Lüdersdorf ist ein typisches deutsches Angerdorf der askanischen Kolonisation. 1316 überließ Markgraf Woldemar (auch Waldemar genannt) das Dorf mit allen Rechten dem Kloster Chorin. Als Klosterbesitz erscheint es auch 1375 im Landbuch. Nach dem Hufengeldregister von 1527 waren ohne die 4 Pfarrhufen 38 Hufen vorhanden, auf denen nach dem Erbregister des Klosters 1 Schulze, 8 Bauern und 14 Kossäten saßen. Der 30jährige Krieg könnte weniger Verwüstungen als in der Umgebung angerichtet haben, denn 1687 waren zwar 9 Kossätenstellen wüst, die der Bauern aber voll besetzt.
Dorfkirche Lüdersdorf vor der Restaurierung /
W. Ebert (2002)
Die Dorfkirche war im Kern ein mittelalterlicher Rechtecksaal aus regelmäßigen Feldsteinquadern. In der Ostwand sehen wir drei vermauerte Spitzbogenfenster. 1696 wurde der backsteinerne Turm fertig gestellt und 1698 die Kirche rundum verputzt. 1771/72 erfolgte ein Umbau von Kirche und Turm, im Innern wurden die Empore und der Kanzelaltar eingebaut. Die Wetterfahne trägt die Jahreszahl 1772. Eine originalgetreue Restaurierung entsprechend den vorhandenen Befunden erfolgte 2001. Den steilen Kanzelaltar schmücken ionische Pilaster und Schnitzereien nachahmender Rokoko-Ornamente.
Lüdersdorfer Vorlaubenhaus
Foto: W. Ebert (2005)
Als Besonderheiten verfügt Lüdersdorf über zwei Vorlaubenhäuser aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Das unter Denkmalschutz stehende Löwinghaus, Dorfstraße Nr. 40 steht mit seinem verbretterten Giebel zur Dorfstraße. Darunter befindet sich die 3 m breite Laube aus Kiefernholz. Die Schwelle des Oberstocks ruht auf schlichten vierkantigen Pfosten. Ein Mitteleingang führt durch das Haus in die Tiefe, rechts daran die Küche. Der private BesitzerHerr Mathias Rothe bemüht sich sehr um eine Restaurierung des Gebäudes. Nachfolgend ein kleiner Einblick in seine umfangreichen Sammlungen.
| | Körbeweise zeugen die sog. Donnerkeile
vom zahlreichen Vorkommen der Kopffüsser
(Belemniten) in der Kreidezeit. Foto: H. Domnick
Blick in einen der Sammlungsräume am
Tag des offenen Denkmals 2011. Foto: H. Domnick
Sogenannte Hühnergötter, Feuersteinknollen mit Hohlräumen,
dienen zwischen versteinerten Seeigeln als
romantische Kerzenständer. Foto: H. Domnick
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Das zweite Vorlaubenhaus ist unbewohnt und sehr baufällig.
Nach der Bodenreform 1945 entstandenen in den fünfziger Jahren eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft Pflanzenproduktion, später Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion, und eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft Tierproduktion. Sie gehörten zu den erfolgreichsten im ganzen Kreisgebiet.
Durch freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Parstein und Lüdersdorf entstand am 1. März 2002 die neue Gemeinde Parsteinsee.
Literatur u. a. Grundlagen:
• Dehio, G.: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Die Bezirke Cottbus und
Frankfurt/Oder. Akademie-Verlag, Berlin 1987
• Die Kunstdenkmäler des Kreises Angermünde. Vossische Buchhandlung, Berlin , 1929
• Internet: Seiten des Evangelischen Pfarramtes Lunow
© Märkische Eiszeitstraße, A. Busse/W. Ebert, 2005