Kloster der Magdalenerinnen/ Benediktinerinnen/
Sabinerinnen in Prenzlau

Das Frauenkloster war in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich. Aus einer Einrichtung für "Büßerinnen", einerErziehungsanstalt für "gefallene" Mädchen und Frauen, wurde es umfunktioniert in eine Institution für unverheiratete Töchterdes Landadels und des reicheren städtischen Bürgertums. Einmalig ist auch, dass einem Nonnenkloster rechtskräftig die viergroßen Kirchen der Stadt Prenzlau unterstellt waren. Diese direkte Verbindung von Kloster, Klerus und Kommune ist einmaligin der Region!

Kirche St. Sabinus in Prenzlau, Foto: H. Domnick

1234 verlieh der pommersche Herzog Barnim I. das Stadtrecht an Prenzlau. Demnach war diese Ansiedlung bereits recht wohlhabend,besonders durch den Handel, besaß aber auch die in den mittelalterlichen Städten üblichen sozialen Widersprüche. Nachdembereits die Franziskaner als Männerkloster in Prenzlau ihren Platz gefunden hatten, wurde auch eine Niederlassung der"Büßerinnen" oder "Reuerinnen" gefördert. Nach ihrer Tracht wurden sie auch "Weißfrauen" genannt. Ihre Schutzheilige warMaria Magdalena. Die Klostergründung noch vor 1250 war vermutlich eine gemeinsame Aktion des Bischofs von Kammin und desPommernherzogs. 1256 wurde das Kloster der Magdalenerinnen, welches die Augustinerregeln befolgte, von Papst Alexander IV.unter päpstlichen Schutz gestellt. Die Klostergebäude entstanden vor der Stadt, am Neustädtischen Damm. Es wirdangenommen, dass hier in der Gegend eine Burg der pommerschen Fürsten zur Beherrschung des Uckerübergangs bestand.Als Klosterkirche wurde den Nonnen die bereits vorhandene Kirche St. Sabinus zugewiesen. Sie liegt in der Nähe desUnterückersees und entstand bereits im zweiten Drittel des 12. Jahrhunderts als ein flach gedeckter Saalbau, der aufEichenrosten ruhte, die in den Moorboden eingerammt waren. Sie wurde dem Heiligen Sabinus geweiht, einem Bischof vonAssisi und Märtyrer. Der Sabinenkult war in der Uckermark nicht üblich, aber in Pommern verbreitet. Von daher ist zuvermuten, dass die Kirche vom pommerschen Herzog oder pommerschen Bischof gestiftet wurde. 1799 wurde ihr Westflügel beieiner großen Überschwemmung unterspült. 1816 /1817 entstand ein Neubau - nur die mittelalterlichen Umfassungsmauern undder Ostgiebel sind von der alten Kirche noch erhalten.

Noch v o r der Übernahme der Uckermark durch die askanischen Markgrafen gemäß Vertrag von Landin 1250, schenkte derPommernherzog Barnim I. dem Frauenkonvent das Patronat über die vier großen Kirchen der Stadt Prenzlau: St. Marien mit ihrenFilialen St. Nikolaus, St. Jakobus und St. Sabinus. Bischof Hermann von Kammin bestätigte 1251 diese Schenkung. DasPatronat sicherte einerseits dem Nonnenkloster erhebliche Einkünfte. Andererseits behielt das Herzogtum Pommern auch nachder Machtübernahme der Askanier seinen Einfluss auf Prenzlau, wie ebenso - in religiöser Hinsicht - der Bischof von Kamminund seine Nachfolger. Das Patronatsrecht über die vier Kirchen wurde 1320 in eine Inkorporation, also eined i r e k t e rechtliche Unterstellung umgewandelt. Im Auftrag des Bischofs wurden die Äbtissin und der Konvent öffentlichin den Besitz der Kirchengüter gesetzt. Das Kloster entschied somit über alle Sachfragen und personellen Besetzungen derihm unterstellten Kirchen und hatte neue Pfarrer und Stiftungen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Alle nachfolgendenLandesherrn, Bischöfe und Päpste bestätigten diese Rechte. Das Nonnenkloster beeinflusste somit maßgeblich diereligiösen Strukturen der Stadt.

Im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Stadt Prenzlau vollzog sich ein Funktionswandel desNonnenklosters. Wohlhabende Bürger und Grundbesitzer suchten eine Lösung zur standesgemäßen Versorgung ihrerunverheirateten Töchter. Dieses Bedürfnis überwog die Notwendigkeit der Betreuung der "Büßerinnen". Es erfolgte ein Wechselder Ordensregel. Spätestens ab 1291 ist in den Urkunden von einem Benediktinerinnenkloster unter der Leitung einerÄbtissin die Rede. Die Benediktinerregel schrieb körperliche Arbeit vor, gestattete aber auch geistige Betätigung unddamit eine dem Stand angemessene Bildung. Damit entstand ein begehrtes Damenstift, das fürderhin den Töchtern desuckermärkischen, mecklenburgischen und pommerschen Landadels und reicher Prenzlauer Bürger zur Heimstadt wurde. Hierlebten etwa 30 Konventualinnen. Nach dem Patrozinium der Kirche nannte man die Schwestern auch "Sabinerinnen".
Die Beziehungen zu den unterstellten Kirchen, zum Rat der Stadt Prenzlau sowie zum Bischof wurden über einen Probstwahrgenommen, der damit eine starke Machtposition besaß. Der letzte Probst, Johann Havemeister, war ein gebürtigerPrenzlauer. Er hatte in Greifswald promoviert und besaß hohes Ansehen beim Bischof von Kammin. Mit seiner Autoritätverhinderte er maßgeblich das Übergreifen lutherischer Bestrebungen in der Region. Ansätze reformatorischer Predigt um1520 und später um 1530 seitens des aus Pommern stammenden Johannes Bugenhagen inspirierten den Altaristen derPrenzlauer Marienkirche, Jakob Beggerow. Da die Marienkirche personell dem Kloster der Benediktinerinnen unterstellt war,wurde dieses Gedankengut durch den Probst, im Auftrag des Bischofs und des Prenzlauer Klerus, zurückgedrängt.Vergebens: Jakob Beggerow wurde nach der Reformation Pfarrer in St. Marien zu Prenzlau.

Der Frauenkonvent hatte sich durch die Einnahmen aus den unterstellten Kirchen eine gediegene Ausstattung erworben. Oft wurdedas Leibgedinge begüterter Mädchen auf Lebenszeit in das Kloster eingebracht. Hinzu kamen Renten und Zinsen ausBesitzrechten in mehreren Orten der Uckermark, so in Baumgarten, Gerswalde, Güstow, Grünow, Röpersdorf, Schapow,Schenkenberg oder Sternhagen, die sie seitens der Landesherren oder aus Stiftungen des Landadels erlangten. In diesenDörfern verfügte das Kloster zumeist auch über das Patronat der Dorfkirchen. Daneben betrieb das Kloster eineEigenwirtschaft, zu der eine Schäferei auf dem Neustädter Damm gehörte; Mühlen-, Wald- und Holzrechte sowie Gewässer mitFischereirechten rundeten den Besitz ab. Auch verfügte das Kloster über Häuser und Höfe in Prenzlau. Nicht unerheblich warenMemorialstiftungen sowie Stiftungen von Altären oder Messen, die mit Geld verbunden waren.
Der Besitzerwerb endete 1423. Die allgemeine Wirtschaftskrise zwang auch das Kloster zu ersten Verkäufen und Verpfändungenvon Eigentum - es sind erste Anzeichen des Verfalls.

Kurfürst Joachim II. bestellte 1536 Hans von Arnim zu Boitzenburg zum Landvogt der Uckermark und erlaubte ihm, 14 Tage"Ablager" in den Frauenklöstern zu Prenzlau und Boitzenburg zu halten. Im Zuge der Reformation traten die Klosterfrauenanlässlich der Kirchenvisitation 1543 die ihnen zugehörigen vier Kirchen an den Landesherren ab. Das Patronatsrecht dervier Prenzlauer Kirchen verblieb jedoch später immer bei der Stadt Prenzlau. Der Klosterbesitz wurde eingezogen und gingmit allen Rechten in die Hände des brandenburgischen Landesherrn über. Um 1549 erhielt ein Zöllner von Prenzlau dasSabinenkloster und um 1554 kam es an von Arnim zu Schönermark. 1559 ging es an Graf Wilhelm von Hohenstein zuVierraden - Schwedt mit allen Gütern und Patronatsrechten als Lehen. Es folgte 1564 ein erneuter Besitzwechsel an vonArnim.
Nach mehrfachem weiteren Besitzerwechsel erwarb 1841 die Stadt Prenzlau das Kloster, auch wenn es bereits sehr verfallen war.Heute ist die Klosteranlage völlig verschwunden, nur die Klosterkirche St. Sabinen ist noch erhalten. Aus dem altenKlosterschatz ist ein wertvolles Vortragekreuz, datiert um 1500, in das Märkische Museum nach Berlin gekommen.

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Spezielle Literatur:

 

© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2009