Ehem. Gutshaus Hirschfelde - Vorderansicht / W. Ebert | Das Gutshaus Hirschfelde besitzt eine außergewöhnliche Geschichte.
Zunächst fing alles ähnlich wie auf anderen Gütern des Oberbarnim an. Der ehemalige Zinnaer Klosterbesitz ging 1450 an die ureingesessenen Adligen von Krummensee, jedoch erst durch den Aufkauf mehrerer Bauernhöfe durch die nachfolgende Familie von Röbel entstand um 1586 ein Rittergut. Bekannte und unbekannte Adlige wechselten sich als Eigentümer ab. Allen gemeinsam war, dass sich keiner von ihnen selbst als Landwirt betätigte. Amtmänner und späterhin Administratoren übernahmen die oft recht mühsame Bewirtschaftung. |
Der Sohn, August Wilhelm von Bismarck, bekannt als Geheimer Staats-, Kriegs- und dirigierender Minister, zugleich Chef des Akzise-, Zoll-, Handels- und Fabrikwesens in Preußen, erbte das Anwesen. Er wurde 1783 nach seinem Tode in Hirschfelde beigesetzt.
Das Gut übernahm 1815 Friedrich Wilhelm Karl von Kröcher, Landrat und Landesdirektor der Altmark. 1845 wurde die bürgerliche Familie Schmidt aus Prädikow neuer Besitzer, späterhin als "Schmidt von Hirschfelde" geadelt. Um 1852 ließ Otto Paul Heinrich Schmidt das Gutshaus modernisieren und mit allem neuzeitlichen Komfort ausstatten. Er gilt auch als Erbauer des stattlichen Gutshofes mit seinen großen Stallungen, Scheunen und der Brennerei. Das Rittergut Hirschfelde entwickelte sich zu einem ertragreichen Landbetrieb.
Ehem. Gutshaus Hirschfelde -
vom Park her gesehen / W. Ebert |
1893 wurde das Gut an den Berliner Korn- und Spiritushändler Simon Böhm verkauft, der es seinem Sohn Richard überlässt. 1904 kaufte es Eduard Arnhold (1849 - 1925), ein Berliner Kohlengroßhändler und Millionär. Er ist ein typischer Vertreter der Gründergeneration der Kaiserzeit. Er forcierte den Kohleabbau in Oberschlesien und übernahm mit seinem Unternehmen den Transport nach Berlin. Intern arbeitete er mit der preußischen Regierung zusammen, die ihn 1901 zum Geheimen Kommerzienrat ernannte. Gleichzeitig wurde er in viele Aufsichtsräte oder Vorstände großer Unternehmen beordert und hatte somit maßgeblichen Einfluss auf das Wirtschaftsgeschehen in Deutschland. 1913 erfolgte seine Berufung in das Preußische Herrenhaus, in das seit dem Tode Baron Rothschilds kein Jude mehr eingezogen war.
Quelle:
Geismeier, Gregor: Hirschfelde - Von Gutsherren und guten Herren.
In: Die Mark Brandenburg, Heft 34, 1999
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2004