Eberswalder Persönlichkeiten

Blankenstein, Hermann (1829-1910)

Den Baumeister Hermann Blankenstein in Zusammenhang mit Eberswalde zu bringen, hat zwei Gründe. Er wurde als Sohn des Wasserbauinspektors Johann Georg Blankenstein geboren, der seit 1827 Chef der Finowkanal-Kommission mit Sitz in Grafenbrück (bei Finowfurt) war. Dort ist Hermann Wilhelm Albert Blankenstein am 10.1.1829 als zweites Kind geboren worden. Er besuchte von 1839-1842 eine Privatschule in Eberswalde und danach das Königliche Friedrich Wilhelm Gymnasium in Berlin. Unter väterlichem Einfluss schlug er die Baulaufbahn ein. 24 Jahre lang war er Stadtbaurat in Berlin, ehe er 1895 von L. Hoffmann abgelöst wurde. Trotz seiner Ernennung zum Stadtältesten zog er sich völlig aus dem öffentlichen Leben zurück. Blankenstein verwendete ausschließlich Backstein und Terrakottenschmuck. Ausgangspunkt war seine Beschäftigung mit der Backsteingotik und sein Selbstverständnis als Vertreter der spätklassizistischen Schinkelnachfolge. Prinzip der Fassadengestaltung war für ihn strenge Symmetrie und Axialität. Bestimmte Zonen der Fassade, wie Hauptportal, Fenstergewände, Sockel-, Gurt- und Kranzgesimse wurden durch Terrakotten betont. Wer die Blankensteinbauten aus Berlin kennt, wird Ähnlichkeiten mit dem Gebäude der Forstfakultät in Eberswalde feststellen, auch wenn er bisher nicht als ihr Architekt genannt wird. Wenn er aber das Projekt für die Wiederherstellung und neogotische Veränderung der Maria-Magdalenen-Kirche entworfen hat und gemeinsam mit Düsterhaupt 1874-76 dort die Bauaufsicht führte, so dürfte sein Einfluss auf den gleichzeitig erfolgenden Bau der Forstfakultät wohl wahrscheinlich sein.
Seine bekanntesten von weit über 100 Bauten sind: die Vorbereitung der Rekonstruktion der Marienburg (1865-72 mit F. v. Quast), Gebäude für das Statistische und das Meteorologische Institut Lindenstraße (1867-68), Umbau der Seitenhallen des Brandenburger Tors (1867-68, m. J. H. Strack), das Hauptgebäude des Augusta-Hospitals Scharnhorststraße/Invalidenpark (1869), die Umsetzung bzw. der Neuaufbau der Berliner Gerichtslaube im Schlosspark Babelsberg (1871-72, m. J.H. Strack, R. Persius), das Dorotheenstädtische Realgymnasium und Friedrich-Wilhelm-Gymansium Dorotheenstraße (1871-75, m. A. Hanel), Wiederherstellung und neogotischer Turmaufsatz St. Maria Magdalena Kirche Eberswalde (1874-76, m. Düsterhaupt), Wiederherstellung, Umbau und Doppelturmfassade Nikolaikirche (1876-78), der Zentral-Vieh- und Schlachthof Landsberger Chaussee (1877-83, m. A. Lindemann), Zentralmarkthalle und Markthallen 2-8 (1883-88), Polizeipräsidium Alexander Straße (1886-90), Krankenhaus Am Urban Grimmstraße (1887-90, m. K. Frobenius), Städt. Irrenanstalt Herzberge (1889-93), Anstalt für Epileptische Wuhlgarten (1890-93), Umbau der Mühlendammbrückenbebauung und Bau der Mühlendammschleuse (1890-93), Erweiterung Ephraimpalais Poststraße (1892-95), viele Schulen, zwei Ratswaagegebäude, 8 Feuerwachen, zwei Volksbadeanstalten, drei Straßenreinigungsdepots, u.v.a.
Maßgeblich war Blankenstein auch an der Gründung der Dachorganisation "Verband Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine" im Jahre 1871 beteiligt.

Forßmann, Werner

Nobelpreisträger Prof. Dr. Werner Forßmann hat in den Jahren 1929 und 1930 als Assistenzarzt am Rote-Kreuz-Krankenhaus Auguste-Victoria-Heim Eberswalde gearbeitet. Dort hat er seine berühmten Selbstversuche einer Herzkatheterisierung vorgenommen und einen ersten wissenschaftlichen Hauptvortrag zur Herzsondierung im Auditorium Maximum der Forsthochschule Eberswalde gehalten. Erst 1956 wurde ihm für diese Methode der Nobelpreis für Medizin verliehen. Das hiesige Krankenhaus erhielt im August 1991 seinen Namen. In der Patientenaufnahme erinnert eine Büste Werner Forßmanns, geschaffen von Marie-Luise Bauerschmidt, an sein Wirken in Eberswalde.

Gropius, Walter

Im Jahre 1931 kam es zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen dem bedeutenden Architekten Walter Gropius (Bauhaus) und der Hirsch Kupfer- und Messingwerke AG zur Entwicklung und Produktion von Kupferhäusern aus Fertigteilen. Seinen Anteil daran sah Gropius so: "Die ursprünglich nach einem Patent von Förster und Krafft von den Hirsch Kupfer- und Messingwerken eingerichtete Fabrikation von Kupferhäusern am laufenden Band ist von mir technisch und organisatorisch unter Zuhilfenahme von zahlreichen Versuchen und Gutachten durch Behörden und wissenschaftliche Institute verkaufsreif entwickelt worden. Die von mir erstmalig in einer Broschüre über die Industrialisierung des Hausbaus im Jahre 1910 ausgesprochene, inzwischen vielfach befehdete Idee, Häuser in stationären Werkstätten in ihren Teilen serienmäßig herzustellen und daraus variable Typen aus einem Baukasten im Großen zusammenzusetzen, wird heute endlich der Verwirklichung entgegengeführt."


Kupferhaus in der Messingwerksiedlung / W. Ebert
Die Bauelemente der Kupferhäuser wurden vorgefertigt. Sie bestanden aus schmalen, hochrechteckigen Eternitplatten, die mit einer Außenhaut aus geripptem Kupferblech belegt waren. Aluminiumfolie diente der Isolierung. Eine Holzrahmenkonstruktion bildete die Grundlage für das Haus. Die einzelnen Platten wurden miteinander verschraubt, die Kanten von außen mit einem Kupferblechstreifen abgedeckt.

Der Vorzug dieser Häuser lag in ihrer Variabilität und der leichten Montage. Solch ein Gebäude konnte mit der Familie mitwachsen.
In der Messingwerksiedlung stehen einzelne Typen (von der Gartenlaube bis zum zweigeschossigen Mehrfamilienhaus) dieser Kupferhäuser, die als "Musterhäuser" für Kunden dort errichtet worden sind.

Gropius, Martin

Ein Großonkel des Architekten Walter Gropius, Martin Carl Philipp Gropius hat mit dem Bau der damaligen Landesirrenanstalt 1862-65 in Eberswalde seine Spuren hinterlassen. Sie wurde ursprünglich im Blocksystem erbaut, musste aber ab 1869 bis 1914 stetig erweitert werden.
Die Bekanntschaft mit Schinkel und Schadow prägte M. Gropius Berufswunsch nachhaltig. Das Bauakademiestudium 1849-55 schloss er mit dem Baumeisterexamen ab. 1856 war er Privatarchitekt. 1866 gehörte er zu den Initiatoren der "Villenbau-Kommanditgesellschaft Westend" in Berlin und gründete mit H. Schmieden die Firma. Er war Senatsmitglied der Akademie der Künste, Mitglied der Akademie des Bauwesens und zahlreicher ausländischer Kunstakademien. Die Gropius-Bauten der Landesanstalt wurden zum Baudenkmal erklärt. M. Gropius bezeichnet sie so: 1. Das Directorial-Gebäude, 2. Das Ökonomie-Gebäude, 3. Die beiden einstöckigen Wirtschafts-Gebäude, 4. Die beiden zweistöckigen Gebäude für ruhige Kranke der höheren Stände, 5. Die beiden zweistöckigen Gebäude für resp. männliche und weibliche ruhige und unruhige Kranke der arbeitenden Klasse, 6. Die beiden zweistöckigen Gebäude für präsumtiv unheilbare Kranke höherer und niederer Stände.
Die Ausführung der Anstaltsgebäude erfolgte aus Backstein.


Gropius-Bau der Landesklinik - ehem.
Verwaltungsgebäude / W. Ebert

Dem Verwaltungsgebäude ist ein Balkon vorgelagert, der gleichzeitig als Unterfahrt diente. Er wird von kandelaberartigen Säulen mit Kapitellen getragen.
Die Anstaltskapelle hat 1914 eine Ausgestaltung durch den talentierten Kunstmaler Götz von Seckendorf (Kreuzigung, Paradies, fünf Figuren hinter der Ärzteloge) erhalten. Die Wandbilder sind in Caseinfarben auf präparierten Flächen aufgetragen. Leider wurden sie nach 1945, als das Krankenhaus als sowjetisches Militärhospital fungierte, übertüncht. Inzwischen ist der Gropius-Bau aufwändig restauriert worden und beherbergt heute wieder die Landesklinik für Neurologie und Psychiatrie.

 

Mebes, Paul


Wasserturm am
Messingwerk / W. Ebert

In der Messingwerksiedlung stehen Bauten, die dem Berliner Architekten Prof. Paul Mebes zugeschrieben werden. Es handelt sich um Wohnhäuser mit dazugehörigen Wirtschaftsbauten, um zwei Verwaltungsgebäude und zwei Werkhallen, um den Wasserturm und vermutlich auch um den Friedhof. Man kann von einer einheitlichen Planung sprechen.

Mebes ist bekannt durch seine Bauten in Berlin für den Beamten-Wohnungs-Verein bis 1912. Seine Wohnbauten erhielten vereinfachte, sparsam gegliederte Fassaden. Als wesentliches Gestaltungsmittel diente das Oberflächenmaterial roter Ziegel. Alle Bauten zeugen von einer bis dahin nicht gekannten Wohnqualität. Dies erreichte er dadurch, dass er die sozialen, wirtschaftlichen, künstlerischen und technischen Belange des Bauwerks gleichermaßen behandelte. Seine Berliner Erfahrungen sind in die Bauten am Messingwerk eingeflossen.

Müller, Carl

Ein Familienbetrieb hat über Eberswalde hinaus Bedeutung erlangt, nämlich die C. Müller Buchdruck und Verlag Kommanditgesellschaft.
Am 29. Juni 1840 eröffnete der aus Potsdam hinzugezogene Carl Müller eine Buchdruckerei in der Schicklerstraße in Eberswalde. Bereits im Oktober 1841 erschien der "Anzeiger für Neustadt-Eberswalde" zuerst als Wochen-, dann als Tageszeitschrift. Ab 1842 kann von einem Verlag mit Druckerei gesprochen werden. 1847 gründet C. Müller einen Verlag für Behördenvordrucke. Als 1848 die satirische Zeitschrift "Kladderadatsch" in Berlin vorübergehend verboten wird, erscheint sie ein gutes halbes Jahr bei C. Müller (Nr. 3-30/1849). Sein Nachfolger war sein ältester Sohn Emil Müller, der den Betrieb 1868 erweiterte. Von nun an erschienen auch Fachzeitschriften. Diese Entwicklung begann mit dem "Pharmazeutischen Central-Anzeiger". Gemeinsam mit seinem Bruder Clemens Müller gab er weitere Zeitschriften für verschiedene Fachgebiete heraus, worunter das Eberswalder "Offertenblatt für die deutschen Stahl-, Eisen- und Kurzwarenhändler" das erfolgreichste war. Im Jahre 1908 wandelte sich das Unternehmen in eine Familien GmbH um. 1914 ist das alte Druckereigebäude durch ein neues und größeres ersetzt worden. Nach dem Tode der beiden Brüder führten Josephine Müller und Rechtsanwalt Konrad Müller das Geschäft weiter. 1918 übernahm Rudolf Müller die Geschäftsleitung. Es gelang ihm, die "Eberswalder Zeitung" (1920), den "Berlin-Eberswalder-Stadtanzeiger (1932), die "Finower Zeitung" (1937), die "Biesenthaler Zeitung" (1939) mit dem "Märkischen Stadt- und Landboten" zu vereinen und dessen Auflage auf 25000 Stück anwachsen zu lassen.


Müllers Buchdruckerei im Jahre 1896
Aus: R.Schmidt, Eberswalde im Bild, 1927

Neben der Tageszeitung wurde der Zeitschriftenverlag zielstrebig als Spezialverlag für Handel und Handwerk ausgebaut (Eisenhändler, Drogisten, Metallindustrie, Dachdecker, Baugewerbe, Papier). Weiter entwickelte sich auch der Vordruckverlag. 1926 gründete Rudolf Müller als neue Abteilung des Gesamtunternehmens einen Buchverlag, die Verlagsgesellschaft Rudolf Müller. Bis 1940 erschienen allein 353 Verlagswerke. Neben der stetigen Vergrößerung und Modernisierung des Betriebes unterstützte C. Müllers Buchdruckerei und Verlag Kommanditgesellschaft auch die Siedlungsbauten für Mitarbeiter in der (damaligen) Gutenbergstraße. 1945 brach diese Entwicklungslinie ab. Der Betrieb wurde verstaatlicht, die Familie verließ Eberswalde.

Sterne, Carus

Dieser Name ist ein Schriftstellerpseudonym für Dr. Ernst Krause (* 22.11.1839 in Zielenzig, † 24.8.1903 in Eberswalde). Krause studierte in Berlin Naturwissenschaften und wirkte dort als populärwissenschaftlicher Schriftsteller, der ab 1899 in Eberswalde in der Eichwerderstraße 52/54 wohnte. Carus Sterne war ein Anhänger und Freund des berühmten Zoologen Ernst Haeckel und hat selber ein Buch "Werden und Vergehen. Eine Entwicklungsgeschichte des Naturganzen in gemeinverständlicher Fassung" geschrieben. Er ist auf dem Eberswalder Waldfriedhof beigesetzt. Sein Grab ziert ein im Sinne des Jugendstils gestalteter Stein. Eine Eule als Symbol der Weisheit sitzt in einer Grotte, über der die Tierkreiszeichen eingeprägt sind.

© Märkische Eiszeitstraße, K. Rohlfien, Verein für Heimatkunde Eberswalde, 2004