Landwirtschaft
Ackerbau | Viehzucht | Jagd und Fischfang

Ackerbau
Die Träger der Trichterbecherkultur betrieben Ackerbau. In der bandkeramischenSiedlung von Zollchow konnte der Anbau von Einkorn, Gerste und Erbsen ausanderen Funden auch Hirse, Linsen nachgewiesen werden. Der Anbau von Leinerfolgte vermutlich zur Gewinnung von Pflanzenöl, vor allem aber zur Gewinnungder Pflanzenfasern für die Textilproduktion. Getreidefunde stammen aus einerSiedlung vom Eichberg bei Schönermark. Sie bewirtschafteten auch Gebietemit minder fruchtbaren Böden, welche die bandkeramischen Bauern gemiedenhatten.

Holzhacker
(Zeichnung: U. Schwert)

DieAckerflächen wurden durch Rodungen in den Wäldern erschlossen. Dazu wurdedas Unterholz beseitigt und die Bäume etwa in der Höhe von 0,5 bis 1 Metermittels der Feuersteinbeile abgehackt. Die Wurzeln verblieben im Boden unddie Stubben ließ man stehen. Holz und Strauchwerk, das nicht anderweitignutzbar war, wurde verbrannt. Die Asche trug als Dünger kurzzeitig zur Hebungder Bodenfruchtbarkeit bei.
Zur Bearbeitung des Bodens, der Vorbereitung des Saatbettes wurden sicherlichHacke und Grabstock eingesetzt. Pflugspuren unter jungsteinzeitlichen undfrühbronzezeitlichen Grabhügeln belegen, daß auch schon der hölzerne Hakenpflugerfunden war. Er wurde wahrscheinlich von Rindern gezogen.

Teile von landwirtschaftlichen Erntegeräten sind im archäologischen Fundmaterialhäufig vertreten. Unterschiedlich geformte Klingen aus Feuerstein wiesenan ihren Schneidekanten eine auffällige Politur auf. Diese entstand durchden Schleifeffekt beim Schneiden der festen Getreidehalme, die einen hohenAnteil an Kieselsäure enthalten. Somit waren diese Feuersteinklingen sicherals Schneiden in eine hölzerne Fassung eingesetzt, die als Erntemesser oderin der Form einer Sichel zur Ernte des Getreides benutzt wurde. Mit diesenGeräten konnte auch Schilf und Grünfutter geerntet werden.

Mahlstein und Reibestein

Zur Verarbeitung der Getreidekörner dienten zunächst flache Platten ausSandstein. Darauf wurden mit annähernd kugelförmigen Steinen die Körnerzu Mehl verrieben oder zerquetscht, um daraus Fladenbrot oder Brei zu bereiten.Durch langen uns intensiven Gebrauch wurden derartige Mahlsteine zu tiefenTrögen ausgeschliffen. Je nach Qualität des Gesteins dieser "Quetschmühlen"enthielt das Mehl mehr oder weniger Schleifsand, der sich bei der Nahrungsaufnahmerecht negativ auf die menschlichen Zähne auswirkte.
Ausgehöhlte Mahlsteine wurden mehrfach im Steimantel jungsteinzeitlicherGrabhügel gefunden. Auch in den Ansammlungen nach obenvon Lesesteinen der heutigen Ackerflächenwurden sie gefunden. 3

Viehzucht
Wie bereits aus den bandkeramischen Siedlungen von Blindow, Flemsdorfund Zollchow wurden durch archäozoologische Untersuchungen der meist alsNahrungsabfälle gefundenen Knochen die Haltung bzw. Zucht von Haustierennachgewiesen. Es überwiegen Knochen von Rindern. Die Größe der Tiere läßtsich aus den Knochen berechnen. Sie liegt bei den Rindern der bandkeramischenBauern deutlich über der durchschnittlichen Größe späterer jungsteinzeitlicherHausrinder. Vermutlich wurden sie aus den Beständen einheimischer Wildrinderneu- oder nachdomestiziert.
An zweiter Stelle in der Haustierstatistik stehen Schafe bzw. Ziegen. Schweinesind ebenfalls vertreten. In der Lebens- und Wirtschaftsweise der Trägerder Kugelamphorenkultur spielten die Rinder offenbar eine besonderer Rolleund genossen kultische Verehrung. Ein Beispiel dafür liegt in einer regelrechtenBestattung zweier Rinder auf dem Bollenberg bei Falkenwalde vor (U. Lehmkuhl& E. Nagel 1991). Die mehrfach anzutreffende Doppelbestattung von Rindernoder deren Beigabe in Gräbern verstorbener Menschen könnte auch auf ihreVerwendung als Zugtiere hindeuten. Vielleicht haben sie den Pflug gezogenoder auch schon den Wagen. 4
Die Weide der Haustiere erfolgte nach oben im Wald und wohl auch auf den Ackerflächenwährend der Brachezeiten.

Jagd und Fischfang
Im Nahrungsaufkommen spielte die Jagd eine untergeordnete Rolle, wiedie vergleichsweise wenigen Knochen von Rothirsch und Reh aus den Siedlungsabfällenbelegen. Die Zollchower Bauern betrieben Fischfang im Oberuckersee wie dieÜberreste von Fischen, Karpfenartige und Rotfedern, belegen (K. U. Heußner1988).


zum Mahlstein3 Eine sehenswerte Sammlung von Mahl- und Mühlsteinen ist in Neu-Kleinow zu besichtigen.

4 Während der einfache Hakenpflug Für die Bronzezeitist der Hakenpflug in den skandinavischen Felszeichnungen sicher belegt.Hölzerne Wagenräder aus der Jungsteinzeit wurden in Dänemark gefunden (J.Jensen 1991).