftshof und für die Lagerung von Waren. Oderberg war im 13. /14. Jahrhundert einwichtiger Umschlaghafen im Oderhandel und besaß 1313 - 317 Stapelrecht für die Oderschifffahrt. Da die Zisterzienser Zollfreiheitbesaßen, sowohl von den brandenburgischen als auch von den pommerschen Landesherrn, stand ihrem Fernhandel nichts im Wege.
Auf Bitten des Klosters Chorin legte Markgraf Otto VIII. 1371/72 das Hospital von Oderberger/Barsdin mit dem ChorinerHospital zusammen. Den Standort Oderberg nutzten die Choriner Zisterzienser weiterhin als Stadthof für ihreHandelstätigkeit.

Noch im 18. Jahrhundert waren Reste des Konventsgebäudes und der Klosterkirche zu sehen. Heute erinnert nur noch der"Mariensteig" an deren Existenz. Das Museum in Oderberg besitzt eine Vielzahl von Fundstücken, die dem Hospital bzw. demStift zugeordnet werden können.


Spezielle Literatur:

 

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© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2009