Das breitgelagerte eingeschossige Gebäude unter einem Walmdach mit Fledermausgauben ist architektonisch unauffällig, jedoch historisch um so bedeutsamer. Einerseits stellt es - zusammen mit dem Wirtschaftshof - das letzte Denkmal der das Obere Oderbruch vormals prägenden Domänenwirtschaft dar. Andererseits wirkte hier der Pächter und Unternehmer Johann Gottlieb Koppe (1782 - 1863), der zu den Pionieren einer modernen preußischen Landwirtschaft zählt.
Wie andere Ländereien des Klerus, so ging nach der Reformation auch der Wirtschaftshof in Wollup, ehemals Besitz des Bischofs von Lebus, in den preußischen Domänenfiskus ein. 1731 wurde Wollup eigenständiges Amt der Domäne. Für den Amtmann wurde spätestens unter Friedrich II. ein eigenes Amtshaus errichtet. Es besaß vergleichsweise die gleichen Funktionen wie ein Gutshaus, ohne dass es persöhnliches Eigentum eines Gutsherrn war.
1827 nahm Johann Gottlieb Koppe die königliche Domäne in Pacht und demonstrierte hier neue Wege einer intensivierten Landwirtschaft nach englischem Vorbild. Als Sohn eines Büdners, geboren in Beesdau (bei Luckau), wurde er bereits mit 18 Jahren Unterverwalter auf dem Gute in Graefendorf und bemühte sich privat um theoretische Kenntnisse in der Landwirtschaft. Prägend war für ihn zwischen 1811 - 1814 die Zusammenarbeit mit Albrecht Daniel Thaer, an dessen Lehranstalt in Möglin er Lernender und später auch Lehrender war. Ab 1814 wirkte er als Administrator auf den Gütern des Freiherrn von Eckardstein in Prötzel und Reichenow. Hier konnte er neue Bodennutzungssysteme erproben und eine neuartige Betriebsorganisation. Er verband den landwirtschaftlichen Großbetrieb mit industriellen Folgeeinrichtungen, schaffte die Fronarbeit ab und beschäftigte freie Tagelöhner.
In Wollup, wo nur eine recht magere Wiesen- und Weidewirtschaft betrieben wurde, baute Koppe in kurzer Zeit einen landwirtschaftlichen Großbetrieb auf, mit dessen Gewinn er Brennereien, Ölmühle, Ziegelei und Arbeitshäuser bauen und eine weitere Domäne in Kienitz kaufen konnte. 1837 eröffnete er die erste Zuckerfabrik im Oderbruch. Seit 1846 beschäftigte er in der Saison ca. 140 Wanderarbeiter aus dem Warthebruch.
Politisch stand Koppe den preußischen Konservativen nahe - er gehörte dem königstreuen Teil der Bourgeoisie an. Er war Oberamtmann, Staatsratsmitglied und Ehrendoktor der Berliner Universität. Dem Ruf Friedrich Wilhelms IV., im Jahre 1850 die Leitung des Preußischen Ministeriums für landwirtschaftliche Angelegenheiten zu übernehmen, folgte er jedoch nicht. Er zog sich auf das 1841 von ihm gekaufte Gut in Beeskau zurück, wo er 1863 verstarb.
Unter dem Sohn Moritz Koppe entstand 1862/66 das Neue Amtshaus. Der südlich gelegene Landschaftspark wurde von Gartenbaudirektor E. Neide umgestaltet.
Quellen:
• Freudenberger, H.H.: Die Landwirtschaft des Oderbruchs. In: Das Oderbruch. Herausgegeben von Peter Fritz Mengel. Zweiter Band. Verlagsgesellschaft R. Müller. Eberswalde 1934
• Schmidt, Rudolf: Berühmte Namen aus dem Oderbruch. ebenda
• Historischer Führer. Stätten und Denkmale der Geschichte in den Bezirken Potsdam,
Frankfurt (Oder). Urania-Verlag. Leipzig/Jena/Berlin 1987
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2004