Lage | Gründung | Architektur | Klosterkirche | Klostergüter | 14.-15. Jh. | Saekularisierung
Norden des Landkreises Oberhavel, unweit der Stadt Fürstenberg, liegt die mittelalterliche Klosteranlage Himmelpfort. Sie gliedert sich in die seenreiche Ruppiner Landschaft ein, die durch Flachmoorflächen, Feuchtwiesen und Erlenbruchwälder charakterisiert ist.
Das ehemalige Zisterzienserkloster wurde auf einer Landzunge zwischen vier Seen errichtet, von denen der Stolpsee der größte ist. Der Name des Sees geht auf das slawische Fischerdorf Stolp zurück, das für das J. 1307 als villa = Dorf, Weiler bezeugt ist. Die Zisterzienser beseitigten den Weiler nach der Klosterbesiedlung um 1308/09 im Interesse ihrer Eigenwirtschaft.
Am 25. November 1299 beurkundete Markgraf Albrecht III. - ein Urenkel des legendären Askaniers Albrecht des Bären (†1170) - in Eberswalde mit †Rat und Hilfe' des Abtes Johann von Lehnin die Stiftung des Zisterzienserklosters Himmelpfort in seinem Land Lychen (terra Lychen). Bereits Albrechts Vater, Otto III., der Fromme (*1214/15), hatte drei Zisterzienserklöster in Zehdenick (Cedenic), Chorin (Koryn) und Seehausen (Marienwerder) sowie ein
Dominikanerkloster in Strausberg gegründet (1252), in dem der gottesfürchtige Markgraf auch begraben liegt (†1267).
Bischof Johannes II. von Havelberg (1292-1304) gehörte zu den Zeugen des Gründungsaktes. Am 4. Dezember 1299 bestätigte der Brandenburger Bischof Vollrad (1296-1302) die Stiftung, in dessen Diözese das neu zu errichtende Kloster lag. Ebenso unterstützte ein Bruder Albrechts III. - der der Lehniner Mönchsgemeinschaft angehörte - die Konstituierung von Himmelpfort.
Himmelpfort war neben den Zisterzen Paradies/Paradyz bei Landsberg/Warthe (1236) und Chorin (1258) die dritte und letzte Tochtergründung (Filiation) des altehrwürdigen Klosters Lehnin in der Zauche (z. dt. †dürres Land'), in dem der Zisterzienserorden seinen märkischen Ursprung (1180) besaß.
Albrecht III. bestimmte im Zuge einer familieninternen Landesteilung des ottonischen Zweiges der brandenburgischen Askanier die neue Gründung zu seinem Begräbnisplatz. Da der Markgraf bereits im J. 1300 verstarb, fand er zunächst im ottonischen Haus- und Grablegekloster Lehnin seine vorläufige Ruhestätte.
Die Himmelpforter Klostergründung von 1299 - die sich in eine Reihe weiterer geistlicher Stiftungen in Albrechts letzte Lebensjahre einordnet - erklärt sich aus der persönlichen Lebenssituation des Markgrafen.
Der schmerzliche Verlust einiger Familienmitglieder bekräftigte seinen Wunsch nach Gründung einer heiligen Stätte. Trauer und Verzweiflung über das familiäre Schicksal mögen seine Abkehr vom weltlichen Leben ausgelöst und eine religiöse Hinwendung zum Vergangenen verursacht haben. Explizit wird in der Stiftungsurkunde auf das Seelenheil von Albrechts verstorbenen Angehörigen - besonders seines Bruders Otto V., der Lange (*um 1244) - Bezug genommen.
Der Tod Ottos im Juli 1298 scheint Albrecht sehr getroffen zu haben, wie aus dessen Erwähnung in der Himmelpforter Stiftungsurkunde geschlussfolgert werden kann. Zwar hatte sich Albrecht III. schon 1284 aus der gemeinsamen Regierung mit seinem Bruder gelöst, dennoch blieb ein äußerer Zusammenhalt bestehen. Zudem war mit dem Ableben der beiden Söhne Albrechts, Otto (†um 1298) und Johann (†um 1298) - die zum Zeitpunkt der Klostergründung wahrscheinlich nicht mehr lebten - das Ende seines eigenen Geschlechts, der albrechtschen Linie besiegelt.
Der Name des Zisterzienserklosters Himmelpfort - coeli porta - drückt neben dem Wunsch für das ewige Seelenheil der Familienangehörigen auch eine Heilserwartung der hier lebenden Mönche aus. Überdies ist Himmelpfort - im Gegensatz zu den Siedlungsnamen †Lehnin' (Lenyn) und †Chorin' (Koryn) - ein sprechender Name.
Gleichermaßen lassen Albrechts III. frühere Planungen vermuten, dass seiner neuen Stiftung Himmelpfort die Funktion eines Hausklosters zugedacht war. Der erste Hinweis dieses Gründungsprozesses liegt aus dem J. 1296 vor. Ob zu diesem Zeitpunkt Albrechts Söhne noch lebten, bleibt bis dato ungeklärt.
Bei Betrachtung der Klosterpolitik des Markgrafen ergaben neue Überlegungen interessante Parallelen bezüglich der Etablierung Himmelpforts. Im Raum Stargard (z. dt. †alte Burg'), Lychen und Wesenberg kam es 1290 zur Gründung des Zisterziensernonnenklosters Wanzka (Ldkr. Mecklenburg-Strelitz) sowie 1299 zur Konstituierung der Zisterze Himmelpfort.
Obendrein fundierte Albrecht III. in seinem Erbteil der Neumark 1290 das Zisterzienseronnenkloster Bernstein und 1300 das Zisterzienserkloster Himmelstädt (locus coeli).
Die auffallende Parallelität der Gründung je eines zisterziensischen Nonnen- und Mönchsklosters gaben Anlass zu der Vermutung, dass Albrecht III. eine Aufteilung seines Landes unter seinen beiden Söhnen vorbereitete. Das würde bedeuten, dass seine Söhne 1296 noch am Leben waren, was nach den Quellenangaben möglich wäre. Diese These unterstellt, dass Himmelpfort und Himmelstädt/Mironice als Hausklöster für den jeweiligen Erben des entsprechenden Landesteils gedacht gewesen sind.
In Folge des Todes der markgräflichen Brüder hatten sich die Bedingungen für die Gründungen von Himmelpfort und Himmelstädt geändert. Damit dürften auch deren primäre Aufgaben als Hausklöster hinfällig geworden sein.
Sicherlich war nun Albrechts Sorge, dass seine Verfügungen bezüglich Himmelpfort keine oder nur unzureichende Anerkennung finden würden. Daraufhin ließ er im Februar 1300 eine zweite Urkunde zugunsten Himmelpforts ausstellen, durch die er seine Stiftung erneuerte.
Es verwundert nicht, dass Markgraf Hermann III., der Lange (*um 1273) - der als Sohn Ottos V. der nächste männliche Verwandte Albrechts und Erbe von dessen Landesteilen war - aufgrund der neuen Konstellation den letzten Verfügungen seines Oheims reserviert gegenüber stand.Nach dem Tod von Albrechts Söhnen wurden Hausklöster nicht mehr benötigt, da sowohl die ottonischen als auch die johanneischen Markgrafen mit den Klöstern Lehnin bzw. Chorin jeweils über ein eigenes Hauskloster verfügten.
Hermann III. akzeptierte erst nach Verhandlungen mit Albrecht III. - vielleicht in Anerkennung des persönlichen Schicksals seines Oheims - dessen Stiftung Himmelpfort.
Hingegen gelangte die Gründung des Klosters Himmelstädt unter den nachfolgenden Askaniern nicht mehr zur Ausführung.
Das traurige Schicksal Albrechts III. gegen Ende seines Lebens, sein Haltsuchen am Vergangenen und an christlichen Werten drückt sich in signifikanter Weise auch in der Architektur der Himmelpforter Klosteranlage aus, bei dessen Planung der Markgraf persönlich Anteil nahm.
Der architektonische Entwurf offenbart Strenge und Zurückhaltung, in dem bewusst auf archaische Formen zurückgegriffen wurde. Der bis zur Nüchternheit vereinfachte Klosterbau verkörpert die Rückbesinnung auf asketische Ideale und den †alten' zisterziensischen Ordungsgeist. Himmelpfort kann als Symbol des Scheiterns in der Welt verstanden werden. Insofern sich Albrecht III. mit dem Kloster identifizierte, war die Wahl seines Begräbnisplatzes konsequent.
Wann mit dem Bau des Zisterzienserklosters begonnen wurde, ist urkundlich nicht belegt. Es dürfte in den J. 1307/09 errichtet worden sein, da in diesem Zeitraum die Übersiedlung des Konvents aus Lehnin angenommen wird. In dieser Epoche umfasste der Klosterbesitz schon 20 Dörfer, mehrere Zollfreiheiten und diverse Zehntrechte. Folglich schritten die Mönche beim Aufbau des Klosters und dessen Einrichtung mit Eifer und Eile voran, da auch der bereits verstorbene Stifter möglichst bald in seiner Gründung die letzte Ruhe finden sollte. Im Jahre 1309 wurde Albrechts Leichnam aus Lehnin nach Himmelpfort in ein Oratorium (Hauskapelle, Betsaal) überführt oder in die inzwischen fertiggestellte Kirche gebracht.
Leider lässt sich das ursprüngliche Erscheinungsbild des Klosters kaum noch rekonstruieren. In Folge der Säkularisierung begann die gesamte Anlage zu verfallen. Die Konventsgebäude wurden wiederholt - besonders während des dreißigjährigen Krieges (1618-48) - als Steinbruch genutzt. Von der inneren Klausur erhielt sich kein Zeugnis, während die Klosterkirche als Ruine überdauerte. 1663 wurden Rudimente des Chores und der Vierung - der Kreuzungspunkt des Lang- und Querhauses der Kirche - zu einer Dorfkirche umgebaut. Aufgrund der starken Umgestaltung sind diese Gebäudeteile schwer erkennbar.
Über Jahrhunderte erhielt sich das sog. †Brauhaus', dessen ursprüngliche Funktion unklar bleibt. Das stattliche zweigeschossige Gebäude weist einen einfachen, aber harmonisch gegliederten Blendgiebel aus dem 14. Jh. auf.
In der Mitte des 19. Jh. wurde es umfangreichen Neuerungen unterworfen. Auf einem Plan des Jahres 1814 - durch den wir die Bezeichnung des besagten Gebäudes als †Brauerei' entnehmen - werden weitere Bauten abgebildet, die nicht mehr vorhanden sind.
Weitere bauliche Zeugen aus der Klosterzeit bilden die Relikte der Umfassungsmauer. Auf Überreste der aus Feldsteinen zusammengefügten Klostermauer treffen wir im Südwesten des Klosterkomplexes an jener Stelle, wo offensichtlich die ehemalige Pforte lag.
Die Klosterkirche besaß die Form einer dreischiffigen Backsteinbasilika, die wahrscheinlich ein Querschiff hatte. Darauf weisen Schildbögen und Gewölbezwickel an den Außenseiten der Langhausmauern sowie Mauerreste im Norden und Süden der Vierung hin. Grabungen, die man im 20. Jh. durchführte, bestätigten die Vermutung, dass die mittelalterlichen Baumeister das Gotteshaus über einem kreuzförmigen Grundriss errichtet hatten.
Noch im 19. Jh. wurde von einem †unverhältnismäßig weit vorspringenden Glockenturm' be-richtet, der bis in die †neuesten Zeiten gestanden habe'. Der †Glockenturm', der mit der Kirche baulich verbunden war, mag das südliche Querhaus gewesen sein, das die in ihrer Höhe bereits damals reduzierten übrigen Gebäudeteile überragte.
Die Ostseite der Kirche bildet mit der fünfseitigen Apsis - dem Chorabschluss - einen saalartigen Raum, der heute als Pfarrkirche dient. Die mittels einer Zwischenmauer abgetrennte Westhälfte besteht aus zwei Langmauern mit je vier rundbogigen Arkaden und einer Westwand in die drei Fenster eingelassen sind. Dieser ruinöse Bauteil vermittelt einen strengen und archaischen Eindruck. Dazu tragen die schweren, geduckten Rundbögen, die starken wenig gegliederten Rechteckvorlagen im Gebäudeinneren und die unprofilierten Kanten bei. Eine weitergehende baugeschichtliche Bestimmung erweist sich als diffizil.
Über 30 Jahre nach dem Baubeginn der majestätischen Choriner Kirche (1273) angelegt, kann die Himmelpforter Bauform als eine bewusste Rückbesinnung auf den strengen Kanon, die regelbetonte Einfachheit und Schmucklosigkeit früher Zisterzienserkirchen interpretiert werden. In dem Bauwerk mit seinen schweren rundbogigen Arkaden, dem geduckten basikalen System und in den simplen Einzelformen mit ihren wenigen Profilsteinen äußert sich ein erneuertes asketisches Ideal, das dem architektonischen Entwurf große Strenge und Zurückhaltung auferlegt.
Die Frühstufe des Baustils, die wir im Grundriss und in den Einzelformen feststellen, zeigt sich im Aufbau des Langhauses. Um den richtigen Eindruck der Gesamtverhältnisse des Mittelschiffs zu bekommen, müssen wir berücksichtigen, dass der Boden ursprünglich einen Meter tiefer lag. Der Bau muss deshalb wuchtiger gewirkt haben. Die Pfeiler standen freier, die Arkadenspange war luftiger. Wenn wir bedenken, dass die Obermauern heute nur bis zur Linie der ehemaligen Sohlbänke des Obergadens (Stockwerk) reichen, so gewinnt man eine Ahnung von ihrer einstigen Höhe. Infolgedessen wirkt die gewollte Schmucklosigkeit um so eindrucksvoller.
Das lang gestreckte Sanktuarium - der Altarraum - könnte um die Mitte des 14. Jh. entstanden sein. Sein Bauabschluss dürfte mit dem Weihedatum des Hochaltares von 1358 gleichzusetzen sein. Es weicht aus der Achse des Mittelschiffs ein wenig nach Süden ab und schließt im Osten mit einem Polygon (Vieleck) aus fünf Seiten des Zehnecks.Die lang gestreckte, polygonale (vieleckige) Gestalt des Sanktuariums ähnelt der ebenfalls von Albrecht III. gestifteten Zisterziensernonnenkirche Wanzka, die durch den Baumeister Friedrich Wilhelm Buttel (*1796), einem Schüler des Architekten Karl Friedrich Schinkel, eine prächtige Westfassade (1840-43) erhielt.
Das Himmelpforter Sanktuarium wurde über einem Granitsockel errichtet, der an den sechs Strebepfeilern mit einer umlaufenden Schicht profilierter Formsteine abgedeckt ist. Dieser Gebäudeteil erfuhr 1663 erhebliche Veränderungen, die auf die Plünderungen des Baubestandes als Steinbruch zurückgehen. Er wurde in seiner Höhe reduziert. An den Mauern sind zwischen den Strebepfeilern unterhalb der heutigen Traufe noch die Ansätze der ehemaligen Fensterbögen zu erkennen. Danach dürfte die jetzige Höhe höchstens zu drei Vierteln der ursprünglichen entsprechen. Seitdem schließen das ehemals gewölbte Sanktuarium und die Vierung mit einer flachen Balkendecke ab. Altar und Kanzel stammen aus dem 17. Jh., vier Inschriftengrabsteine aus dem 17. und 18. Jh.
Zur großzügigen Grundausstattung des Zisterzienserklosters gehörten sechs Dörfer, darunter die Ortschaften Castavel - heute Försterei Kastaven - Alt- und Neu-Thymen sowie Brüsenwald. Des weiteren zählten dazu 100 Hufen Land, mehrere Waldflächen, zehn Mühlen und 39 Seen, in denen lediglich die Bewohner der Ortschaft Lychen mit kleinen Netzen fischen durften. Ansonsten blieben sämtliche Fischereirechte dem Kloster vorbehalten.
In den 150 Jahren nach der Gründung von Himmelpfort erweiterten die Äbte ihren Klosterbesitz vorwiegend durch Käufe, z.B. erwarb der Lehniner Abt Johannes das slawische Dorf Stolp, die Dörfer Bredereiche und Rudow - das heute unbekannt ist - sowie Tangersdorf für 300 Mark brandenburgischen Silbers. 1313 wurde das halbe Dorf Krumbeck erstanden, 1319 kam die andere Hälfte hinzu. Im Jahre 1317 kaufte ein Prior das Eigentum der Kirche in Bredereiche. Ferner wurde das Kloster vom Zoll des brandenburgischen Landes befreit.
Wie bereits erwähnt, hatte noch vor dem Tode Albrechts III. dessen Neffe und Nachfolger, Markgraf Hermann III., der Lange, die Zisterze Himmelpfort bestätigt. Jedoch einige Jahre später, 1304, übergab er mit dem Land Stargard (terra Stargard) auch Lychen dem Fürsten Heinrich II. (*1266) - einem Schwiegersohn Albrechts - zum Lehen, womit Himmelpfort für ein Jahrhundert (1304/17-1440) unter mecklenburgische Herrschaft gelangte.
Dem Kloster blieb das Wohlwollen der Askanier erhalten. So überwiesen die Markgrafen Otto IV. (†um 1309) und Johann IV. (†1305) dem Konvent die Zehnteinkünfte aus zwölf Dörfern und zwei Höfen.
Da Himmelpfort in die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Mecklenburgern und Brandenburgern geriet, vermachte Markgraf Waldemar der Große (†um 1319) im Mai 1317 den Mönchen einen Kalkofen in Storkow und die Dörfer Redelsdorf, Zotzen und Rutenberg als Entschädigung. Hinzu kamen zwei Seen bei Zotzen, vier Hufen Land im Dorf Storkow und das Dorf Sommerfeld.
Die Klosterbesitzungen sollten natürlich bewirtschaftet und erhalten werden. Die Seen brachten reiche Fischausbeute. Außerdem mussten Brücken, Wehre und Dämme gebaut, Gräben gezogen, Kähne, Netze und Taue in Ordnung gehalten werden. Zum Versand der Fische waren Körbe und zum Haltbarmachen Salz nötig. Es existierten Wasser-, Säge-, Korn- und Ölmühlen.
Der Ausbau der Klostergüter ging nicht ohne Streitigkeiten und Rückschläge vonstatten. Zum Beispiel wurden Himmelpforter Klosterdörfer bei Lychen/Templin (Kastaven, Garlin, Stolp, Rudow, Tangersdorf ) und in Mecklenburg ( Flatow, Podewall) sehr bald wüst, was auf ungünstige Bodenverhältnisse zurückzuführen sein dürfte. Die Bauern wanderten in günstigere Anbaugebiete ab. Obendrein führte die Pestwelle ab Mitte des 14. Jh. zu drastischen Bevölkerungsverlusten.
Nach dem Aussterben der Askanier in der Mark Brandenburg 1319/20 stand die Entwicklung des Zisterzienserklosters unter keinem glücklichen Stern. Im mecklenburgisch-brandenburgischen Grenzgebiet gelegen, verödeten die Klosterdörfer auch aufgrund der dortigen Grenzkonflikte. Die komplizierten Beziehungen zu den neuen mecklenburgischen Landesherren blieben eingeschränkt und deren Zuwendungen erfolgten sporadisch. Das angespannte Verhältnis war von Differenzen geprägt, besonders wenn es um die wirtschaftlich wichtigen Mühlen- und Fischereirechte ging.
Beispielsweise musste Heinrich II. von Mecklenburg und Stargard 1315 im Streit um die dem Kloster gehörende, aber in Lychen gelegene Mühle (molendinum) zwischen der Stadt und dem Konvent vermitteln. Die langwierigen Divergenzen zogen sich über zwei Jahrhunderte hin, wie die Schlichtungsurkunden von 1331, 1435 und 1504 belegen.
Ähnlich prekär entwickelte sich die Situation zwischen den Städten Lychen und Fürstenberg (Vorstenberge) an der Havel einerseits und der Zisterze Himmelpfort andererseits. Konflikte liegen für die Jahre 1320, 1361, 1414, 1428, 1435, 1472 und 1483 beurkundet vor. Zudem berichten die Chroniken von direkten Übergriffen auf die Klosterbesitzungen, z.B. durch aufgebrachte Bürger der Stadt Templin (Templyn) 1394 oder durch den Herrn von Redern auf Schwante 1483.
Während der mecklenburgischen Herrschaft über die terra Lychen (1304/07-1440) blieb Himmelpfort relativ bedeutungslos. Erst 1440 fiel das Land unter der Regentschaft des Kur-fürsten Friedrich II., dem Eisernen, (*1413) wieder an Brandenburg zurück. Nach der erneuten Eingliederung unter die brandenburgische Lehenshoheit konnte die Himmelpforter Zisterze nicht an die exponierte Stellung anderer Klöster - wie Lehnin, Chorin oder auch Zinna (coena b. Mariae) - heranreichen, die im Verlauf der Jahrhunderte ganz andere wirtschaftliche und politische Möglichkeiten entfaltet hatten.
Wenigstens einige historische Begebenheiten, in denen das Zisterzienserkloster Himmelpfort eine Rolle spielte, sind nach den Aussagen der Quellen erwähnenswert. Die Einrichtung der dritten Lehniner Filiation (1307/09) übernahm der Abt von Lehnin, Johann von Belitz. Später wählte der Konvent einen eigenen Prior, der erste chronikalisch nachweisbare Abt Johannes trat 1320 sein Amt an.
Wir gewinnen Einblicke in die Beziehungen Himmelpforts zum überregionalen Ordensleben anlässlich des Aufenthalts des Abtes Johannes im Zisterziensernonnenkloster zu Boitzenburg (claustrum Boycenburch) im Jahre 1328, der Aufnahme des Nonnenklosters Wanzka bei Stargard in die Gebetsbruderschaft Himmelpforts (1335) und während des Prozesses gegen den vormaligen Abt von Lehnin, Arnold van Monnikendam (1469).
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrahunderts erwarb ein Abt von Himmelpfort die ehrenvolle Auszeichnung, Bischofsinsignien zu führen. Dies bezeugt ein Verzeichnis des Himmelpforter Silberschatzes von 1535, in dem ein silberner Bischofsstab aufgeführt ist.
Auf päpstlicher Seite erhielt sich eine im südfranzösischen Avignon ausgestellte Urkunde Benedikts XII. (†1342) aus dem Jahre 1336, in der die Freiheiten bestätigt werden, die Himmelpfort einst zugebilligt worden waren. Gleichzeitig kann diese Urkunde als Schutzbrief betrachtet werden. Für das Jahr 1469 ist eine Zahl von elf Mönchen für das Kloster belegt, die in den Dörfern das Patronatsrecht über die Kirchen ausübten. In Aufsicht und Gerichtsbarkeit unterstand der Konvent dem Bischof von Brandenburg.
Nachdem der brandenburgische Kurfürst Joachim II. Hector (*1505) im Jahre 1539 zum protestantischen Glauben übergetreten war, wurden die in katholischem Kirchenbesitz befindlichen Güter eingezogen. Anscheinend war die Zisterze Himmelpfort eines der ersten säkularisierten Klöster, denn bereits 1541 waren sämtliche Kleinodien an kurfürstliche Beamte übergeben worden.
Im Jahre 1542 gelangten die Klostergüter als Pfand für geliehenes Geld an den Landvogt der Uckermark, Hans von Arnim. 1551 kam der Besitz - wiederum als Pfand - an den kurfürstlichen Rat Adam von Trott zu Badingen. 1557 erhielt er den gesamten Klosterkomplex als endgültige Erbschaft für weitere vorgestreckte Geldsummen und seine Verdienste als Feldmarschall in Ungarn.
Mit dem Tode Friedrich Wediges von Trott, der in Himmelpfort lebte und starb, und dem Erlöschen der männlichen Linie des Hauses Trott zu Badingen im Jahre 1727, fiel das Kloster wieder an den Kurfürsten zurück.
Sämtliche Ortschaften wurden samt dem Vorwerk Castaven mit dem Amt Badingen vereint und 1764 in Erbpacht vergeben. Während dieser Zeit verfielen die Anlagen rapide, da deren Besitzer meist mittellos waren. Die Gebäude wurden zweckentfremdet und teilweise zerstört. Die ehemalige Abtei baute man zu einer Wohnung um, die Klosterkirche wurde zum einen Teil als Gotteshaus und zum anderen als Scheune genutzt. Mit den Steinen der Klostermauer wurden Berliner Straßen gepflastert. Der letzte Besitzer verkaufte 1845 den gesamten Besitz an den Domänenfiskus.
Die intakte Osthälfte der Kirche wird heute als Pfarrkirche benutzt, im zerstörten efeuumrankten westlichen Teil werden während der Sommermonate Konzerte und Theateraufführungen dargeboten. Im Umfeld des ehemaligen Zisterzienserklosters werden umfangreiche Aktivitäten vorgenommen, um die Attraktivität der historischen uckermärkischen Anlage zu erhöhen.
Literatur- und Abbildungsverzeichnis:
© Märkische Eiszeitstraße, Ch. Klam, Historiker, Berlin, 2007