Friedrichswalde

 Ortsbeschreibung

Geschichte

Friedrichswalde, 1748 gegründet, ist ein Kolonistendorf aus der Zeit Friedrichs II. Die ehemaligen Zaunsetzerstellen "Blankenpfuhl" und "Radebands Hecken" waren bereits Anfang des 18. Jahrhunderts zu Vorwerken ausgebaut worden. Es wurden Wälder gerodet und Äcker angelegt. Hier siedelten 30 Kolonistenfamilien aus der Pfalz und Rheinhessen und es entstand der Ort Friedrichswalde, dem der Preußenkönig bis zu seinem Tod 1786 besondere Aufmerksamkeit schenkte. Die Weisungen über die Anlage des Dorfes erteilte Friedrich II. selbst und es entstand ein langes, breites Straßendorf mit schmaler Querstraße an einer langgestreckten Seenkette. Es war dem Amt Grimnitz unterstellt.
Im Frühjahr 1749 entschied nach dem gemeinsamen Bau der Wohnhäuser das Los über die Zuteilung der einzelnen Hofstellen.


Darstellung Friedrichs II.
beim Festumzug
Foto: W. Ebert

Im Unterschied zur leibeigenen Landbevölkerung der Nachbardörfer waren die Friedrichswalder Siedler erbzinspflichtige Freibauern, worauf sie bis heute stolz sind. Da die ersten Siedler ausschließlich Bauern waren, zeigte es sich recht bald, dass es an kompetenten Handwerkern im Ort fehlte. So siedelten sich in den Jahren 1751 bis 1768 in Friedrichswalde 22 Büdnerfamilien an. Es kamen Handwerker aus dem Rheingebiet, aus Frankreich, aus der Schweiz aus politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Gründen, selbst aus der Uckermark zog es Familien nach Friedrichswalde, wo sie besondere Begünstigungen durch Friedrich II. genossen und wo es im Gegensatz zu anderen Adelsgütern keine hörige Bevölkerung gab. Der Anfang war für die neuen Preußen nicht einfach. Man hatte mit Futterknappheit zu kämpfen und 1750 mit einem großen Viehsterben, ausgelöst durch auftretende Seuchen. Doch die Friedrichswalder verließ nicht der Mut und sie konnten sich wirtschaftlich bald wieder erholen. So entwickelte sich der Ort zu einem stattlichen Bauerndorf. Auch das Handwerk nahm einen festen Stellenwert ein, besonders das aus der alten Heimat mitgebrachte Holzschuhmacherhandwerk, das Friedrichswalde zum größten Holzschuhmacherdorf Deutschlands werden ließ. 1954 schloss die letzte Schuhfabrik, weil die Nachfrage drastisch zurückging.
Von großen Bränden wurde das Dorf in den Jahren 1817 und 1848 heimgesucht. Die alten Häuser, Ställe und Scheunen verschwanden und nach und nach entwickelte sich das Dorfbild, das wir heute vor uns haben.
1885 bekam Friedrichswalde eine gepflasterte Dorfstraße. 1898 erhielt der Ort eine Bahnanbindung. Davon profitierten die Gewerbetreibenden und der Tourismus erhielt einen neuen Aufschwung.
Nach dem zweiten Weltkrieg machten Umsiedlertrecks in Friedrichswalde halt und zahlreiche Familien fanden hier über Generationen eine neue Heimat. Ende der fünfziger Jahre schlossen sich die ersten Bauern zu einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft zusammen. Die Jahre ab 1990 brachten dem Ort viele Veränderungen. Es kam zur Schließung der beiden Industriebetriebe einerseits und zur stärkeren Privatisierung von Gewerben und zum Ausbau bereits bestehender privater Betriebe andererseits. Im Jahre 1997 veränderte sich das Dorfbild wesentlich. Es erhielt eine neue Dorfstraße, einen Bürgersteig, einen Radweg und eine neue Straßenbeleuchtung.


Ortsbeschreibung

Friedrichswalde liegt mitten im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, umgeben von ausgedehnten Mischwäldern, Seen, Nieder- und Hochmooren sowie Grün- und Ackerland.
Schon am Ortseingang wird der Besucher von einem überdimensionalen Holzschuh, dem Symbol des Ortes, begrüßt.
Die im Jahre 1782/83 aus Fachwerk erbaute Kirche wurde 1890 mit Backsteinen neu ummantelt und im Westen ein Turm aus dem gleichen Material angebaut. Von der inneren Einrichtung von 1783 stammen noch die Emporen mit ihren toskanischen Holzsäulen als auch die Kanzelwand in einfachen Barockformen.


Planwagen mit Bürgermeister Ströbele
beim Festumzug / W. Ebert

Aus Anlass der 250-Jahrfeier fand im Juli 1998 eine Nachgestaltung des Marsches der Kolonisten von Esselborn (Rheinland-Pfalz) nach Friedrichswalde statt. 4 Wochen lang fuhren sie mit 2 Planwagen die 761 km lange Strecke. An der Spitze der Abordnung der Bürgermeister und der Pfarrer.
Aus gleichem Anlass wurde auch vor der Kirche ein bemerkenswerter Gedenkstein aus Barnarp-Trikoloregranit von Småland (Schweden) aufgestellt. Idee und Ausführung stammen vom Steinmetzmeister Michael Wendt. Die Vorderseite erinnert an die Etappen der Entwicklung des Dorfes von der Gründung bis zum Jubiläum. Eine Besonderheit besteht darin, dass die einzelnen Siedlungsetappen auf unterschiedlichem Untergrund stehen, vom nur grob possierten (abgehauenen) Unterteil bis zum fein polierten Oberteil. Die gegenüber liegende Seite mit den Namen der Einwanderer mit Herkunftsort ist so glatt poliert, dass man sich darin spiegeln kann. An der Nordseite findet sich das Konterfei von Friedrich II. und an der Südseite eine Karte mit der Marschroute der Siedler.
 


Gedenkstein zum 250jährigen
Jubiläum des Dorfes
Foto: W. Ebert

Ein anschauliches Bild vom harten Leben der Friedrichswalder Bauern und der Holzschuhmacher belegen die Exponate in der im Jahre 2002 eröffneten Heimatstube. Hier entstand auch ein Schaubetrieb mit Verkauf von Holzschuhen.

Von der Höhe am Ortsausgang nach Ringenwalde hat man einen schönen Blick auf den Krummen See, der mit seiner Flora und Fauna beeindruckt. Es gibt eine gepflegte Badestelle und Angelfreunde können im Ort Tageskarten für diesen See erwerben.


 

Die Holzschuhmacherwerkstatt 
Fotos: H. Domnick


Blick in die Holzschuhmacherwerkstatt


Literatur:

Geschichte eines Ortes. 250 Jahre Friedrichswalde 1748 - 1998.
Die Kunstdenkmäler des Kreises Angermünde. Heft IV, Greiffenberg, Joachimsthal, Amtsbezirke Görlsdorf, Grimnitz, Altkünkendorf. Berlin 1929

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© Märkische Eiszeitstraße, A. Busse / W. Ebert, 2004/ H. Domnick 2010