Tuchen

Obwohl der genaue Zeitpunkt der Ortsgründung urkundlich bisher noch nicht belegt ist, kann davon ausgegangen werden, dass Tuchen einer der ältesten Orte der Region ist. Dafür spricht, dass bereits 1205 am Hofe Albrecht II., des Markgrafen von Brandenburg, ein Alexander von Tuchen erwähnt wird. Und einer anderen geschichtlichen Quelle ist zu entnehmen, dass 1232 das Pfarrdorf Tuchen den Rittern Alexander und Rudolf von Tuchen als Wohnsitz diente. 


Tuchen, Foto: W. Ebert

Nach dem Landbuch Kaiser Karl IV. (1375) hießen die Grundherren Frenkel und Simon v. Lowenberg (bzw. v. Lövenberg). Sie hatten ihren Sitz zu jener Zeit in dem benachbarten Leuenberg. Im ersten Drittel des 15. Jh. verwüsteten die Hussiten auch Tuchen. 1442 kam das Dorf in den Besitz der Familie v. Holtzendorf und später an die Familie v. Düringshof. 1670 erwarb es Kurfürst Friedrich Wilhelm, dessen Vorfahren schon im 16. Jh. einen Anteil am Dorf und das Patronatsrecht in ihrem Besitz hatten, und vereinigte es mit seinem Domänenamt Biesenthal. Nun wurde das Dorf wieder aufgebaut. Im "Vorwerk Tuchen", wie es nach dem Wiederaufbau zunächst hieß, siedelten sich bald wieder Hüfner und Kossäten an. Diese waren dem Amt Biesenthal dienst- und abgabenpflichtig. Je nach Umfang des Besitzes waren die Leistungen gestaffelt. 1839 wurde das Amt Biesenthal, zusammen mit den Ämtern Grimnitz und Chorin, zum Domänenamt Neustadt-Eberswalde vereinigt. Es verblieb dort bis 1849. Eine Schule befand sich schon im Jahre 1600 im Ort. Damals waren die Handwerker als Schulmeister eingesetzt. 1864 wurde das Schulhaus mit einem Anbau versehen und 1926 wurde ein Neubau errichtet.

Im Jahre 1973 erfolgte der Zusammenschluss von Tuchen und Klobbicke zur Gemeinde Tuchen-Klobbicke, 1998 entstand durch den Gemeindezusammenschluss mit Trampe die neue Gemeinde Breydin.


Tuchen - Dorfkirche von 1994
Foto: W. Ebert

Die Tuchener Kirche war ursprünglich eine Feldsteinkirche und mit Sicherheit nur kurze Zeit nach der Ortsgründung errichtet worden. Nach Verwüstungen während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) bot sich das Bauwerk in einem trostlosen Zustand. Im Jahr 1680 war die Kirche so baufällig, dass es durchregnete. Dem Türmchen drohte der Einsturz. So musste mit Hilfe von Spenden die Kirche neu erbaut werden. Es entstand, für die Region eigentlich untypisch, ein Fachwerkbau. Er wurde auf noch vorhandenen Fundamenten der vorherigen Feldsteinkirche errichtet. 1711 wurde das Kirchenschiff erbaut und 1718 der Turm. Diese Jahreszahl steht auf der Wetterfahne. Fachwerkbauten sind nicht so robust wie Feldsteinbauten. Ihr Erhalt erfordert ständige Werterhaltung. In den folgenden Jahren wurde die Kirche vernachlässigt. Trotz einer aus dem Jahre 1856 bekannten Instandsetzung verfiel das Bauwerk immer mehr. Es konnte in den vergangenen Jahrzehnten wegen Baufälligkeit nicht mehr genutzt werden. Bereits Mitte der achtziger Jahre des 20. Jh. unternahm die damalige Gemeindevertretung gemeinsam mit der Kirchengemeinde Anstrengungen zur Rettung des Gebäudes. Die in Auftrag gegebenen Untersuchungen waren aber wenig ermutigend. Die für eine Restaurierung erforderlichen finanziellen und materiellen Mittel gingen weit über das, was der Gemeindekirchenrat aufzubringen vermochte. Auch die politische Gemeinde sah sich außerstande, helfend zur Seite zu stehen. Die Tuchener Kirche wurde mehr und mehr zu einem Schandfleck im Ortsbild. 1990 übernahm ein Windstoß die Entscheidung über Abriss oder Rekonstruktion. Das Kirchenschiff stürzte in sich zusammen. Nur der Turm konnte, wenn auch mit Stützen versehen, am Umfallen gehindert werden. Es begann der Wiederaufbau und am 14.01.1994 konnte Richtfest gefeiert werden. Im Herbst 1997 wurde die Fachwerkkirche von der Gemeinde Tuchen-Klobbicke übernommen. Seit dieser Zeit ist der Verein Fachwerkkirche Tuchen e.V. als Träger für die Organisation und Durchführung des kulturellen Betriebes in der Verantwortung. Das Bauwerk ist ein wertvolles Kleinod, das weit über die Gemeindegrenzen hinaus wirken kann. Es ist eine Stätte für kulturelle Veranstaltungen, wie "Tuchen- Barnimer Gespräche" oder "Rendezvous im Denkmal", aber auch Konzerte werden hier geboten. Sehr oft wird die Kirche für Trauungen und andere Festlichkeiten genutzt.

Literatur:
• Fidizin, E.: Geschichte des Kreises Oberbarnim. Berlin 1858
• Landschaften in Deutschland - Werte der deutschen Heimat.
   Um Eberswalde, Chorin und den Werbellinsee. Böhlau Verlag, 2002
• Schmidt, R.: 6 Höhendörfer im Kreise Oberbarnim. Bad Freienwalde 1926
 

© Märkische Eiszeitstraße, K. Rohlfien / W. Ebert, 2005