Im Norden der Uckermark, direkt an der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern und deshalb durch ständige Grenzstreitigkeiten historisch gezeichnet, liegt Wolfshagen. Sehenswert ist hier die architektonisch reizvolle Gestaltung eines gesamten Gutsdorfes.
Nachdem das mecklenburgische Adelsgeschlecht derer von Blankenburg mehrere Jahrhunderte hier herrschte - Reste der Blankenburg aus dem 13. Jahrhundert sind noch erhalten - ging 1670 Wolfshagen in den Besitz derer von Schwerin über und blieb es bis 1945.
Reichsfreiherr Otto von Schwerin, der unter dem Großen Kurfürsten 20 Jahre lang erster Minister war, steht am Anfang der Familiengeschichte. Sein Sohn, ebenfalls Otto genannt, wählte Wolfshagen als künftigen Stammsitz seines Familienzweiges. Er ließ anstelle des alten Renaissanceschlosses 1727/38 ein neues Herrenhaus im barocken Stil erbauen, das in der Folgezeit mehrere Erweiterungen erfuhr. Im 2. Weltkrieg wurde es leider restlos zerstört.
Als Erbauer des Gutsdorfes gilt Hermann Graf von Schwerin. Sein Leben wurde durch die Kämpfe gegen Napoleon geprägt, besonders in der Schlacht bei Jena und Auerstedt und in den Befreiungskriegen als Freiwilliger. Im Park setzte er den Opfern mit der "Belle-Alliance-Säule" ein Denkmal. Späterhin benannte er eine Reihe seiner Besitzungen nach den Generälen der Befreiungskriege, so das Vorwerk Bülowssiege.
In den Jahren zwischen 1828 und 1858 setzte er seinen Plan zur Neugestaltung des Dorfes als geschlossenes Ensemble um. Es entstanden 25 verschiedene Bauten und Anlagen. Der Park wurde als Landschaftspark nach Plänen von Peter Joseph Lenné gestaltet. Später wurde die gesamte Dorfanlage in die Umgestaltung einbezogen. Die malerische Gesamtwirkung wird durch eine geschickte Gruppierung und stilistische Vielfalt erzielt, wobei eine klassizistisch gefärbte Neogotik vorherrschend ist. Daneben entstanden in Anlehnung an David Gilly einige Bauwerke, die einmalig in Brandenburg sind - so das "Preußische Zollamt", das "Gärtnerhaus", das "Fischerhaus" oder die "Fliesenbrücke". Besonders die Kopplung von Feldstein und Backstein ist reizvoll. Zum Bau der Brücke und der historischen Häuser wurden die Bruchstücke von Granitfindlingen verwendet, wie sie die Eiszeit in der Landschaft hinterließ.
Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Ehrenpforte, die Zollwaage, die Schmiede, das Gasthaus und das Inspektorenhaus.
Empfehlenswert ist ein Abstecher zum ehemaligen Vorwerk Bülowssiege. Bauhistorisch bedeutsam sind hier die 1829 errichteten Spaltsteinbauten, so besonders das Gutsverwalterhaus mit seinem dreiachsigen, übergiebelten Mittelrisalit.
Während der Kriegswirren wurden in Wolfshagen eine Reihe von Gebäuden zerstört. Im Rahmen der Bodenreform wurde das Gut mit Neubauern und Umsiedlern aufgesiedelt. Neue Wohnbauten wurden dringend erforderlich, die das Gesamtbild beeinträchtigen. Dennoch ist das Erhaltene sehenswert. Ab 1992 wurde nach einem Rahmenentwicklungsplan eine Sanierung des gesamten Dorfensembles vorgenomen.
Quelle:
Gründel, Olaf: Wolfshagen - Ein architektonisch reizvolles Gutsensemble.
In: Die Mark Brandenburg. Heft 34, 1999
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2004