Sandkrug


Die Entstehung von Sandkrug geht auf einen Brand zurück, der 1753 den Amtskrug am Kloster Chorin mit seinen alten und sehr baufälligen Gebäuden zerstörte. Der 1754 vom Amtmann Gans als "Neuer Amts Krug" erbaute Gasthof erfolgte aber nicht an alter Stätte, sondern südlich davon am Fuße des Weinberges an der alten Handelsstraße von Berlin nach Stettin, deren hiesiger Streckenabschnitt schon 1258 als "Sandvord" erwähnt wurde. Er bestand aus einem Wohnhaus und drei Pferdeställen zum Ausspannen für die Fuhrleute.
Der Krug wechselte oft seinen Namen, 1763 wird er erstmals als "Sandkrug auch Pachtkrug zwischen dem Amte Chorin und der Ragöser Mühle" und 1795 als "Der Neue Amts-Krug der sogenannte Sandkrug" bezeichnet. Nach 1918 setzt sich der Name "Zum Sandkrug", mit Ausnahme der Zeit von 1964-1991, in der er "Zur Waldschenke" hieß, durch.



Der Sandkrug nach Umbau 1993
Foto: W. Ebert

Auf Befehl von König Friedrich II. verfügte 1750 die Königl. Chur-Märkische Kriegs- und Domänenkammer, in den Amtsdörfern Leineweber, Tagelöhner oder Spinner auf königliche Kosten anzusetzen. So wurden 1775 neben dem Sandkrug vier Büdnerkolonisten und 1777 sechs weitere gegenüber dem Krug angesiedelt. Sie erhielten je 1 Morgen Acker. So entstand die "Colonie Sandkrug". Später folgten weitere Gebäude, so dass 1805 schon 11 und 1840 bereits 17 Häuser standen.
1917 wurde Sandkrug als selbstständige Landgemeinde mit nur 31 ha Flur aus dem Forstgutbezirk Chorin herausgelöst. Sie hat sich beiderseits der Straße weiter ausgedehnt und ist heute überwiegend Wohngemeinde, deren berufstätige Bürger vorzugsweise in Eberswalde arbeiten. Allmählich entwickelten sich mit Gaststätten, Hotels und Ferienhäusern touristische Einrichtungen. Seit 1998 gehört Sandkrug zur Gemeinde Chorin. Für den 1995 insgesamt 362 Einwohner zählenden Ortsteil spielt der Tourismus eine große Rolle.


Sandkrug — Angermünder Straße
Foto: W. Ebert

Dort, wo die Bundesstraße 2 das Ragösefließ überquert, lag rechterhand etwas abseits die Ragöser Mühle. Bereits 1258 tauchte in der Stiftungsurkunde des Klosters Mariensee der Name eines slawischen Dorfes Rogosene mit einer Mühle als markgräflicher Besitz auf. Nach der Verlegung des Klosters 1273 ging das Dorf durch Schenkung an die Zisterzienser. Noch im gleichen Jahr wurde es aufgelöst und die Bewohner umgesiedelt. Bisher konnte nur die Lage der Ortswüstung westlich des Ragösefließes, etwa 2,5 km südwestlich des Dorfes Chorin archäologisch nachgewiesen werden.
1483 erhielt das Kloster nach einem Rechtsstreit mit dem Magistrat der Stadt Eberswalde die Erlaubnis zum Bau einer Mühle am Ragöser Fließ. Es durfte aber nur eine Sägemühle, keine Kornmühle betrieben werden, lediglich eine Grützmühle und eine Ölmühle sollten zusätzlich noch erlaubt sein. Trotzdem gab es 1577 nach dem Übergang an das kurfürstliche Amt neben einer Schneidemühle auch eine Wassermühle mit 4 Mahlgängen. Während des 30jährigen Krieges war die Mühle offenbar in Verfall geraten und nicht mehr betrieben worden. Erst 1664 ist sie wieder erwähnt worden. In der Folgezeit wurden die Mühlengebäude mehrfach erneuert und nach dem Brand 1722 von der Straße entfernt, 200 Meter bachaufwärts neu angelegt.


Reste des Wasserstaues
der Ragöser Mühle / W. Ebert
1872 wurde Ragöser Mühle ein eigener Gutsbezirk. Zu Beginn der 20er Jahre des vorigen Jh. öffnete sich die Mühle auch dem Fremdenverkehr, 1926 - 1931 gab es dort das Kaffee "Zur historischen Mühle" und von 1927 - 1945 bestand eine Bäckerei und Konditorei. 1928 erfolgte die Eingemeindung des Gutsbezirkes Ragöser Mühle in die Gemeinde Sandkrug. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 vernichtete ein Brand (Brandstiftung) einen großen Teil der Mühle. Die restlichen Wirtschaftsgebäude dienten dann noch einige Jahre der Landwirtschaft. Danach befand sich ein Teil bis 1989 in Besitz der VE Binnenfischerei Joachimsthal, ein anderer wurde privat genutzt. 1979 mussten Teile der Gebäude, wie Wohnhaus, eine Scheune und mehrere Nebengebäude, aus Sicherheitsgründen abgerissen werden. Gleichzeitig wurde ein Teil der landwirtschaftlich genutzten Fläche zur Errichtung von Erholungsbauten freigegeben. Ab 1981 erfolgte der Bau von Einfamilienhäusern für Mitarbeiter des Mühlenhauses und andere. Die Bebauung soll fortgesetzt werden. An die frühere Mühlennutzung erinnert heute nur noch der Wasserstau.

 


Hotel Mühlenhaus in Sandkrug / W. Ebert

Zwischen der Ragöser Mühle und dem Ortskern von Sandkrug befindet sich am Ufer des Großen Heiligen Sees das Seehotel Mühlenhaus. Ursprünglich handelte es sich um eine alte Schnitterkaserne des Gutes Ragöser Mühle, die nach 1945 ständig als Wohnhaus genutzt wurde. 1976 wurde das Haus zu einem Ferien- und Schulungsheim umgebaut. Nach 1990 erfolgte die Privatisierung und Eröffnung als Hotel und Gaststätte "Mühlenhaus". Nach umfangreichen Modernisierung und Erweiterungsarbeiten präsentiert sich heute die Anlage als eines der schönsten "Hotels der Mark".

Literatur:
• Landschaften in Deutschland - Werte der deutschen Heimat.
  Um Eberswalde, Chorin und den Werbellinsee. Böhlau Verlag, 2002
• Roeschert, U.: Sandkrug 1745-2004. Eigenverlag, 2004

© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2005