Gutshaus Diedersdorf [Seelow-Diedersdorf]

An der Bundesstrasse B1 gelegen überrascht den Besucher ein schlossähnliches Gebäude mit einem prachtvollen Eingangsportal - das ehemalige Gutshaus Diedersdorf. Es wurde erst kürzlich mit hohem Aufwand von der Brandenburgischen Schlösser GmbH rekonstruiert. Auch der Gutspark konnte nach alten Plänen wieder neu angelegt werden. So entstand eine Perle der märkischen Landbaukunst, die einen Abstecher lohnt.
Ursprünglich ließ der preußische Kriegsrat von Kunow das Haus Mitte des 18. Jahrhunderts errichten, vermutlich auf einem älterem Bauwerk an gleicher Stelle. Dafür spricht der kreuzgewölbte Keller. Die breitgelagerte eingeschossige Dreiflügelanlage auf einem hohen Kellergeschoss wird von Mansardwalmdächern geschützt. Das Hauptgebäude zu neun Achsen erhielt 1876 ein neobarockes Eingangsportal aus Sandstein.
1872 übernahm der Berliner Industrielle Ludwig Seidel den Landsitz - seine Initialen über dem Eingang zeugen davon. Er erwarb sich Verdienste beim Bau der Oderbruchbahn. Aus Dankbarkeit soll ihn der Kaiser Wilhelm II. dafür geadelt haben.
Ende des 2. Weltkrieges wurde die Familie von Seidel enteignet. Das Land wurde an Neubauern und Umsiedler aufgeteilt. Im ehemaligen Gutshaus etablierte sich die Gemeindeverwaltung. Teilweise wurde es zu Wohnzwecken genutzt. Später hatte hier auch das Büro der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) seinen Standort. Nach der Wende zogen diese Nutzer aus und das Bauwerk verfiel zur Ruine. Die Gemeinde war finanziell nicht in der Lage, es zu erhalten.
Nach umfangreicher Rekonstruktion in jüngster Zeit wurde nunmehr das Haus vermietet, so an eine Steuerberatungsgesellschaft.

Quellen:
Caspar, Helmut: Schlossherr floh mit einem Aktenkoffer.
In: Märkische Oderzeitung vom 22. Juli 2004

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