Wölsickendorf

Geschichte

Bis in das 19. Jahrhundert hinein wurde der Ort Welsekendorp, Welsekendorff bzw. Welsickendorf geschrieben. Im Landbuch wird über das Dorf sinngemäß Folgendes geschrieben: Welsekendorp hat 64 Hufen, wovon der Pfarrer 4 und Ebel Molndorf 14 zu seinem Hof besitzt. Die übrigen gaben Pacht und Bede, keinen Zins. Es gab einen Krug und eine Windmühle. Tyle Sparr hatte die Bede von 41 Hufen seit Alters. Das Gericht und die Wagendienste besaß Ebel Molndorf mit seinen Brüdern von Alters her.

Wölsickendorf - Dorfteich / W. Ebert

Für die nächste Zeit finden sich nur wenige Nachrichten über den Ort. Der Besitz desselben war 1416 auf Albrecht v. Oldenvlit und dessen Söhne übergegangen. Wer das Dorf nach ihnen besaß, ergibt sich nirgends. Erst aus einem Lehnbrief von 1524 für die Gebrüder Bonen geht hervor, dass deren Vater, Hans Bonen und dessen Voreltern bereits die Hälfte des Dorfes besessen hatten. Die andere Hälfte war im Besitz der Familie v. Pfuhl. Im Dorf lebten damals 9 Bauern und 19 Kossäten. Nach dem 30jährigen Krieg war das Dorf fast leer, 1652 gab es hier nur noch 2 Kossäten. In dieser Zeit erwarb Wolf Friedrich v. Bomsdorf das Gut Wölsickendorf, zusammen mit Altranft. 1680 wurde das Untertänigkeitsverhältnis neu geregelt. Die Bauern wurden stark unterdrückt. Es kam zu tätlichen Auseinandersetzungen mit dem Gutsbesitzer.

Ehem. Gutshaus Wölsickendorf
Foto: W. Ebert

Danach wechselten die Besitzer sehr häufig, bis 1770 der Rittmeister Friedrich Wilhelm v. Bredow auf Ihlow das Rittergut übernahm. 1801 hatte das Dorf 192 und 1856 waren es 284 Einwohner. 1909 übernahm Ludwig Heidborn das Gut vom letzten Besitzer aus dem Bredow'schen Haus für 935 Tausend Mark. Er hatte die Hofgebäude nach und nach aufgebaut und modernisiert. Es wurde zu einem der modernsten Güter im damaligen Kreis. Überwiegend wurden Rinder, Schweine, Schafe und Pferde gezüchtet. Auch die Getreidetrocknung und Lagerung erfolgte auf dem Gutshof.
1952 bildete sich die erste landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG), die sich 1960 mit der in Wollenberg zusammenschloss. 1976 entwickelte sich die LPG Tierproduktion "Höhe" mit den LPG'en Leuenberg, Steinbeck, Wölsickendorf/ Wollenberg und Brunow. Anfang der 90er Jahre gründete sich die Agrargenossenschaft "Höhe". Sie bewirtschaftet einen Teil der Flächen der vormaligen LPG und betreibt die Milchviehanlage in Steinbeck.

 

Dorfbeschreibung

Gutsbrennerei von 1856 / W. Ebert

Das Wahrzeichen des Kreuzangerdorfes ist der 40 m hohe Schornstein der Gutsbrennerei. Sie wurde 1856 von Oberst v. Bredow erbaut und diente vorrangig der Schnapsherstellung aus Kartoffeln oder Zuckerrüben. Bis 1944 war die Brennerei in Betrieb, dann wurde sie demontiert. Bis 1989 benutzte die LPG das Gebäude noch zum Schroten.
Die Brennerei ist Bestandteil des vierseitigen Gutshofes, an dessen Ostseite das heute noch bewohnte Gutshaus steht. Bis 1991 befanden sich darin eine Arztpraxis und ein Friseur. Heute werden die unteren Räume von der Gemeindeverwaltung und zu Versammlungen und Veranstaltungen genutzt. Im Obergeschoss befinden sich zwei Wohnungen.

 

 

Das restaurierte Gutshaus in Wölsickendorf Foto: H. Domnick

Das restaurierte Gutshaus in Wölsickendorf
Foto: H. Domnick

 

Dorfkirche Wölsickendorf / W. Ebert

Die Dorfkirche ist eine mit regelmäßigen Feldsteinquadern erbaute Chorquadrat- kirche aus dem 13. Jahrhundert. Die Kirche wurde im 30jährigen Krieg bis auf die Grundmauern zerstört. Sie lag daraufhin beinahe 50 Jahre wüst, bis sie 1698 von Georg Anton v. Münchow, dem damaligen Gutsherrn, wieder aufgebaut worden war. Dabei wurde vermutlich auch der heute vorhandene, barocke, verbretterte Dachreiter auf das westliche Kirchenschiff aufgesetzt. Ob ein ähnlicher Vorgänger vorhanden war, ist nicht bekannt. Zu bestimmten Anlässen, wie z. B. kirchlichen Feiertagen, Hochzeiten und Taufen, finden Gottesdienste in der Kirche statt. Ansonsten erfolgen diese im Gemeinderaum des Pfarrhauses.
Die Kirche ist von einem Friedhof umgeben, der von einer Feldsteinmauer begrenzt wird. Unmittelbar neben der Kirche befindet sich der Dorfweiher.
Hinter dem vermutlich ältesten Haus des Dorfes, dem Wohnhaus von Frau Schleinitz, steht ein alter Feldbackofen, der noch zu besonderen Anlässen genutzt wird. Auf der anderen Seite der Straße, direkt am Dorfweiher gelegen, befindet sich die alte Dorfschmiede, die schon vor dem 30jährigen Krieg, in dem sie völlig zerstört wurde, existierte. Erst 1699 wieder aufgebaut, war sie bis 1952 in Betrieb.

Literatur:
• Dorfbeschreibung Wölsickendorf/Wollenberg. Verein zur Förderung von Beschäftigung
  und Qualifizierung Bad Freienwalde e. V.
• Dorflehrpfad Wölsickendorf. Verein zur Förderung von Beschäftigung und Qualifizierung
  Bad Freienwalde e. V.
• Fidizin, E.: Geschichte des Kreises Oberbarnim. Berlin 1858
• Friske, M.: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim. Berlin, Lucas-Verlag 2001

© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert / H. Domnick, 2005