Gutshaus Polßen [UM]

Am Haussee überrascht den Besucher ein repräsentatives zweieinhalbgeschossiges Bauwerk mit elf Achsen - das ehemalige Gutshaus derer von Wedel-Parlow, die seit 1831 Besitzer des Gutes waren. Seine Geschichte geht auf solche in der Uckermark bekannte Adelsfamilien zurück wie die von Greiffenberg, von Buch, von Aschersleben und von Vernezobre Hohenfinow. Zunächst war es nur ein bescheidener Landsitz. Erst im späten 17. Jahrhundert wurde es auch Wohnsitz.
Hermann Moritz von Wedel-Parlow ließ das neue massive Herrenhaus 1844/46 an gleicher Stelle errichten, wo vorher ein Fachwerkbau stand.

Ehemaliges Gutshaus Polßen
Lithografie nach Alexander Duncker
(1857 - 1883)

Vermutlich wurde es von einem Architekt aus dem Umkreis von Stüler entworfen. Dafür spricht ein Vergleich mit anderen Bauwerken der Region, die persönlich von Stüler erbaut wurden, so das Schloss Arendsee in der Uckermark. Friedrich August Stüler (1800 - 1865) war zwischen 1840/41 bis 1865 der führende Meister der Berliner Architektenschule des Spätklassizismus. Er wirkte als Lehrer der Bauakademie und durch eigene Bauwerke stilbildend auf eine ganze Generation.
Das Gutshaus in Polßen ist besonders durch die Verwendung von rotem Backstein auffällig. Die blockhafte Geschlossenheit wird nur durch den Belvedereturm aufgelockert. Das mächtige Satteldach liegt auf dem gesamten Baukörper auf. Der Sockel besteht aus zyklopenartig verzahnten Granitplatten - ein an die letzte Eiszeit erinnerndes Gestein. Eingangsseitig ist die Mitte als Rechtecknische ausgebildet; gartenseitig tritt der Mittelrisalit als pfeilergestützter Altan hervor.
Die Wirtschaftshöfe wurden zur gleichen Zeit und mit gleichem Material gebaut. Das Lagerhaus mit Dreiecksgiebel besitzt als zentrales Gebäude eine Uhr - typisch für die Gutshöfe dieser Zeit. Auch der Gutspark wurde von Hermann Moritz von Wedel-Parlow angelegt, aber erst der Sohn Felix gab ihm seine endgültige Gestalt als Landschaftsgarten.

Polßen blieb im Besitz der Familie von Wedel-Parlow, bis sie 1948 enteignet wurde. Danach gehörte das Gutshaus dem Volkseigenen Gut (VEG) Polßen. Späterhin erfolgte ein Umbau des Hauses - 11 Mietparteien fanden hier Wohnraum.
In jüngster Zeit wird die Anlage wieder von Familie Wedel-Parlow genutzt. Sie übernahm einen Teil des früheren Personals und des Maschinenbestandes des VEG und pachtete größere Flächen des ehemaligen Gutslandes von der Treuhand.

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© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2004