Dębno (Neudamm)

  Umgebung

Stadtbeschreibung

Dębno ist eine sympathische, schmucke Kleinstadt, für deren Besichtigung man sich schon einige Zeit nehmen sollte. Man kann den Ort sowohl von Hohenwutzen (über Moryń – Mieskowice) als auch von Küstrin-Kietz aus erreichen. Wenn sie in Betrieb ist, kann man auch die Fähre bei Güstebieser Loose benutzen. Schon die Anfahrt, die viel Sehenswertes bietet, kann zum Erlebnis werden.
Neudamm, wie der Ort vor 1945 hieß, wurde 1261 erstmals erwähnt, als er von den brandenburgischen Markgrafen Johann I. und Otto III. dem Templerorden überlassen wurde. Von diesem ging der Besitz an die Johanniter über, bis er 1540 durch Gebietstausch wieder an den Markgrafen Johann von Küstrin zurückging. Dieser wiederum schenkt es seiner Ehefrau Katharina von Braunschweig. Sie ließ Glaubensflüchtlinge aus den Niederlanden ansiedeln, die das Tuchmachergewerbe mitbrachten. 1562 wurde die Siedlung zur Stadt erhoben.

Mit einer Papiermühle und später einer Druckerei wurden die Voraussetzungen geschaffen, auf denen Julius Neumann 1872 einen  international bekannten Verlag über Forst, Jagd, Fischerei, Landwirtschaft und Naturschutz begründete. 1945 setzte sich eine positive Entwicklung von Industrie und Landwirtschaft fort. Neuerdings wendet man sich auch verstärkt dem Tourismus zu..

Stadtvilla in Neudamm, jetzt öffentliche Bibliothek.Foto N. Ebert
Stadtvilla in Neudamm, jetzt Standesamt und  öffentliche
Bibliothek.  Foto N. Ebert

Debno Markt nut Kriegerdenkmal. Fot B. Puschmann
Neudammer Markt mit Gefallenendenkmal.
Foto B. Puschmann

Quer durch die Stadt zieht sich das Flüßchen Kosa (Mühlgraben), bevor es, einen herrlichen Park durchquerend,  in den Jezioro Debno (Stadtsee) mündet. Am Rande des Parkes befindet sich eine Freilichtbühne. Am gegenüerliegenden Ende des Sees ist die Badeanstalt.

Neudammer Hauptkirche Peter ud Paul. Foto B. Puschmann
Neudammer Hauptkirche Peter ud Paul mit Pfarrhaus. Foto B. Puschmann
Das markanteste Bauwerk der Stadt ist die Hauptkirche, die den Namen Peter und Paul trägt. Der imposante neogotische Bau entstand im Jahre 1850 an Stelle einer älteren Vorgängerkirche. Er ist im Inneren mit schönen Mosaik ausgestattet, enthält Gemälde und Plastiken sowie einen prunkvollen Barocksarkophag.
Vor der Kirche befindet sich der Marktplatz mit einem adlerbestückten Gefallenendenkmal und eine kleine farbenprächtige Kapelle.
Biegt man am Ende des Marktes links in die Hauptstraße ein, so gelangt man zur Stadtvilla, die heute als Standesamt und Bibliothek genutzt wird.



 

Alles in allem empfindet man Dębno als eine lebendige, moderne und wohlhabende Kleinstadt, was sich in der Vielfalt an Geschäften und Gastsstätten wohltuend wiederspiegelt.


Die Umgebung

Neudamm ist von ausgedehnten Wäldern und herrlichen See fast vollständig umgeben. Östlich des Ortes liegt die große Massiner Heide, die vor allem von Pilz- und Beerensammlern, wie auch von Anglern,  viel besucht wird.

Mittelalterliche Feldsteinkirche in Smolnica(Bärfelde). Foto B. Puschmann
Mittelalterliche Feldsteinkirche in Smolnica (Bärfelde).
Foto B. Puschmann


Innenraum der Feldsteinkirche in Smolnica (Bärfelde.
Foto B. Puschmann

Fährt man von Debno nach Mieszkowice (Bärwalde), so erreicht man nach ca. 8 km das Dorf Smolnica (Bärfelde). Es gehört zu den ältesten Orten des Kreises Königsberg mit einer imposanten mittelalterlichen Feldsteinkirche (2. Hälfte des 13. Jahrhunderts). Bärfelde gehörte von 1338–1819 der Familie von der Marwitz. Der letzte Besitzer war der Großindustrielle Friedrich Flick (1938-1945).

Schloss Bärfelde wurde 1880-1882 anstelle eines abgebrannten Vorgängers erbaut. Hier sind das Herrenhaus und der Park in einem guten Zustand, was dem Umstand zu verdanken ist, dass darin eine Bildungseinrichtung untergebracht ist.
Smolnica (Bärwalde) Schloss. Foto W. Ebert


Kirche Hl. Erzengel Michael in Różańsko (Rosenthal).
Foto N. Ebert

Jetzt geht es weiter in nordöstlicher Richtung durch endlose Wälder mit Ziel Rościn. Meist sind es nur Forstgebäude, an denen man vorbeifährt, bis man plötzlich vor einer besonderen Kirche steht, der Kirche des Hl. Erzengel Michael in  Różańsko (Rosenthal).
Das wohlhabende Bauerndorf lag an der Eisenbahnstrecke Küstrin – Soldin und hatte einen eigenen Bahnhof.  Das besonders schön gelegene und gestaltete Dorf  war eine der reichsten Gemeinden des Kreises Soldin. Der Ort war besonders fortschrittlich und erhielt schon vor dem 1. Weltkriege die volle Elektrifizierung als einer der ersten Gemeinden des Kreises.

 

Nun sind es nur noch wenige Kilometer bis zu unserem nächsten Zielort Rościn (Rostin), wo es allerhand zu sehen gibt, vor allem aber den sagenumwobenen Klickstein.
Von Różańsko aus fährt man am besten am Bahnhof über die Bahnschienen, dann die Hauptstraße nach links und kurze Zeit später wieder links nach Rościn (Rostin), einem kleinen Dorf einige Kilometer südwestlich von Myślibórz (Soldin).
Im 18. Jahrhundert wurde in Rostin eine Fabrik für Tonpfeifen eröffnet. Diese wurden aus speziellem weißen Ton produziert, der in der Umgebung des Sees nahe des Dorfes abgebaut wurde. Die Tonpfeifen aus Rościn wurden in ganz Europa verkauft. Heute ist leider von dem Fabrikgebäude nichts mehr zu sehen. Heute befinden sich hier zwei Kirchen. Eine davon - aus dem 18. Jahrhundert - wird jetzt noch genutzt, die andere - aus dem 13. Jahrhundert - ist eine Ruine.
Der 50 Morgen grosse Park, in welchem das durch den damaligen Besitzer, dem Landrat des Soldiner Kreises, Rittmeister a. D., Dr. jur. Weiss, vollständig umgebaute Wohnhaus malerisch auf einem Plateau gelegen ist, zeichnet sich durch uralte Bäume und grossartige Anlangen aus. Heute ist das Schloss leider auch vollkommen verfalen.

Schloss Rostin um 1850 (Sammlung Duncker / Zentral- und Landesbiliothek Berlin) Schlossuine von Rocin. Foto W. EbertSchlossruine heute. Foto W. Ebert 2011



Die Sage vom Klickstein
Einst brüstete sich der Teufel vor Gott dem Herrn, dass er in der Nacht zwischen 12 Uhr und dem ersten Hahnenschrei einen Turm bauen könne, der alle hiesigen Türme an Schönheit und Größe überrage. Gott lachte über seinen Hochmut. Wütend begann der Teufel noch am selben Tage mit seinem Werk. Er machte aber in Rostin den Fehler, größere Steine, die er erst später
hätte verwenden sollen, schon unten einzubauen. So mußte er gegen Ende viele kleine Steine von fern heranschleppen.
Als er schließlich mit den letzten Steinen über Soldin schwebte, krähte laut und deutlich ein Hahn. Aus Wut darüber ließ er die Steine fallen, flog auf die Spitze seines Turmes, riss einen Stein nach dem anderen ab und schleuderte alle weit in der Gegend herum. Die letzten beiden Steine waren aber so fest zusammengeklickt, dass er sie nicht mehr auseinanderreißen konnte. Auch als er mit seinem Pferdefuß dagegen stieß, so dass ein tiefer Eindruck  hinterblieb, den man jetzt noch sehen kann, bewegte sich diese nicht von der Stelle, und so liegen sie noch da bis auf den heutige Tag. (Aus: Paul Biens, Heimatklänge, )

Der sagenumwobene Klickstein auf einem Blockfeld. Foto B. Puschmann
Der sagenumwobene Klickstein auf einem Blockfeld. Foto B. Puschman
Der Klickstein in Seitenansicht. Foto N. Ebert
Der Klickstein in Seitenansicht. Foto Norman Ebert
 

 Literatur:
Autorenkolektiv (Bearbeitet von H.G.Bluhm, W. Pflug, B. Regenberg und R.H.Tamm.)   Kreis Königsberg/Neumark.   
   Erinnerungen an einen ostbrandenburgischen Landkreis.Herausgeber: Heimatkreis Königsberg/Neumark. Westkreuz-  
   VerlagGmbH Berlin/Bonn 1997
Biens, Paul:Die Neumark im Herzen. Saggen und Bilder aus der Geschichte der Neumark. 1909.  ( Neu herausgegeben von J. Lüderitz. Individuell Verlag, 2002)
Heimatkreis Soldin/Neumark. Eigenverlag Heimatkreis Soldin, 1981
Lüderitz, J.: Neumark. Durch die alte Kulturlandschaft östlich der Oder. 4. aktualisierte und erweiterte Auflage, TrescherVerlag Berlin 2008
Internet: neumark. pl. Fotos und touristische Informationen: Rościn.
Schiller, A.: Findlinge. Königsberger Jahrbuch 1939


© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2011


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