Kloster Chorin

Das Kloster der Zisterzienser in Chorin verköpert ein Zentrum mittelalterlicher Kulturgeschichte des Landes Brandenburg.Eingebettet in die uckermärkische Wald- und Seenlandschaft, die als Landschaftsschutzgebiet "Choriner Endmoränenbogen"ausgewiesen wird, ist das Kloster zu allen Jahreszeiten ein beliebtes Ausflugsziel. Jährlich wird es von etwa hunderttausendBesuchern bewundert. Vornehmlich der Choriner Musiksommer, der hier bereits seit 45 Jahren stattfindet, besitzt eine enormeAkzeptanz in der Region bis nach Berlin, inzwischen auch deutschlandweit und in Europa. Allein im Sommer 2008 gab es erneut25 000 Konzertbesucher. Der Reiz liegt im Zusammenklang von Natur, Architektur und gemeinschaftlichem Musikerlebnis.

Westfassade Kloster Chorin, Foto: W. Ebert

1273 genehmigten die Markgrafen Johann II., Otto IV und Konrad von Brandenburg offiziell den Umzug des Klosters Marienseeauf dem Pelitzwerder nach Chorin und verbanden damit die Umbenennung des Klosters in "Koryn". Der neue Standort war imbeiderseitigen Interesse. Auf der einen Seite wollte sich der Orden der Zisterzienser im Nordosten Brandenburgs zentraletablieren, um im weiten Umkreis agieren zu können. Auf der anderen Seite brauchten die askanischen Herrscher einStatussymbol ihrer Macht. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Mark Brandenburg zu einem der größten deutschen Fürstentümerdes 14. Jahrhunderts entwickelt, zu dem nunmehr seit 1250 auch die Uckermark gehörte.

Luftbild der Gesamtanlage des Klosters Chorin , Foto: G. Lutze

Bei dem neuen Bauplatz handelte es sich vermutlich um dasslawische Dorf Ragösen, das erst um 1274 endgültig entsiedelt wurde. Archäologische Funde beweisen, dass auf demBaugelände des Klosters im Bereich des Westflügels und unter den Ostteilen des Klosters auch noch ältere Siedlungsanlagenüberbaut wurden, die unterschiedlichen historischen Phasen angehörten.
Chorin mußte Vorzüge besitzen, die anderswo nicht zu finden waren. Für das geplante Bauwerk waren die natürlichenBedingungen von Chorin besonders geeignet. Die eiszeitliche Landschaft am Westufer des Amtsees bot nicht nur einenreizvollen Hintergrund, sondern hier fanden sich auch der erforderliche Baugrund und die Rohstoffe für das Baumaterial.Die freigelegten und rekonstruierten Kellergewölbe unter dem Refektorium und dem Brüdersaal lassen noch heute erahnen,wie wichtig der Baugrund für die Statik war.
Einziger Mangel in den natürlichen Gegebenheiten war das Fehlen von fließendem Wasser. Ihre langjährigenErfahrungen im Wasserbau nutzend, lösten die Zisterzienser dieses Problem mit dem Bau des "Nettelgrabens". Dieserkünstliche Wasserlauf verbindet den Parsteiner See mit dem Weißen See in Brodowin und dem Amtsee in Chorin und mündet in derRagöse.


Ostflügel des Klosters Chorin,
Querhaus und Dachreiter
Foto: W. Ebert

Der Bau der Klosteranlage folgte scheinbar dem üblichen "Idealplan" der Zisterzienser, der auf Zweckmäßigkeit für dasmönchische Leben orientierte. Der Ostflügel war den Chormönchen vorbehalten. Hier befanden sich ihre wichtigsten Räume:die Sakristei mit direktem Zugang zur Kirche, die Bibliothek, der Kapitelsaal, der beheizte Brüdersaal und im Obergeschossdas Dormitorium (Schlafsaal der Mönche). Der Westflügel war den Konversen (Laienbrüdern) zugeordnet.
Beim genaueren Betrachten fällt jedoch auf, dass Chorin über das bisher im Klosterbau Notwendige, spartanisch "Zisterziensische"hinausgeht, ohne den Prunk französischer Kathedralen anzustreben. Der Schlüssel liegt in der Kopplung der in Europa bewährten monastischen Architektur derZisterzienser mit dem Repräsentationsanspruch der askanischen Landesherren, die Chorin als brandenburgisches Hausklosterund Grablege auserkoren hatten. So entstand eine g e i s t i g e H o c h b u r g (im Sinne des Wortes) - einmalig an Wirkung undAusdruckskraft! Ihre Gotik fasziniert nicht allein in den Details, sondern in ihrer harmonischen Gesamtanlage undFormenvielfalt, wobei einige Bauteile das Bedürfnis nach Repräsentanz der Landesherren besonders betonen. So unterstreichtdas Pfortenhaus mit seinem vorgeblendeten Portal, einem Stadttor ähnelnd, die weltlichen Ambitionen.

Die berühmte Westfassade, um oder kurz nach 1300 entstanden, ist offensichtlich eine "Präsentationswand". Hier wird dasBündnis des Zisterzienserordens mit den Landesfürsten besonders augenscheinlich. Die Fassade wird gekrönt von einertrutzigen Burg, die sich bis in den Himmel erhebt. Getragen wird sie von den starken Säulen des Glaubens, dargestellt durchdie Dreiteilung der langgezogen Lanzettfenster im Mittelteil und eine vertikale Gliederung der Front bis unter dieGiebelkrönung. Hoch oben schmückt eine dreigeteilte Blendrose den Aufbau.

Krönung der Westfassade des Klosters Chorin
Foto: K.Klebert

Hinter der Westfassade befand sich im Kircheninneren die Fürstenempore für die Teilnahme des Landesherrn am Gottesdienst.Das Kloster diente der fürstlichen Familie auch fürlängere Aufenthalte. Bereits in der Stiftungsurkunde für das Kloster in Pelitzwerder von 1258 sicherten sich die Markgrafendas Recht des "Ablagers",d. h., sie lebten mit ihrem Hofstaat oft mehrere Wochen im Kloster und wurden hier versorgt. Der reich geschmückte"Fürstensaal" war Empfangsraum und zeigt noch Überreste von Wandmalereien.

Chorin war als brandenburgisches Hauskloster Grablege der johanneischen Linie der Askanier. Nach der Umbettung von JohannI. vom Kloster Mariensee auf dem Pelitzwerder nach Chorin wurden hier aus der Familie der Askanier beigesetzt:Johann II. (1281) und seine Gattin Hedwig (1287), Konrad (1304) und seine Gattin Constantia von Polen (1281), Otto IV.("mit dem Pfeil" 1308) und als Letzten der Askanier Woldemar (1319). Die Sonderstellung des Klosters als Hauskloster undBestattungsort fand mit dem Ende der Askanier-Herrschaft ihren Abbruch.


Apsis des Klosters Chorin im Winter ,
Foto: H. Domnick

Nach dem Tod Woldemars als letzten Askanier1319 in Bärwalde (Mieszkowice) lavierten sich die Choriner Zisterziensererfolgreich durch alle politischen Querelen der Folgezeit. Dabei wechselten sie immer wieder die Seiten, wenn es um ihrenVorteil ging. So schwankten sie von sächsisch nach bayrisch, und dann wurden sie mit Kaiser Karl IV. luxemburgisch. Dergrößte Clou bestand wohl darin, den "falschen Woldemar" anzuer-
kennen, obwohl der echte bei ihnen begraben lag. Sollteauf diesem Wege die frühere Sonderstellung des Klosters erneuert werden? In einer Sage wird sogar erzählt, dass derfalsche Woldemar als Müllerbursche in der Klostermühle von Chorin gearbeitet haben soll und von den Mönchen für seinenAuftritt als Markgraf vorbereitet wurde...

Kloster Chorin gehörte zur Filiallinie der Zisterzienser Morimond-Kamp-Walkenried-Sittichenbach-Lehnin, wobei Lehnin alsMutterkloster fungierte. Die geweihten Mönche lebten nach den strengen Ordensregel der Zisterzienser, wie sie in der"Carta Caritatis" festgelegt waren. Ihr Tagesablauf wurde bestimmt durch ihr Ideal "ora et labora" (beten und arbeiten).Der Tag begann mit einem Nachtoffizium bereits um 1.30 Uhr und endete im Winter 16.05 Uhr mit dem Schlafengehen. Dazwischenlagen sieben Tagesgebetszeiten und Geistliche Lesungen. Etwa 6 Stunden am Tag wurde Handarbeit geleistet. Im Unterschiedzu den Bettelorden nahmen die Zisterziensermönche keine Almosen, sondern erarbeiteten sich ihren Lebensunterhalt selbst.Über die Größe des Choriner Konvents ist nichts bekannt, auch nicht über die Herkunft seiner Chormönche. Die Liste derÄbte lässt vermuten, dass die Mehrheit von ihnen wohl dem Adel und einige auch dem gebildeten Bürgertum entstammten -Lateinkenntnisse waren Pflicht. Mit der Wahl Gotfrieds von Greifenberg zum Abt von Chorin ist ein Bezug zum lokalen Adelerkennbar.
Die Konversen (Laienbrüder) waren zwar dem Orden zugehörig, aber nicht an die strengen Gebetszeiten gebunden, sondern vorallem für das praktische Arbeiten wirksam. Mehrheitlich kamen sie aus bäuerlichen Verhältnissen der umliegenden Dörfer.

Die Äbte blieben weitgehend im Hintergrund des politischen Geschehens. Die Unterschriften auf mittelalterlichen Urkundenlassen jedoch erkennen, dass sie in die Pläne der jeweiligen Landesherren einbezogen waren. Ab Mitte des 15. Jahrhundertstraten Choriner Äbte als kurfürstliche Räte der Hohenzollern auch öffentlich in Erscheinung und wurden mit politischenAufgaben betraut. Die Choriner Zisterzienser begleiteten keine hohen klerikalen Ämter wie vergleichsweise diePrämonstratenser als Bischöfe von Brandenburg und Havelberg, sondern sie klärten vornehmlich interne Ordensstreitigkeiten.Auch wurden sie vom Papst als Richter und Kommissare eingesetzt. Aus den Protokollen der Inquisition gehthervor, dass 1458 Abt Tobias als Beisitzer im Prozess gegen die "Waldenser" beteiligt war - von ihnen wurden 28als Ketzer verurteilt. Tobias war ab 1441 Abt von Chorin; er resignierte aber 1463. Seine Grabplatte findet sich nochheute an der Nordwand des Klosters.

Die Zisterzienser schufen sich einen autarken Lebensbereich, in dem alles Lebenserhaltende unabhängig von der Außenwelterarbeitet wurde. Die Ordensregel gestattete zunächst eine Wirtschaft nur für den Eigenbedarf. Der Wirtschaftskomplex inChorin bestand aus Back- und Brauhaus, Küchenhaus, Werkstätten, Hospital, Gästehaus und einer Wassermühle. Es gabFischgewässer, einen Weinberg und Nutzgärten für Obst, Gemüse, Heil- und Küchenkrauter. Innerhalb der Klostergemeinschaftbestand eine sehr differenzierte und für diese Zeit bereits weitgehend spezialisierte Arbeitsteilung. Auch beim Bauen undaußerhalb der Klostermauern in der Landwirtschaft und im Handel wirkten spezialisierte Arbeitskräfte.

Wirtschaftshof des Klosters Chorin im Winter , Foto: H. Domnick

Kloster Chorin erwarb sich in kurzer Zeit einen beachtlichen Reichtum. Grundlage seines Wohlstandes war ein ausgedehnterfeudaler Grundbesitz. Schon bei seinem Umzug nach Chorin gehörten dem Kloster bereits der Parsteiner See mit demPelitzwerder und dessen Umgebung, die Dörfer Brodowin, Chorin, Pehlitz und Plawe (wüst), Parstein, die Heide zwischenBrodowin und Ragösen, die Hälfte der Feldmark des Dorfes Ragösen am Choriner Amtssee, Äcker der Dörfer Boshove (vermutlichspäteres Vorwerk Zaun), Nieder-Liepe und Ober-Liepe (später Dorf Liepe) sowie die Ragöser Mühle und bei Oderberg dasMarienhospital Barsdin, Wiesenland in Creye, Weinberge und Gärten bei Neuendorf. In den Folgejahren wurde der Kernbesitzdurch Schenkungen, Tausche und Käufe ständig erweitert. So kamen Teile in Groß Ziethen, Herzsprung, Lichterfelde undBeiersdorf hinzu und die Dörfer Britz, Serwest, Golzow und Buchholz (wüst). Später ergänzten sie ihren Besitz mit denDörfern Lüdersdorf, Stolzenhagen, Seehausen, Niederfinow, Cöthen und Klein Ziethen.
Insgesamt besaß das Kloster 13 Volldörfer und weitere Anteile in anderen Dörfern, so auch zwei in der Neumark. Neben derKlostermühle gehörten weitere neun Wassermühlen und eine Windmühle zur späteren Ausstattung. In den Klosterdörfern herrschtefeudale Rentengrundherrschaft. Das Land wurde an Bauern verpachtet und von diesen bewirtschaftet; dafür zahlten sieNatural- oder Geldrente an das Kloster. In den Klosterdörfern übte der Choriner Konvent das Patronatsrecht aus, später auchin Oderberg und Niederfinow. Ihm oblag auch die höhere und niedere Gerichtsbarkeit.

Die Klosterdörfer waren jedoch nicht allein die Quelle des Reichtums. Besonders die klostereigenen Wirtschaftshöfe, dieGrangien, waren effizient und zeugten von einer für den Feudalismus weitgehenden "Betriebsorganisation". Sie wurden mitHilfe von Konversen (Laienbrüdern) und Lohnarbeitern betrieben. Auch die Leitung eines solchen Wirtschaftshofes lag in denHänden von geeigneten Konversen, da gemäß Ordensregel die Mönche das Kloster nicht verlassen durften. Insgesamt sind11 solcher Wirtschaftshöfe bekannt, die jedoch bisher nicht archäologisch untersucht wurden. Teilweise wurden Klosterdörferzu Grangien ausgebaut, so Boshove, Altena (an der Stelle des Dorfes Ragösen), Pehlitz, Bölkendorf, Plawe, der Alt Hof beiLunow, Lüdersdorf, Stolzenhagen und Jänickendorf (Neumark). Zum Marienhospital in Barsdin gehörte ebenfalls einWirtschaftshof.

Im Verlaufe der Zeit wurde mehr produziert, als die Mönche für den Eigenbedarf benötigten. Mit dem Mehrertrag trieben sieHandel auf den nahegelegenen Märkten. Die Mönche nutzen den Wirtschaftshof in Barsdin/Oderberg für den Oderhandel bis zurOstsee und mit Pommern. Damit war der An- und Verkauf von Waren auch im Fernhandel möglich, begünstigt durch die von denMarkgrafen Brandenburgs und den Pommernherzögen gewährte Zollfreiheit. Nach der Verlegung desMarienhospitals 1372 nach Chorin diente die Anlage als Stadthof. In Angermünde, in der Nähe des Berliner Tores, erwarbendie Zisterzienser ebenfalls einen Stadthof und lagerten hier ihr Getreide ein. Auch in Berlin wird ein Stadthof oderAbtshof vermutet. Nach dem Ausbau von Berlin-Cölln zur Residenzstadt der Hohenzollern diente er wahrscheinlich alsQuartier für die Äbte, die als kurfürstliche Räte wirkten, oder als Handelsstandort.

Kloster Chorin war im Mittelalter ein starkes Zentrum der Kulturentwicklung. Neben ihrem religiös-sittlichen Einfluss aufdie Bevölkerung durch ihre vorbildhafte Lebensführung gemäß ihrer Maxime "beten und arbeiten", gingen von den Zisterziensernvielfältige kulturelle Impulse aus. Nachweislich wurde der gotische Baustil anderer sakraler Gebäude in ihrer Formenvielfaltvon Chorin beeinflusst, so das Franziskanerkloster in Angermünde oder die Stadtkirche in Eberswalde. Die kurze Bauzeitdes Klosters Chorin von etwa 30 Jahren zeugt des weiteren von den hohen organisatorischen Fähigkeiten der Choriner Bauhütte.Ihre Bautechnik war für das Mittelalter bewundernswert. Die Backsteine wurden im Klosterformat (10,5 cm bis 11,5 cm breit,13 cm bis 14 cm hoch und zwischen 26cm und 35 cm lang) in großen Mengen hergestellt und mit einem Mörtel aus Sumpfkalkund Sand gesetzt. Im Wandaufbau des Langhauses sind die Öffnungen für die Riegel des Stangengerüstes noch heute sichtbar.

Neben der hohen Baukunst und Bautechnik war es vor allem ihre Agrikultur, die den Fortschritt in der Region bewirkte. Dabeibetrieben sie ihre Agrarwirtschaft in Einklang mit der Natur. Sie nutzten die natürlichen Gegebenheiten und gingen sorgsammit ihnen um. Die Vielfalt ihrer Produkte war erstaunlich. Der Ackerbau reichte vom Anbau von Weizen, Roggen, Gerste, Hirse,Hanf, Leinen, Linsen, Erbsen, Hopfen über Wein-, Gemüse-Küchenkräuter und Obstanbau, zur Viehzucht für Eier, Butter, Käseund Fleisch (für die Kranken und Konversen), zur Fischzucht und bis zur Gewinnung von Honig. Auch das Bierbrauen, heutenoch am Brauhaus zu sehen, war ihre Kunst.
Das Kloster leistete in einem bisher für die Zisterzienser ungewöhnlichen Maß Krankenpflege. Es übernahm zwei Hospitäler:das Marienhospital von Barsdin und das Hospital von Greiffenberg. Das Infirmarium (Hospital) konnte bisher jedoch nichtgenau lokalisiert werden. Auch ihre Heilmethoden sind bisher nicht erforscht.
Andere Kulturleistungen können bisher nur aus dem Zusammenhang angenommen werden. Einige Urkunden wurden direkt im Klosterauf Pergament ausgefertigt. Es ist anzunehmen, dass sie hier auch in ihren juristischen Grundlagen erarbeitet wurden. Auchwirkte 1284 ein Choriner Mönch als markgräflicher Notar. Zugleich verweisen die Pergamente auf die Schreibkunst derMönche, die im Mittelalter außerhalb der Klöster kaum jemand beherrschte. Es gab eine umfangreiche Klosterbibliothek ineinem eigenen Raum. Vom Buchbestand ist leider nichts erhalten.
Zu den kulturellen Leistungen gehörte der Bau eines Zisterzienserkollegs an der Universität "Viadrina" in Frankfurt/Oder.Er wurde, zusammen mit anderen brandenburgischen Zisterzienserklöstern, auch von Chorin befördert. Das Vorhaben fand jedochnicht die Zustimmung des Generalkapitels der Zisterzienser in Citeaux und wurde verboten. 1520musste das Kolleg aufgegeben werden.

Historische Konsole im Kloster Chorin , Foto: H. Domnick

Obwohl künstlerische Arbeit als Zusatz zur Architektur bei den Zisterziensern unerwünscht war, findet sich im Kloster Chorinunaufdringlicher Bauschmuck in Form von Friesen mit Weinranken oder Lilien, Konsolen mit floraler Ornamentik oder vereinzeltmit Tierdarstellungen, Wimperg am Pfortenhaus und die berühmte Steinrose des Westgiebels.


Pfortenhaus des Klosters Chorin,
Foto: S. de Taillez

Im Fürstensaal wurden 1885 Teile von mittelalterlichen Wandmalereien aus dem frühen 14. Jahrhundert entdeckt. Dargestelltwird die Anbetung der Heiligen Drei Könige, der Kindermord zu Bethlehem und König Salomo. Wandmalereien wurden auch imLaienrefektorium freigelegt.

Das hochgotische Triumpfkreuz des Klostes aus der Mitte des 15. Jahrhunderts ist heute an der Südwand der Dorfkirche inChorin zu sehen. In der Berliner Marienkirche sind ein Prachtkelch und eine Patene erhalten, die für die Seelenmessen desaskanischen Herrscherhauses gestiftet wurden. Der reich verzierte Kelch und die Patene zeigen vermutlich die askanischenStifterpaare. Andere Klosterschätze Chorins sind nie gefundenen worden, auch wenn sie, der Sage nach, unermesslich gewesensein sollen...

Anfang des 15. Jahrhunderts zeigten sich ernsthafte innere Konflikte des Ordens auf den Konzilien von Konstanz 1414/18 undBasel 1431/49, die auch an Chorin nicht spurlos vorübergegangen sein können. Erste Anzeichen von Verfall werden bereits abder Mitte des 15. Jahrhundert sichtbar, so endete 1466 die Besitzerweiterung. 1536 verkauft das Kloster sein DorfStolzenhagen an den Kurfürsten.
Mit der Reformation endete das Klosterleben in Chorin. Die Säkularisierung ist scheinbar in der zweiten Hälfte des Jahres1542 erfolgt. Bereits 1543 verpfändete Kurfürst Joachim II. das nunmehr zum Kammergut ernannte Chorin an seinen Amtmann zuPotsdam, Caspar von Kökeritz. Im Verlaufe der Verwaltungsreform von 1549/50 wurde Chorin kurfürstliches und späterkönigliches Domänenamt. 1553 bis 1663 unterstand Chorin zeitweilig dem Joachimsthalschen Gymnasium - ab dieser Zeit wirdder Verfall durch Nutzung der Gebäude für wirtschaftliche Zwecke und als Steinbruch beschleunigt. In der ersten Hälfte des17. Jahrhunderts entstanden Brandschäden. Seit 1810 begannen denkmalpflegerische und archäologische Arbeiten, dank desEinsatzes von Karl Friedrich Schinkel. 1832 legte Peter Josef Lenné einen Situationsplan und ein Konzept zur Gestaltung derUmgebung vor. 1839 erfolgte die Zuordnung Chorins unter das Domänenamt Neustadt-Eberswalde. Ab 1872 wurde das Kloster demAmt der staatlichen Forstverwaltung unterstellt. Bis 1997 oblag die Verwaltung dem Forstinstitut Eberswalde und ging danachin das kommunale Amt Britz-Chorin über.

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Spezielle Literatur:

 

© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2009