Zisterzienserinnenkloster Altfriedland

Einst war es die bedeutendste Anlage eines Nonnenklosters am Rand des Oderbruchs - entstanden weit vor dessen Trockenlegung. Friedland lag an einer wichtigen Handelsstraße zwischen Stettin (Szczecin) und Frankfurt an der Oder. Der älteste Teil des Ortes Friedland wurde von "Wendenfischern" bewohnt. Den Namen Altfriedland erhielt der Ort erst 1845 zwecks Unterscheidung vom Ort Neufriedland im Oderbruch.

Theodor Fontane gibt uns noch heute in den "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" ein sehr anschauliches Bild vom Äußeren und vom "Innenleben" des Klosters Altfriedland, auch wenn wohl Dichtung und Wahrheit hier und dort zusammenfließen. Auf einem schmalen Landstreifen zwischen zwei Seen gelegen, dem Kloster- und dem Kietzersee, muss die Ansicht, so berichtet Fontane "von nicht gewöhnlicher Schönheit gewesen sein, als die umgebende Bruchlandschaft noch ihren alten Charakter hatte und die hohen Giebel des Klosters abwechselnd in den einen oder anderen See ihre Schatten warfen".

Klosterkirche Altfriedland,
heute evangelische Pfarrkirche
Foto: W. Ebert
Inzwischen sind die Klostergebäude weitgehend verfallen. Das einzige intakte Gebäude ist die einschiffige Klosterkirche, ehemals ein frühgotischer Feldsteinbau mit hoher Dreifenstergruppe an der Ostseite (heute vermauert). Er wurde vielfach verändert, zerstört, neu aufgebaut.

 

Das erste Kloster, das 1300 durch Feuer zerstört wurde, war nach Fontane ein romanischer Bau. Er kommt zu dieser Annahme, da die größte der Filialkirchen des Klosters in Ringenwalde eine romanische Feldsteinkirche ist und wahrscheinlich der Klosterkirche ähnelte. Von der bedeutsamen mittelalterlichen Klosteranlage ist heute nur ein Teil des westlichen Konventsflügels erhalten: Ein Kreuzgangflügel mit Kreuzrippenwölbung aus dem 13. Jahrhundert und das anschließende Restgebäude des Refektoriums mit den noch erhaltenen gotischen Gewölben aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Über das Gründungsjahr des Klosters gibt es widersprüchliche Aussagen. Die Angaben schwanken zwischen 1230 und 1271. Es gibt Gründe zu der Annahme, dass bereits kurz nach 1230 die Gründung erfolgte, also bereits kurz nach dem Erwerb des Barnim durch die Askanier. Es wurde anscheinend als Grenzmarkierung gegen Heinrich I. von Schlesien errichtet. Zugleich bildete es die Grenze zwischen den Diözesen Brandenburg und Lebus. Der frühere Name des Klosters war "Vredeland" (befriedetes Land) - dies lässt auf seine Funktion als Begrenzung/Befriedung schließen. Als Stifter werden die brandenburgischen Markgrafen Johann I. und Otto III. angenommen, die erst ab 1271 den Grundstock des Klosterbesitzes als Schenkung urkundlich sicherten.

Nonnenkloster Altfriedland -
überdachte Ruine des westlichen Konventflügels -
Foto: W. Ebert

 

Kloster Friedland war ein Zisterzienserinnenkloster, rechtlich jedoch nicht dem Orden unterstellt, sondern dem Bischof von Brandenburg. Die Nonnen lebten nach den Regeln des heiligen Benedikt und den Ordensregeln der Zisterzienser von Citeaux. 1549 sollen hier noch 40 Nonnen gelebt haben. In der Blütezeit des Klosters können bis zu 60 Konventualinnen angenommen werden. Hier waren die Töchter angesehener und wohlhabender Adelsfamilien aus der Umgebung beheimatet, so der Barfus, der Pfuels, der Ihlows oder Krummensees. Aber auch einige Nonnen bürgerlicher Abstammung sind in den Urkunden erwähnt. Neben der Äbtissin gab es eine Priorin und eine Subpriorin sowie einen Probst für weltliche Aufgaben. Namentlich bekannt sind auch eine Schaffnerin und eine Küsterin. Weiterhin vom Bischof gefordert wurde eine Schulmeisterin (magistra oder scholastica) zur Unterrichtung der jungen Nonnen und der Kinder (vermutlich des Dorfes). Vermutlich besaß das Kloster auch ein Hospital.

Das Kloster gehörte zu den reicheren Stiftungen in der Umgebung. Sein Eigentum entstand im Grundstock aus landesherrlichen Schenkungen. Die jüngeren Erwerbungen kamen aus Stiftungen der umliegenden Adelsfamilien, deren Töchter als Konventualinnen in Altfriedland lebten. Den Zisterzienserinnen gehörten folgende Klosterdörfer: Friedland, Ringenwalde, Reichenberg, Pritzhagen, Biesdorf, Metzdorf und Lüdersdorf als Volldörfer und Anteile in Löwenberg, Beiersdorf, Börnicke, Ladeburg, Kleinbarnim, Bollersdorf, Batzlow und Marzahn. 1304 kauften die Nonnen das Gut Gottesgabe bei Altfriedland und wandelten es in einen Wirtschaftshof (Grangie) um. Hinzu kamen Mühlen wie die Alebrand-Mühle bei Friedland, die Lapenowsche Mühle bei Ringenwalde und die Dornbusch-Mühle bei Bliesdorf. Zu ihrem Besitz gehörten mehrere Seen für die Fischwirtschaft (der für die Nonnen verbotene Fleischgenuss musste durch Fisch ersetzt werden). Auch besaßen die Nonnen zwei Weinberge in Wriezen und in Altfriedland (Wein trinken gehörte zum Alltag).
Das Kloster Altfriedland betrieb auf seinen Besitzungen fast ausschließlich Rentengrundherrschaft. Die Pächter bewirtschafteten das Klosterland und hatten dafür Getreide- oder Geldrente zu entrichten. Später wurden diese Einkünfte ergänzt durch Verpfändungen gegen Getreide- oder Geldzins und durch Abgaben. Bekannt ist der "Kahnfisch" - die Fischer in Wriezen hatten um 1300 jeden dritten Fisch an das Kloster abzuliefern.
Die Zisterzienserinnen besaßen das Patronatsrecht über zehn Kirchen, darunter die städtische Pfarrkirche Altfiedland und die Liebfrauenkirche in Wriezen, die Dorfkirchen Ringenwalde, Reichenberg, Pritzhagen, Metzdorf, Lüdersdorf und Biesdorf. Später kamen Gersdorf, Batzlow und Böllersdorf hinzu. In den Klosterdörfern übten die Nonnen auch die höhere und niedere Gerichtsbarkeit aus.

Choransicht der Klosterkirche in Altfriedland
Foto: W. Ebert

Über das Leben der Nonnen in den ersten hundert Jahren existieren kaum Informationen. Erst aus der Zeit der bayrischen und luxemburgischen Herrschaft über die Mark Brandenburg gibt es spärliche Dokumente. Dazu gehört der von Fontane aufbereitete Brief des Brandenburger Bischofs Dietrich von der Schulenburg vom 3. Juli 1381. Dieses Schreiben lässt erkennen, dass die Nonnen ein standesgemäßes Leben suchten und familiäre Kontakte mit ihren Angehörigen pflegten, die über die strengen Ordensregeln hinausgingen. Fontane vermerkte dazu: "Die einfache Folge davon war, dass das Kloster in gutem und oft auch in n i c h t gutem Sinne des Wortes zu einem Rendezvousplatz wurde, wohin die adligen Insassen des Kreises ihre Neuigkeiten trugen, um sie gegen andere auszutauschen. Die Welt innerhalb und außerhalb des Klosters war dieselbe. Alles war versippt, verschwägert, und die Kordialität, die Familienzugehörigkeit musste natürlich die Aufrechterhaltung der Disziplin erschweren". Ab Ende des 14. Jahrhunderts begann eine Zeit, wo die strenge Klosterregel überall einer "milden Praxis" zu weichen begann. "Einst war das Leben innerhalb derselben stark genug gewesen, nach außen hin bildend und sittigend zu wirken, jetzt , schwach geworden, drang der allgemeine Sittenverfall von außen her in die Klostermauern ein."

Der Reformbedürftigkeit wurde im Brief von Bischof Dietrich mit der Androhung der Exkommunikation unmissverständlich Nachdruck verliehen. Um die "Zucht" zu sichern, sollten die Nonnen unter "fester Klausur" verbleiben, den Besuch außerhalb des Klosters unterlassen, der Äbtissin absoluten Gehorsam leisten, keine besondere Wohnung oder Bequemlichkeit oder Dienerinnen bzw. Mägde haben, die Speisen nur im gemeinschaftlichen Refektorium einnehmen, keinen Schmuck tragen, keine Maskenspiele treiben, keine Geburtstage oder jährlich wiederkehrende andere Feste feiern oder Backwerk für Festlichkeiten verschenken.
Die Reformation war Anlass dafür, dass der Pfarrer und Beichtvater bereits 1537 das Kloster verließ und die Nonnen sich 1540 der neuen Kirchenordnung des Kurfürsten unterwarfen. 1546 verpfändete Kurfürst Joachim II. das Kloster an Balthasar von Beerfelde, wobei die Nonnen zunächst Wohnrecht behielten. 1564 verkaufte es der Kurfürst mit allen Klostergütern an Joachim von Röbel, dessen Familie es als Rittergut nutzte. 1711 wurde Altfriedland dem landesherrliches Domänenamt unterstellt und Markgraf Albrecht Friedrich überlassen, der hier zusammen mit Karl von Schwedt ein Markgrafenschloss betrieb. Unter den wechselnden Klosterbesitzern tritt späterhin eine Frau für die Zeit von 1789 bis 1803 besonders hervor - die "Frau von Friedland". Eigentlich hieß sie Charlotte von Lestwitz. Sie erhielt in Altfriedland väterliches Erbe von Hans Siegismund von Lestwitz. Fontane würdigte sie: "Durch Umsicht, Sorgsamkeit und Anspannung aller ihr zur Verfügung stehenden Mittel den Reichtum des Bruchbodens gefördert und seine Naturkräfte lebendig gemacht zu haben, wird immer ein besonderes und nicht leicht zu überschätzendes Verdienst dieser ausgezeichneten Frau verbleiben". Sie und ihre Tochter, Henriette Charlotte von Itzenblitz, gingen in die Kulturgeschichte jedoch nicht nur ein mit ihrem modernen Musterbetrieb der Landwirtschaft, sondern auch mit ihrem Musenhof nebenan auf Schloss Kunersdorf, wo berühmte Wissenschaftler, Politiker, Dichter und Künstler ihre Gäste waren.

Um dem weiteren Verfall des Klosters als Kulturdenkmal Einhalt zu gebieten, erfolgte 1974 eine provisorische Abdeckung der Ruinenreste und 1985 die Errichtung eines stabilen Notdaches;1995 wurde das Objekt durch Erweiterung des Schutzdaches zunächst baulich-konstruktiv gesichert. .

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Spezielle Literatur:

 

© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2009