König Friedrich Wilhelm IV., der zu Anfang seiner Regierungszeit noch mehr Interesse für die Jagd aufbrachte als in späteren Jahren, machte die Schorfheide zum ausschließlichen königlichen Jagdgebiet. In der mittleren Schorfheide, nahe des heutigen Jagdschlosses, besaß er bereits 1843 eine Schießhütte. Es fehlte aber ein Absteigequartier im Jagdrevier und so beschloss er, ein Jagdhaus zu erbauen. Die Legende besagt, dass er einst jagdmüde seinen Stock in den Boden stieß und sprach: "Hier soll es entstehen". Der Jagdstock, auch Hubertusstock genannt, sollte dem neuen Gebäude den Namen geben: "Jagdhaus am Hubertusstock".
Seiner Frau, einer Tochter Maximilians I. von Bayern, zu Ehren, ließ er das Haus in bayrischem Stil ausführen. 1848 wurde es vollendet. Es war ein schlichtes, zweigeschossiges Gebäude mit umlaufender Holzgalerie und weit überstehendem Satteldach. Den einzigen Schmuck bildeten außen zahlreiche Hirschgeweihe. Das Jagdhaus wurde später als Schloss bezeichnet, weniger wegen seines Aussehens als vielmehr wegen seiner repräsentativen Funktion.
Mit dem Regierungsantritt Wilhelms I. entwickelte sich die bescheidene Anlage zu einem Zentrum prunkvoller höfischer Jagden und einem Ort politischer Gespräche und Verhandlungen. Dies setzte sich unter dem besonders jagdbesessenen Kaiser Wilhelm II. fort. Zur besseren Erreichbarkeit von Hubertusstock ließ der Kaiser 1898 den Bahnhof Werbellinsee (Kaiserbahnhof) errichten. Zahlreiche Gedenksteine, wie der zum Abschuss des 100. und des 1000. edlen Hirsches, erinnern heute noch an den Monarchen, der mit eigener Hand 47.443 Stück Wild, darunter 2.133 Hirsche, erlegt haben soll. Ob da noch Zeit zum Regieren blieb?
Während der Novemberrevolution war Hubertusstock für mehrere Wochen Nationaleigentum. 1926 ging es von der Krongutsverwaltung in den Besitz des preußischen Staates über. Die Repräsentanten der Weimarer Republik, wie Reichspräsident Friedrich Ebert und von Hindenburg, kamen ebenfalls hierher zur Jagd.
Auch in der Zeit des Nationalsozialismus war Hubertusstock ausschließlich hohen Würdenträgern aus Politik und Gesellschaft vorbehalten. Für Reichsforst- und Reichsjägermeister Hermann Göring, dem selbsternannten Herrscher über die Schorfheide, war es jedoch nicht repräsentativ genug. Er baute sich sein eigenes luxuriöses Jagdschloss - Carinhall.
1945 wurde das Jagdhaus Eigentum der Brandenburgischen Landesregierung und diente dem Ministerpräsidenten als Landsitz. 1952 übernahm es das Ministeriums des Inneren und bis 1971 war es ein Erholungsheim für leitende Angestellte, vor allem hohe Offiziere der Kasernierten Volkspolizei und später der Nationalen Volksarmee.
Savoy-Hotel Hubertusstock Foto: W. Ebert | In den Jahren 1971 bis 1973 wurde das renovierungsbedürftige Jagdhaus Huber- tusstock bis auf die Grundmauern abgerissen und danach, mit deutlicher Anpassung an den alten Baustil, wieder aufgebaut. Auch der alte Wirtschaftsbau musste weichen. Statt dessen entstanden vier zweigeschossige Gästebungalows mit Flachdach sowie ein Mehrzweckgebäude mit Schwimmbad, Sauna, Sporträumen und Schießstand.
Nach dem Umbau und der Modernisierung war es bis 1990 Gästehaus der DDR-Regierung und beherbergte bekannte Persönlichkeiten der deutschen und internationalen Politik. |
Nach 1990 sollte das geschichtsträchtige Objekt an Privat verkauft werden. Erst nach Protest der Bevölkerung wurde es dem Land Brandenburg übereignet. Dieses schloss 1992 einen Nutzungsvertrag mit dem Bildungswerk der Wirtschaft Berlin/Brandenburg (bbw) sowie mit der Savoy Hotel GmbH ab und Schloss Hubertusstock wurde ein Hotel der Extraklasse.
Ein späterer Erbbaupachtvertrag ermöglichte die - leider recht unglückliche - Umgestaltung des gesamten Areals. 1995 wurden die Wirtschaftsgebäude abgerissen und 1997/98 entstand hier ein moderner Neubau des bbw, das "Hanns-Martin-Schleyer-Haus". |
Gebäude des Bildungswerk der Wirtschaft Foto: W. Ebert |
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2003