Unweit von Strausberg liegt Gielsdorf. Hier saßen die von Pfuel, eines der über Jahrhunderte hinweg begütertsten Adelsgeschlechter im Oberbarnim. Sie erwarben ihre Berühmtheit vornehmlich in militärischen Diensten. Die von Pfuel waren auch die Bauherren des eingeschossigen Gutshauses aus dem 18. Jahrhundert. Es gehört zu jener Gruppe von barocken Herrenhäusern des märkischen Landadels, die in ihrer Einfachheit dennoch eine eigentümliche Schönheit besitzen. Das Gutshaus wird von einem sehenswerten Gutshof umgeben, der noch immer den üblichen Uhrturm besitzt.
Auf den Spuren der Pfuels ist in Gielsdorf einiges zu entdecken. Werner von Pfuel wurde 1460 vom Kurfürst Friedrich mit Gielsdorf belehnt. Ein Grabstein von 1527 in der Dorfkirche erinnert an Friedrich von Pfuel, der von 1498 bis 1503 in der sagenumwobenen "Pfuelschen Fehde" um seine Braut kämpfte, die ihm die mecklenburgischen Herzöge vorenthielten. Theodor Fontane erzählte in seinen "Wanderungen..." die Legende von Christian Friedrich von Pfuel, begraben in Gielsdorf, der seinen Tod beim Sturm auf Kaiserwerth 1702 als Vision vorhergesehen haben soll.
Gielsdorf erinnert aber auch an den populären Pfarrer Heinrich Schulze ("Zopfschulze" genannt), der 1765/94 in Gielsdorf, Wilkendorf und Hirschfelde tätig war. Entgegen dem Gemeindewillen, der Fürsprache des Patrons und des Gerichtes wurde er vom König Friedrich Wilhelm II. abgesetzt. Der Gemaßregelte war Opfer des von Johann Christoph Wöllner (1732 - 1800) verfassten "Edikt, die Religionsverfassung in den preußischen Staaten betreffend" vom 9.7.1788. Pfarrer Heinrich Schulze hatte Anfang der 80er Jahre eine vierbändige "Sittenlehre für alle Menschen ohne Unterschied der Religion" vorgelegt, die der Aufklärung Vorschub leistete.
Heute sind Wohnungen im ehemaligen Gutshaus untergebracht, das sich in mäßigem Zustand befindet.
Quellen:
• Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg.
Zweiter Teil. Das Oderland. Aufbau-Verlag. Berlin/Weimar 1976
• Historischer Führer. Stätten und Denkmale der Geschichte in den Bezirken
Potsdam, Frankfurt (Oder). Urania-Verlag. Leipzig/Jena/Berlin 1987
© Märkische Eiszeitstraße, M. Klebert, 2005