Gutsensemble Möglin [Reichenow-Möglin]


Gutshaus Möglin / W. Ebert

Auf der Höhe der Barnimer Platte befindet sich das denkmalgeschützte Gutsensemble Möglin. Zu ihm gehören das Gutshaus, das "Professorenhaus", die kleine Dorfkirche und der Gutspark. Die Architektur ist unauffällig, aber die überragende historische Rolle seines früheren Besitzers zieht Besucher aus aller Welt an. Hier lebte und wirkte Albrecht Daniel Thaer (1752 - 1828), der Begründer der Landwirtschaftswissenschaften in Deutschland. Er war aber auch als praktischer Landwirt erfolgreich und nahm Einfluss auf die Agrarreformen in Preußen. Sein dreibändiges Werk "Einleitung zur Kenntniß der englischen Landwirthschaft und ihrer neuen praktischen und theoretischen Fortschritte in Rücksicht auf Vervollkommnung deutscher Landwirthschaft für denkende Landwirthe und Cameralisten" richtete sich auf die Veränderung der Anbaumethoden. Mit seinen vier Bänden "Grundsätze der rationellen Landwirtschaft" wurde er zum Wegbereiter einer modernen kapitalistischen Landwirtschaft in Preußen.

Möglin - ehmaliges Professorenhaus,
später Thaer-Museum / W. Ebert

Aus Celle kommend, wo er als Mediziner praktizierte und nebenbei bereits ein landwirtschaftliches Lehrinstitut betrieb, wurde er 1804 durch Karl August Friedrich von Hardenberg, dem späteren Reformer und Staatskanzler, im Auftrag von König Wilhelm III. nach Preußen geholt. Er kaufte das heruntergekommene Rittergut in Möglin. Er ließ das 1592 von Henning von Barfuß erbaute Herrenhaus als Wohnhaus ausbauen und um einen Anbau erweitern. Auf dem Rittergut errichtete er eine Musterwirtschaft und gründete 1806 eine landwirtschaftliche Lehranstalt, die ab 1819 als "Königlich preußische Akademie des Landbaus" firmierte. 1809 wurde er zum ordentlichen Staatsrat im Innenministerium ernannt, und er erhielt 1810 an der soeben gegründeten Berliner Universität eine außerordentliche Professur für Kameralwissenschaften. 1828 starb er hochgeehrt in Möglin.

Möglin - Büste von
Albrecht Daniel Thaer
Foto: W. Ebert

Thaers Grab im Gutspark und seine Büste, geschaffen 1978 von H. Engelhardt, ehren den berühmten Professor und Agrarreformer.
Der Sohn, Albrecht Philipp Thaer (1794 - 1863), war von 1814 - 1817 Gutsinspektor in Möglin und verwaltete späterhin mit großem Erfolg die Güter des Fürsten Michael Radziwill in Litauen, Polen und der Ukraine. Von 1830 bis zur Eingliederung in das Berliner Landwirtschaftliche Lehrinstitut 1861 war er Direktor der Königlich Preußischen Akademie des Landbaus in Möglin.

Möglin - Grabmal von
Albrecht Daniel Thaer
Foto: W. Ebert
Dessen Sohn, Albrecht Conrad Thaer, war späterhin ebenfalls Lehrer an der Akademie in Möglin und habilitierte 1860 an der Universität in Berlin.

Zwischen 1960 und 1990 diente das Gutshaus als Internat für Lehrlinge in der Landwirtschaft. Zugleich war es gesellschaftlicher Mittelpunkt der Gemeinde. Heute ist es der Sitz der Thaerhof Agrar-GmbH.
1991 gründete sich die "Fördergesellschaft Albrecht
Daniel Thaer". In den Jahren 1992/93 wurden mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten umfangreiche Rekonstruktionsmaßnahmen durchgeführt. Im ehemaligen "Professorenhaus" befindet sich eine Gedenkstätte für Albrecht Daniel Thaer.





Quellen:
• Faltblatt der Fördergesellschaft Albrecht Daniel Thaer
• Bork, H.-R./ Sell, H.: Albrecht Daniel Thaer und die preußischen Agrarreformen.
  In: Ortstermine. Henschel Verlag 2001

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© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2004