Landschaft um Oderberg


Die landschaftlichen Gegebenheiten um Oderberg sind sehr vielfältig und abwechslungsreich. Man könnte sich vorstellen, im thüringischen Mittelgebirge zu sein.


Oderberger See - Blick vom Sandberg
W. Ebert (1993)

Die Stadt Oderberg selbst liegt am Rande des alten Odertales, angeschmiegt an die Südhänge der Endmoräne. Der Oderstrom umfloss bis Mitte des 18. Jahrhunderts in der Tieflage des Niederoderbruchs (1 m ü. NN) die Moränenhügel von Schiffmühle mit dem Moosberg (90,8 m ü. NN) und dem Granitberg (75 m ü. NN) bis Oderberg und von hieraus in östlicher Richtung nach Hohensaaten, von wo an er wieder in sein altes, nach Norden gerichtetes Bett einschwenkte. Diese Situation änderte sich, als unter König Friedrich II. der Neuenhagener Sporn durchstochen und der Oder ein neues Bett gegraben wurde. Es ist anzunehmen, dass es sogar das ursprüngliche Flussbett vor dem Pommerschen Eisvorstoß war. Mit der Oderbegradigung sank der Wasserstand im Bruch ganz gewaltig und das meliorierte Land konnte einer landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden.

Die das Niederoderbruch einst durchquerende Alte Finow floss über den Oderberger See in die Alte Oder. Mit dem Finowkanal und dem späteren Oder-Havel-Kanal wurde sie an den nördlichen Rand des Bruchs verlagert.
Westlich von Oderberg steigen die Hänge vom Niederoderbruch steil nach Norden an und erreichen zwischen Oderberg und Liepe Höhen von 118 m ü. NN (Pimpinellenberg). Dieser Teil der Endmoräne zählt zu den schönsten und interessantesten überhaupt. Artenreiche Laubwälder beherrschen das bergige Gelände.


Wiesen-Kuhschelle und Goldhaar-Aster
W. Ebert (1991)

Der dem Pimpinellenberg südlich vorgelagerte Sandberg gilt bei den Botanikern und Zoologen als ein ganz besonderes Kleinod mit vielen seltenen und geschützten Pflanzen- und Tierarten. Andere Pflanzen und Tiere haben an den warmen Südhängen ihre nördlichste Verbreitungsgrenze. Die in Deutschland sehr seltene Smaragdeidechse soll bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts hier vorgekommen sein. Das wäre ihr nördlichstes Vorkommen gewesen!
Auf dem Pimpinellenberg stand bis Kriegsende ein Aussichtsturm, von dem aus der Blick weit über das Niederoderbruch und die Neuenhagener Insel reichte. Auch heute gibt es hier noch viele reizvolle Aussichtspunkte.
Am westlichsten Teil des Waldkomplexes, nahe dem Dorfeingang von Liepe, stand einst auf dem Schlossberg eine deutsche Burganlage. Es handelte sich vermutlich um einen Herrschaftssitz oder um ein Jagdschloss, von dem nach dem 30jährigen Krieg keinerlei Unterlagen mehr vorliegen.
Vom Oderberger Stadtzentrum führt eine steil ansteigende Straße in den Ortsteil Neuendorf (46 m ü. NN), an dessen Ost- und Nordrand die Endmoränenlandschaft mit herrlichen Buchenwäldern und Höhen bis zu 125 m ü. NN noch einmal voll zur Ausprägung kommt. Danach fällt das noch immer recht bewegte Gelände bis zur Ortschaft Parstein und dem Parsteiner See leicht ab. Typisch für dieses meist landwirtschaftlich genutzte Gebiet sind von Gebüsch umgebene kleine wasserführende Hohlformen, sog. Sölle, die der Landschaft einen ganz besonderen Reiz verleihen.


Grundmoränenlandschaft bei
Stolzenhagen / W. Ebert (2002)

Hinter Parstein beginnt eine weiträumige, wellig-hügelige Grundmoränenfläche, deren Lehmböden nahezu ausschließlich ackerbaulich genutzt werden. In ihrem Bereich liegen die einst wohlhabenden Bauerndörfer Lüdersdorf, Stolzenhagen und Lunow.
Südlich von Lunow ändert sich der Landschaftscharakter noch einmal grundlegend. Im Dreieck Lunow, Neuendorf und Hohensaaten führten Flusssandablagerungen des Urstromtales zu einem leicht nach Osten geneigten, sonst aber fast ebenen Gelände. Die nährstoffarmen Böden tragen heute nur anspruchslose Kiefernforsten


Modell des im zweiten Weltkrieg zerstörten Aussichtsturmes auf dem Pimpinellenberg bei OderbergFoto: H. Domnick
Modell des im zweiten Weltkrieg zerstörten Aussichtsturmes
auf dem Pimpinellenberg bei Oderberg Foto: H. Domnick

   

© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2005