Zwischen Wolletz und Görlsdorf standen an dem Flüsschen Welse schon im Mittelalter vier Mühlen. Die bekannteste war die Heiliggeistmühle, die nur wenige Kilometer flussaufwärts vor Görlsdorf lag. Es deutet alles darauf hin, dass es sich dabei um die spätere Blumberger Mühle handelte. Bekannt wurde dieser Name aber erst in den 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts, als der "Naturschutzbund Deutschland" (NABU) hier ein modernes Naturschutzzentrum (Informationszentrum) errichtete.
Im Jahre 1267 bestätigte der Markgraf Johann II. die Besitzungen des Klosters Mariensee (ab 1273 Kloster Chorin). Darunter befanden sich auch die Mühlen an der Welse, welche von der Familie v. Greiffenberg an das Kloster übertragenen worden waren. In den Teichen der damaligen Heiliggeistmühle sollen bereits die Zisterziensermönche Fische als begehrte Fastenspeise gezüchtet haben.
Bis 1619 waren die v. Greiffenberg Rittergutsbesitzer in Wolletz. Zu ihrem Gut gehörte auch die Blumberger Mühle. Sie kam vermutlich nach der Auflösung des Klosters wieder an die v. Greiffenberg zurück, denn 1611 wurde sie wieder als den v. Greiffenberg zugehörig genannt. 1619 erwarb v. Arnsdorff das Gut Wolletz und damit auch Hebungen aus der Heiliggeistmühle. 1707 erhielt die Mühle vom Müller Martin Blumberg ihren heutigen Namen. Im 18. und 19. Jahrhundert arbeitete hier eine Wassermahl- und -schneidemühle, 1855 mit zwei Mahlgängen, einem Grützgang, einem Graupengang und einer Schneidemühle mit einer Säge. 1897 wurde der unrentabel gewordene Mühlenbetrieb eingestellt. Noch im gleichen Jahr ließ der im benachbarten Görlsdorf lebende Graf Wilhelm Heinrich von Redern ausgedehnte Erlenbruchwälder roden und auf diesen Flächen neue Karpfenteiche anlegen. Aus dem Mühlengebäude entstand ein Fischbruthaus und das Sägewerk riss man ab. Das Wasser der Welse wurde aufgestaut. Es entstanden mehrere ablassbare Teiche für die Karpfen- und Schleienproduktion.
1945 ging die Fischzuchtanlage in Volkseigentum über. 1967-69 wurden nochmals neue Teiche gebaggert und die heutige Zahl von 21 Teichen und insgesamt 140 ha Teichfläche erreicht. In der Blumberger Mühle wurden nur Satzfische gezogen, keine Speisefische. Von hier aus wurden die Teichwirtschaften bei Biesenbrow und bei Stolpe, die Speisefische aufzogen, und die umliegenden Seen mit Satzfischen beliefert. Im Fischbruthaus wurden außerdem Hechteier künstlich erbrütet.
Von 1953 bis 1989 war das Gebiet der Blumberger Teiche für die Öffentlichkeit als Betriebsgelände und als Staatsjagdgebiet nicht zugänglich. 1990 erfolgte die Unterschutzstellung des gesamten Gebietes und damit das Aus für die Mono-Intensivzucht.
Der Natur bekam diese Enthaltsamkeit gut und ist die Ursache für die einmalige Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten. Die Gewässer erholten sich und der Fischreichtum wuchs. Infolge des reichen Nahrungsangebotes in den bislang intensiv bewirtschafteten Karpfenteichen wurden schon bis zu 24 Seeadler gleichzeitig angetroffen. Anderswo kaum bekannte Säugetiere wie Biber und Fischotter sind ebenfalls häufig im Gebiet nachgewiesen. Auch Eisvögel, Kraniche, Fischadler, Rohrdommeln, Schellenten und Teichfledermäuse kommen hier vor. Von den im Gebiet vorhandenen Pflanzenarten ist besonders das Vorkommen der Seekanne, einem Enziangewächs, bemerkenswert. Sie ist nachweislich seit den 50er Jahren auf den Teichen und hat sich in dieser Zeit gut ausgebreitet. Sie wurde wahrscheinlich mit der Fischbrut von der Oder eingetragen.
Bisher konnten insgesamt 423 Gefäßpflanzen, 195 Vogelarten, 8 verschiedene Lurche und andere Tiere nachgewiesen werden.
Die Teiche der Blumberger Mühle werden heute durch den Fischereibetrieb "Teichwirtschaft Blumberger Mühle GbR" extensiv bewirtschaftet. Das gesamte Areal hat den Status eines Wasservogelschutzgebietes und ist darüber hinaus als Naturschutzgebiet gesetzlich geschützt. Im Jahre 1993 hat der NABU zur langfristigen Sicherung das Teichgebiet mit 218 ha erworben.
Der Naturschutzbund Deutschland fasste 1995 den Beschluss, im Gebiet der Blumberger Mühle ein Informationszentrum, das gleichzeitig als solches des Biosphärenreservates Schorfheide-Chorin dienen sollte, zu errichten. In seiner Architektur sollte es einen Baumstumpf nachahmen. Nach zweijähriger Bau- und Ausstattungszeit konnte es feierlich in Betrieb genommen werden. In den Ausstellungen erfährt man viel Wissenswertes über die Schorfheide, die Seenlandschaften der Uckermark, über die heute noch vorhandenen Spuren der Eiszeiten sowie über die vielfältige Pflanzen- und Tierwelt des Großschutzgebietes. Sehr interessant ist auch das große Freigelände mit begehbarem Sumpfschildkrötenhabitat, großer Otterschauanlage und einer umfassenden Kinderspiellandschaft mit Wasserquelle und Irrgarten.
Europäische Sumpfschildkröten im Gelände des NABU-Pavillons Blumberger Mühle Foto: H. Domnick |
Fischotter im Gelände der Blumberger Mühle Foto: H. Domnick |
Das Info-Zentrum ist von April-Oktober So-Fr 9-18 Uhr und Sa 9-20 Uhr, November-März (Montag geschlossen), Di-Fr 10-16 Uhr, Sa/So 10-17 Uhr geöffnet.
Die Eintrittspreise betragen für Erwachsene: 4,50 Euro, Kinder (4-14 Jahre) 2,50 Euro, Familienkarte: 11 Euro, weiterhin Einzel- und Gruppenermäßigungen.
Quellen:
• Datenbank der Gesellschaft zur Erforschung und Förderung der Märkischen Eiszeitstraße e.V.
• Internet-Seiten "Naturerlebnis Blumberger Mühle" u.a.
• Unterlagen des Informationszentrums Blumberger Mühle
� Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2006