Serwest

Geschichte


Der Ort wurde 1258 erstmals in der Grenzbeschreibung des Klosters Mariensee als "villa Servetiz" genannt. Er gehörte offenbar dem Markgrafen und scheint von einem Vasallen angelegt worden zu sein, denn 1261 wurde ein Conradus de Servetiz als Urkundenzeuge aufgeführt. Das gilt als Hinweis darauf, dass sich in der ursprünglich wohl slawischen Siedlung ein markgräflicher Vasall mit deutschen Bewohnern niedergelassen hatte. Zwar übergab 1317 der Markgraf den Ort an das Kloster Chorin, doch musste dieses das Dorf bis 1338 durch Tausch und Kauf erst von den Lehnsinhabern, der Familie von Oderberg, die auf ihre Rechte nicht verzichten wollte, erwerben. 1375 war Servest ein fester Bestandteil der Choriner Klostergüter, nur 38 Hufen groß, mit 14 Kossäten und einem Krug. Unter den Einwohner befanden sich Anhänger der verbotenen und verfolgten Sekte der Waldenser, gegen die 1393/94 die Inquisition vorging.


Ortsbild von Serwest / W. Ebert

An der großen Straße nach Pommern gelegen, war das Dorf den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Brandenburg und Pommern besonders ausgesetzt. Jedenfalls lag es Mitte des 15. Jahrhunderts wüst. Es scheint erst ab 1530 wieder besetzt worden zu sein, denn während die Steuerlisten des Bistums Brandenburg (1527-1529) Serwest nicht erwähnten, wird 1530 ein Krüger genannt. Nach der Säkularisierung des Klosters 1542 kam das Dorf an das kurfürstliche Amt Chorin. Während des 30jährigen Krieges litt Serwest sehr schwer, besonders als 1637 Kroaten arg im Dorf hausten. 1688 waren von den 14 Kossätenstellen 10 unbesetzt.
Nach der Separation 1643 und Aufhebung der Dreifelderwirtschaft entstanden kompakte Mittelbauerngrundstücke. Da die geringe landwirtschaftliche Nutzfläche eine Vergrößerung der Siedlung nicht zuließ, hat sich das Dorf seit dem 18. Jh. nur wenig verändert.
1955 bildeten die Bauern des Dorfes eine LPG Typ III, die 1975 der in Brodowin angeschlossen wurde. Im Dorf hatte die Produktionsgenossenschaft werktätiger Fischer ihren Sitz. In den 70er Jahren des 20. Jh. arbeiteten 75% der Einwohner von Serwest einschließlich der Ortsteile Buchholz und Parsteinwerder in der Landwirtschaft.

 

Ortsbeschreibung


Serwester See mit Blick zu den
Kernbergen / W. Ebert

Das Straßenangerdorf liegt am Ostufer des 71 ha großen Serwester Sees. Dieser See, wie auch der nördlich davon liegende Rosinsee, verdanken ihre Entstehung vorwiegend dem Inlandeisschurf (Zungenbeckenseen). Beide Gewässer waren abflusslos, bis sie durch Gräben mit dem Parsteiner See verbunden wurden.
Westlich des Serwester Sees erhebt sich mit einer Höhe von 112 m ü. NN der Hügelrücken der Kernberge. Es handelt sich um Sand-Kies-Durchragungen der jungweichselzeitlichen Grundmoräne, deren Stellung in der Abschmelzphase des Pommerschen Stadiums noch nicht vollständig geklärt ist.
Das Gebiet um die beiden Seen war in der Jungsteinzeit und der Bronzezeit intensiv besiedelt. Ein Großsteingrab, welches durch den Straßenbau vernichtet wurde, sowie ein jungbronzezeitliches Gräberfeld legen neben zahlreichen anderen Funden davon Zeugnis ab.


Dorfkirche Serwest / W. Ebert

Die Serwester Kirche, ein rechteckiger Feldsteinbau, stammt noch aus der Zeit der deutschen Besiedlung (Mitte 13. Jh.). Der Kirchplatz bildete ursprünglich einen Teil des Angers, auf dem auch Schule und Hirtenhaus standen.
Die Kirche ist ein Rechtecksaal aus regelmäßigen Feldsteinquadern mit Resten und Spuren der alten Fenster, einem spitzbogigem Westportal mit zweifach abgestuftem Gewände und zwei weiteren, heute vermauerten Nordportalen. An einem der letzteren wurde ein Stein mit Schachbrettmuster und an der Südostecke ein solcher mit eingetieften Rhomben eingemauert. Über dem Westgiebel befindet sich ein Fachwerkturm mit kurzem Spitzdach. Er stammt vermutlich aus dem Jahre 1728, als auch das Kirchendach tiefer gelegt wurde.
Die Lage am Serwester See, der bei Einheimischen und Urlaubern als Badesee sehr beliebt ist, verlieh dem Ort seine touristische Bedeutung. In den 70er und 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts entstanden größere Bungalowsiedlungen am nordöstlichen Teil des Sees.
Rd. 350 Einwohner zählt heute der Ort, der seit 2001 der Großgemeinde Chorin (Amt Britz-Chorin) angehört.

Literatur:
• Die Kunstdenkmäler des Kreises Angermünde. Vossische Buchhandlung, Berlin , 1929
• Landschaften in Deutschland - Werte der deutschen Heimat.
  Um Eberswalde, Chorin und den Werbellinsee. Böhlau Verlag, 2002

© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2005