Herzsprung

Herzsprung liegt 4 km südlich der Altstadt Angermünde auf einem inselartigen Rücken unmittelbar nördlich des Parsteiner Sees. Die flachwellige Landschaft ist reich an Sumpf- und Wasserflächen.
Das lang gestreckte Angerdorf ist eine Gründung aus der deutschen Kolonalisationszeit, welches 1281 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Der Name wird von Hart-Spring (= Waldquelle) abgeleitet; eine andere Deutung geht von "Hertsprunge" (= Hirschquelle) aus. 1281 schenkten die Markgrafen Otto und Konrad dem Kloster 16 Hufen in "villa Hertsprunge". Nach und nach erwarb das Kloster immer mehr Teile des Dorfes; den letzten 1346, so dass das Landbuch 1375 das gesamte Dorf mit 64 Hufen als in Klosterbesitz befindlich aufführte. 13 Hüfner und 11 Kossäten bildeten 1577 die Bauerngemeinde, von denen im 30 jährigen Krieg 9 Bauernhöfe und 11 Kossätenstellen wüst wurden. 1775 waren Schäferei und Vorwerk mit französischen Kolonisten besetzt, wodurch sich die Einwohnerzahl bis 1805 auf 213 Seelen anhob. 1881 waren es 323 Einwohner, eine Zahl, die bis zu Beginn des 2. Weltkrieges relativ konstant blieb. Heute besitzt Herzsprung 280 Einwohner.


Dorfkirche Herzsprung / W. Ebert

Bei Herzsprung wurden 1982 - 1996 umfangreiche Ausgrabungen in einer Siedlung aus der Kaiserzeit (Beginn des 1. Jh. - Mitte des 4. Jh.) und frühen Völkerwanderungszeit (etwa bis Ende 5. Jh.)vorgenommen. Die äußerst wertvollen Ergebnisse geben erstmals Einblick in die Siedlungsstrukturen, Hausbau und Wirtschaftsweise der Germanen, die in dieser Region lebten. Sie wohnten in vereinzelten Gehöften, zu denen aus Pfosten errichtete lange Häuser gehörten. Mindestens fünf solcher Gebäude konnten in Herzsprung nachgewiesen werden.
Nach dem Abzug der Bauhütten und als Folge der zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen während der Quinzow-Zeit, war der Kirchenbau weitgehend eingestellt worden. Erst nach der Festigung der Hohenzollern-Herrschaft im 15. Jahrhundert kamen wieder ruhigere Zeiten und ein allgemeiner wirtschaftlicher Aufstieg. Das waren die Voraussetzungen für den Beginn der zweiten Periode des Baus von Feldsteinkirchen. Es war aber nicht mehr die Qualität, die die hochmittelalterlichen Kirchen auszeichnete. Das Mauerwerk bestand aus nur vorn geglätteten Feldsteinen, die mit viel Mörtel verbunden und verputzt wurden. An den Maueröffnungen benutzte man anstatt aufwendiger Feldsteingewände jetzt Backstein.


Hölzerner Altaraufsatz mit
Bildern, Foto: W. Ebert

Genau diese Merkmale weist auch die hiesige Feldsteinkirche auf, so dass man annehmen kann, dass sie ab Mitte des 15. Jahrhunderts entstand. Die Kirche besitzt kein Westportal - ein weiterer Beweis dafür, dass sie nicht aus dem 13. Jahrhundert stammt.
Vom Typ her handelt es sich um einen einfachen Rechtecksaal ohne Turm. Auffallend ist das schlechte Mauerwerk am Ostgiebel, der in neuerer Zeit begradigt und neu verputzt wurde. Außerdem musste die Ostwand wahrscheinlich schon vor mehreren Jahrhunderten mit gewaltigen Stützpfeilern abgefangen werden. Der Dachstuhl stammt noch aus dem 16. Jahrhundert.
Um 1687 war die Kirche gänzlich wüst, wurde aber 1695/96 wieder aufgebaut. Dabei wurde auch der verbretterte Turmaufsatz mit schmaler schiefergedeckten Spitze aufgesetzt.Stolz sind heute die rund 280 Einwohner des Dorfes auf die neue vergoldete Spitze ihrer Feldsteinkirche, die gerade erst aufgesetzt wurde. Eine Spendensammlung ermöglichte das Projekt.


Ameisenbrunnen in Herzsprung
Foto: W. Ebert

Das Innere schmückt ein einfacher hölzerner Altaraufsatz aus der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Er enthält drei Gemälde: Kreuzigung, Abendmahl und Himmelfahrt. In der gleichalten Kanzel befinden sich Bilder, die Evangelisten darstellen.

Schon zu DDR-Zeit war Herzsprung als Ferienort mit Campingplatz und FKK-Strand ein echter Geheimtip. Er hat in der Zwischenzeit an Beliebtheit nichts verloren. Im letzten Jahrzehnt hat sich in Herzsprung viel getan, was das Dorf noch attraktiver macht. Originell ist auch der neue Brunnen mit einem Findling und der Aufschrift Waldquelle sowie davor drei Waldameisen aus Metall.

Literatur:
• Blunk, E. (Schriftleitung): Die Kunstdenkmäler des Kreises Angermünde.
   Vossische Buchhandlung, Berlin, 1929
• Heubner, G.: Die Dorfkirchen in der Uckermark, Band II im Altkreis Angermünde.
   Schibri-Verlag, Milow, 2000
• Internet: Die Stadt Angermünde und ihre Ortsteile

� Märkische Eiszeitstraße,W. Ebert, 2006