Die Augustiner lebten nach den Regeln des Aurelius Augustinus (354 - 430), einem der bedeutendsten Kirchenväter. Seine Schriften beeinflussten Theologie und Philosophie der Feudalepoche und die geistige Entwicklung Europas nachhaltig. Zugleich waren sie die geistige Basis vieler Mönchsorden.
Die Augustiner-Eremiten bildeten die klösterliche Gemeinschaft eines Bettelorden, im Unterschied zu den Augustiner-Chorherren, die eine Gemeinschaft von Domherren waren.Ein ersten Zeugnis der Existenz von Augustiner-Eremiten in Gartz stammt von 1289/91. Es wird angenommen, dass frühere Wilhelmiten, die bei der Stettiner Jakobikirche Wilhelmsthal ansässig waren, wegen Umbau dieser Kirche nach Gartz kamen und sich den Augustinern anschlossen. Ihr Standort ist nicht genau bestimmbar. Vermutlich lag das Kloster im Westen der Altstadt.
Grabungen 1992 - 1994 haben Fundamentreste eines Sakralbaus aus Feldstein in der Großen Mönchenstraße, auf der Höhe der Töpferstraße, nahe Klostergrund erschlossen. Eine vergleichsweise Vorstellung bietet das nahegelegene Augustinerklöster in Chojna (Königsberg). Es hatte nachweislich Kontakte zu den Augustinern in Gartz. Es gehörte zu den acht Klöstern, die 1415 ein Provinzstudium, ein "studium continuum" vereinbarten. Neben Gartz und Chojna gehörte auch Friedeberg (Strzelce Kraj.) dazu. Jeweils ein Jahr lang beherbergte jedes der Klöster Ordensstudenten, die an dem Ort der Wanderschule in Philosophie und Theologie unterrichtet wurden. Vermutlich gab es dafür auch eine Klosterbibliothek. Außerdem sollten alle acht Klöster eine Klosterschule eröffnen.
Über das Leben und Wirken der Gartzer Augustiner-Eremiten wissen wir ansonsten so gut wie nichts. Sie hatten mindestens zwölf Konversen und einen Prior, und sie trugen schwarze Kutten. In den Urkunden werden Terminarier (Almoseneinsammler) erwähnt. Vornehmliche Aufgaben der Augustiner bestanden in Predigt und Seelsorge sowie in der Spendung von Sakramenten.
Zum Besitz des Klosters gehörten wenig Ackerland im Gartzer Stadtfeld, sechs Büdnerhäuser, zwei Häuser und Grundstücke in Stettin und durch Kauf weitere bescheidene Wohnhäuser. Sie besaßen Termineien in Stettin und Greifenhagen. Auch wenige Schenkungen von Geld sind bezeugt sowie Geldverleih.
Aus den Urkunden geht hervor, dass 1486 und 1501 das Provinzialkapitel in Gartz stattfand. Bei dem großen Inquisitionsprozess 1392 - 1394 gegen die "Waldenser" in Stettin unter dem Cölestiner-Priester Peter Zwicker wirkten auch Gartzer Augustiner-Eremiten als Beisitzer an drei Verhören mit.
Bereits 1532 ließ der pommersche Herzog Philip I. ein Verzeichnis des Klostereigentums anfertigen. Vermutlich erfolgte die Aufhebung des Klosters bereits kurz danach. Die Kleinodien wurden per Los zwischen den Herzögen Philip I. von Pommern-Wolgast und Barnim IX. von Pommern-Stettin aufgeteilt. Die Klostergebäude gingen 1534 an Herzog Philip I. über, der um 1540 große bauliche Veränderungen vornehmen ließ, um es als fürstliches Haus zu nutzen. 30 Jahre später vernichtete ein Großbrand alles.
Spezielle Literatur:
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2009