Gutshaus Mehrow [OT Ahrensfelde]

Mit der Herrschaft derer von Britzke wurde 1617 erstmals ein Rittergut in Mehrow erwähnt. Wie überhaupt im Niederbarnim, so ist auch für dieses Gut im 18. Jahrhundert ein häufiger Besitzerwechsel typisch. 1785 wurde in den Akten ein herrschaftliches Haus des Kammerherrn Freiherr von Keith genannt, das 1806 an Herrn von Golbeck ging, und 1816 übernahm es 40 Jahre lang der Gutsbesitzer Luther. Danach fällt das landtagsfähig gewordene Rittergut an einen Martin Heyse, auf den auch der Bau der Landarbeiterhäuser und Schnitterkasernen, der Bau der Schule und späterhin der Anlage des Vorwerks Trappenfelde zurückgeht. Nach seinem Tode 1883 wurde das Rittergut von seinen Erben meistbietend versteigert und ging in die Hand der Kur & Neumärkischen Ritterschaftlichen Darlehens-Kasse zu Berlin über.

Ehem. Gutshaus in Mehrow / W. Ebert

1900 kaufte der Berliner Industrielle Robert Stock vier Güter, darunter Werneuchen für seine ältere und Mehrow für seine jüngere Tochter Anna. Diese heiratete den Berliner Unternehmer Max Bothe, der aus der Metallbranche stammte. In Mehrow baute er nunmehr in den zwanziger Jahren eine fast industriell betriebene Milchproduktion auf, die er nach strengen veterinärmedizinischen Auflagen als "Sanitätsmilch" mit eigenen Fahrzeugen an Krankenhäuser und Reformläden Berlins lieferte. Zusätzlich wurde eine Brennerei für Kartoffelschnaps betrieben, deren Abfälle als wertvolles Viehfutter dienten.
1937 musste die verwitwete Anna Bothe das Gut an die Landesgesellschaft "Eigene Scholle" aus Frankfurt/Oder verkaufen. Diese ließ das Land parzellieren und für Bauernhäuser herrichten. Ein Jahr später erfolgte die Vergabe ausnahmslos an SS-Männer durch das "Kulturamt Berlin". Mehrow wurde zum Vorzeigedorf als "reines deutsches Bauerndorf" herausgeputzt. Es galt als Prototyp für die Besiedlung der "deutschen Ostgebiete".

1956 wurde das ehemalige Gutshaus zum Kulturhaus umgebaut. Endlich hatte das Dorf Räume für Veranstaltungen und eine Gaststätte.

Quelle:
1327 - 2002, 675 Jahre Mehrow. Print-Dienste. Blumberg/Berlin 2002