Tornow

Geschichte


Tornow - Gaststätte zur Linde / W. Ebert

Im Jahre 1275 stiftete der Choriner Mönch Wilhelmus dictus de Tornow einen Altar. Zudem wählte er das Kloster als Begräbnisplatz. Von genanntem Bruder Wilhelm war bekannt, dass er schon 20 Jahre im Kloster lebte. Somit kann davon ausgegangen werden, dass er seinen Herkunftsnamen frühestens 1255 erworben haben konnte und Tornow bereits zu diesem Zeitpunkt bestand. Dafür würde auch sprechen, dass ein Willekinus de Tornow bereits 1240 zusammen mit einem Gerhardus de Oderberg in markgräflichen Urkunden als Zeuge auftauchte. Obgleich es mehrere Tornow's in Brandenburg gibt, könnten diese Fakten darauf hinweisen, dass unser Tornow bereits in die 1230er Jahre zurückreicht.

Tornow - Ortsbild mit Kirche / W. Ebert

Die erste urkundliche Nachricht über das Dorf selbst befindet sich indes im Landbuch von 1375. Danach umfasste das Dorf 42 Hufen, von denen der Pfarrer 4, Thyle Sparr 7, Hans Sparr 11 und Werner Sparr 3 Hufen zu ihrem Hofe besaßen. Nur noch 16 Hufen waren in der Hand von Bauern. Es waren 19 Kossäten, 1 Krug und eine Mühle vorhanden. Das oberste Gericht besaß Thyle Sparr.
Nachdem die Familie von Sparr 1408 Hohenfinow erworben hatte, wurde Tornow zum Nebengut; zwei Ritterhöfe gingen ein. Am Ende des 16. Jh. erweiterte sich die Gutswirtschaft von 6 auf 17 Hufen. Die Sparrs behielten Tornow bis 1607. Im 30jährigen Krieg wurde Tornow weitgehend verwüstet; von den einst 10 Bauern und 15 Kossäten überlebten nur zwei den Krieg.
Nach mehrfachem Besitzerwechsel gelangten Hohenfinow und Tornow 1668 an den späteren General von Börstel, der aber erst 1685 den notwendigen Wiederaufbau von Tornow veranlasste.


Tornow - Dorfkirche nach der
Restauration / W. Ebert

Er holte neben deutschen Bauern auch französische Emigranten ins Dorf. Auch einige Handwerker wurden angesiedelt. Die Einwanderer führten den Anbau von Tabak ein, der auf dem Kirchenboden getrocknet wurde. 1816 begann für diejenigen, die nicht Eigentümer ihrer Höfe waren, das Ablösen der Dienste gegen Geld oder Landabtretung. Die Gutsherrschaft betrieb fortan eine Schlagwirtschaft mit ständigen Lohnarbeitern. In der Erntezeit wurden verstärkt Schnitter aus dem Gebiet jenseits der Oder eingesetzt.
Im Zuge der Bodenreform wurde der Gutsbesitz enteignet und an Gutsarbeiter vergeben. 1956 bildeten die Bauern des Ortes eine LPG Typ III, die sich zuerst mit der LPG Sommerfelde und später mit Nieder- und Hohenfinow zum LP(P) Hohenfinow zusammenschloss. Die Agrargesellschaft Hohenfinow bewirtschaftet gegenwärtig die Tornower Ackerflächen.


Ortsbeschreibung


Tornow - Innenraum der Kirche nach der
Restauration / W. Ebert

Tornow liegt auf der Barnimhochfläche an der Bundesstraße 167. Von dem ursprünglichen Angerdorf blieb nur die nordöstlichste Hälfte mit der Kirche erhalten. Der höher gelegene Südwestteil des Ortes muss sehr früh aufgegeben worden sein, jedoch erinnern an ihn die Flurnamen Große und Kleine Dorfstelle.
Die aus regelmäßigen Feldsteinquadern erbaute Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert. Es ist eine Chorquadratkirche, d. h. ein rechteckiges Kirchenschiff mit eingezogenem, quadratischem Chor. Der verbretterte Dachturm stammt aus dem 18. Jahrhundert. Das zweifach abgetreppte Westportal wie auch das Nordportal zeugen von einem gewissen Repräsentationsbedürfnis der Bauherren. Die beiden Glocken stammen vermutlich aus dem 14. und dem frühen 16. Jahrhundert. Die Kirche wurde 2003-05 von Grund auf restauriert. Auch die Kirche und Friedhof umschließende Feldsteinmauer wurde saniert.
Während Tornow 1885 noch 601 Einwohner besaß und 1946 noch 415 im Ort wohnten, waren es 1989 nur noch 267. Seit 1993 ist Tornow ein Ortsteil der Stadt Eberswalde.



 

Literatur:
• Fidizin, E.: Geschichte des Kreises Oberbarnim. Berlin 1858
• Friske, M.: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim. Berlin, Lucas-Verlag 2001
• Landschaften in Deutschland - Werte der deutschen Heimat.
  Um Eberswalde, Chorin und den Werbellinsee. Böhlau Verlag, 2002

© Märkische Eiszeitstraße W. Ebert, 2005