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Gellmersdorf

Der Ort dürfte aus der deutschen Kolonialzeit stammen und die Gründung eines deutschen Lokators namens Gelimar (Gelimer, Gelmer) sein. Ein Johannes de Ghelmerstorp, Schultheiß zu Angermünde, trat bereits 1292 als Zeuge auf. Das Dorf selbst wurde zuerst 1316 in der Markbeschreibung des Dorfes Lüdersdorf genannt, das damals Markgraf Waldemar dem Kloster Chorin überließ.


Gutshaus in Gellmersdorf / W. Ebert

1355-1446 war Gellmersdorf unter pommerscher Landesherrschaft.
Schon vor 1472 war Gellmersdorf an die v. Buch zu Stolpe gekommen. Zum Dorf gehörten die Rateloffsche Mühle (Buchsmühle), eine bis zur Oder reichende Holzung zwischen Stolpe und Stolzenhagen, Wiesen und Fischerei.
1509 war Gellmersdorf v. Buchsches Lehen mit 37 Hufen, 12 Bauernhöfen, 9 Kossäten und einem Krug. 1528 besaß v. Aschersleben zu Crussow 10 Hufen mit 4 Bauern und 5 Kossäten (3 davon wüst) und die Rateloffsche Mühle (Buchsmühle).
1574 wird der Schulzenhof mit 4 Hufen Leibgedinge der Frau v. Buch.
1624 saßen auf 60 Hufen 16 Bauern und 15 Kossäten.
1686 wurde in Gellmersdorf erstmals ein Vorwerk erwähnt und auch 1775 war noch von einem solchen die Rede. 1801 taucht erstmals die Bezeichnung Gut auf. Es verfügte 1883 über insgesamt 2972 Morgen. Wahrscheinlich hatten wüst gewordenes Bauernland und neu gerodeter Boden die Ausstattung des Gutes geliefert.


Dorfkirche / W. Ebert

Im Zuge der Bodenreform wurden 698 ha enteignet und an landlose Bauern und Landarbeiter sowie an Umsiedler verteilt. 1958 bildete sich eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) Typ I mit 6 Mitgliedern und 46 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche (LN) sowie ein Volkseigenes Gut mit 34 Beschäftigten und 224 ha LN. 1965 umfasste die LPG 85 Mitglieder und 224 ha LN. Sie wurde 1967 in eine LPG Typ III umgewandelt. 1971 Zusammenschluss mit der LPG Stolpe und danach auch mit Neukünkendorf.
Das VEG wurde 1977 ein Betriebsteil des VEG Hohenfinow.

Die Einwohnerzahl, die 1945 mit 453 Personen den Höchststand erreich hatte, sank bis heute auf ca. 190.


Noch erhaltener mittelalterlicher
Westeingang, Foto: W. Ebert

Die auf einem Hügel stehende Dorfkirche ist im Kern ein Feldsteinbau mit eingezogenem Rechteckchor und stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Bei einem Großfeuer im Dorf brannte 1826 auch die Kirche ab. Erhalten blieben die Mauern des Chores, der untere Teil der Wände des Schiffes und das mehrfach abgetreppte Rundbogenportal an der Westwand.

Der Neuaufbau des Schiffes und eines Teiles des Chores erfolgte in Backstein im Rundbogenstil der Schinkel-Schule. Der zur gleichen Zeit erbaute Turm über dem Westgiebel besteht aus zwei Etagen und endet in einem kurzen Pyramidendach. Östlich am Chor steht ein schlichter Gruftanbau.


Prachtvoll ausgeschmückter Chor mit
Kanzelaltar, Foto: W. Ebert

Im Inneren der Kirche finden wir einen dekorativen Kanzelaltar aus der Wiederaufbauzeit. Er ist eingefasst von zwei kannelierten (mit senkrechten Rillen versehenen) jonischen Pilastern (flachen Wandpfeilern) und bildet mit den seitlich anschließenden Türen eine Abschlusswand, hinter der die Kanzeltreppe liegt. Ursprünglich in weißem Marmordesign auf Holz gemalt, wurde er 1908 renoviert und mit wunderschönen Blumen bemalt. Interessant ist, dass keine Blume der anderen gleicht. Auch die Kassettendecke und der Triumphbogen erhielten eine solche Ausmalung in bäuerlichem Barock unter Bevorzugung von naturalistischem Blumenwerk.

Quellen und Literatur:

 

© Märkische Eiszeitstraße,W. Ebert, 2006