Myślibórz (Soldin)


Auf dem Weg von Choina nach Soldin lohnt es sich, in Golenice (Schildberg) rechts abzubiegen und einen kleinen Umweg über  Czernikow (c) zu fahren. Der kleine Ort war einst eine Hochburg slawischer Götterverehrung. Hier soll der Gott des Bösen und der Unterwelt, „Czerybog“ gehaust haben. Nach ihm trägt Zernikow auch seinen Namen. Bis Ende  des 17. Jahrhunderts war es im Besitz der Familie von Strauß, ging dann in Besitz der von Marwitz und dann in den von Wedel über. Hier ruhen zahlreiche bekannte Mitglieder der Familie von Wedel. Das Barockschloss aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist erhalten geblieben und wird zur Zeit restauriert. Es hat heute einen privaten Besitzer.
Sehenswert ist auch die kleine Feldsteinkirche aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, ohne Chor und Turm. Sie wurde teilweise im späten neunzehnten Jahrhundert umgebaut.

Zernikow Schloss. Foto W. Ebert
Palace von Wedel aus der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts. Foto W. Ebert

Gotische Feldsteinkirchte in Zernikow. Foto Norman Ebert
Romanische Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert. Foto Norman Ebert


Die Landschaft um Soldin ist uraltes Siedlungsgebiet, wie Zeugnisse seit der Steinzeit bezeugen. Nach 400 n.Chr. bauten Slawen eine hölzerne Burg am Soldiner See, die im 13. Jahrrhundert verfällt. 1234 erwarb der Templerorden den See und das Umland. 1261 wird der Besitz an den Markgrafen abgetreten, der 1270 die Stadt gründete.

Mit der Gründung des Dominikanerklosters (1275) und Prämonstatenser-Kollegiatsstiftes (1298) sowie der Verlegung des Pobsteisitzes nach Soldin wurde der Ort kirchliches Zentrum. Gleichzeitig gewinnt er auch verwaltungsmäßig an Bedeutung und wird Hauptort der mittelalterlichen Neumark.
Als 1535 Markgraf Johann Küstrin zur Hauptstadt machte, ging die Bedeutung von Soldin zurück.
Durch Kriege (Hussitenüberfall, Dreißigjähriger Krieg, Siebenjähriger Krieg) wird Soldin immer wieder zerstört.

Nach der Reformation wurde das Kloster geschlossen und die Stiftgüter vom Kurfürsten übernommen.

 
Soldin Dominikanerkoster. Foto W. Ebert
Das frühere Dominikanerkloster. Foto W. Ebert

Seit 1816 war Soldin Kreisstadt. Nach 1975 kam Myślibórz zur Wojewodschaft Gorzów, seit 1999 gehört es wieder zu Westpommern und ist Kreisstadt.
Soldin - Marktpltz mit Dom. Foto W. Ebert
Der Soldiner Markt mit dem Dom. Foto W. Ebert
Soldin Rathaus. Foto W. Ebert
Das Rathaus von Soldin. Foto W. Ebert
 
Da Soldin 1945 kaum Schädigungen erfuhr, sind noch viele wertvolle Baudenkmäler erhalten geblieben. Beginnen wir im Stadtzentrum: Den schön gestalteten Marktplatz dominiert der Dom.Er wurde so bezeichnet, obgleich hier kein Bischof residierte, wohl aber Domherren. Die 1298 als Pfarrkirche St. Peter und Paul geweihte Feldsteinkirche war mit einem Kollegiatsstift der Prämonstratenser besetzt. Der heutige spätgotische Ziegelbau entstand im 15. Jahrhundert als dreischiffige Hallenkirche, mit wuchtigem quadratischem Westturm und einem schlanken gemauerten Helm.
Gegenüber steht das langgestreckte Rathaus von 1772.
Nur ca.200 m ostwärts befindet sich das ehemalige Dominikanerkloster, ein frühgotischer Ziegelbau aus dem 13. Jahrhundert. Von 1928 bis 1945 diente es als Museum. Heute beherbergt es ein Kulturhaus, eine Bibliothek sowie Schulräume.

Soldin Kirche zum heiigen Kreuz. Foto W. Ebert
Soldin Kirche zum heiigen Kreuz. Foto W. Ebert

Soldin Pyritz*er Tor. Foto W. Ebert
Soldin Pyritzer Tor. Foto W. Ebert

Nicht weit in Richtung Soldiner See kommt man zur gotischen Heiliggeist-Kapelle aus dem 14. Jahrhundert, in der heute das „Regionalmuseum der Soldiner Seenplatte“ untergebracht ist und auf der anderen Straßenseite befindet sich die "Kirche zum heiligen Kreuz" mit dem ihr angeschlossenen Nonnenkloster.
Reste der mittelalterlichen Stadtmauer mit Neuenburger und Pyritzer Stadttor sowie dem Pulverturm aus dem 13./14. Jahrhundert – einstmals waren es 49 Türme und Weichhäuser – vermitteln einen Eindruck von der einstigen Wehrhaftigkeit der Stadt.


Im Anschluss an den Besuch von Myslibórz (Soldin) sollte man sich im nahegelegenen Renice noch das sehenswerte Schloss mit einem großen Schlosspark ansehen. Um 1800 war Rehnitz im Besitz der Geschister von Sydow. 1837 ging das 600 ha große Gut in Besitz von Carl Wilhelm Phemel über und 1805 kaufte es der Geheime Kommerzienrat Hugo Oppenheimer, Bankier aus Berlin. Zu diesem Zeitpunkt hatte es 750 ha Ackerland, 300 ha Wald, 75 ha Wasser und 63 ha Wiese. Der neue Besitzer vergrößerte das bishserige Gutshaus zu einem Schloss.
 


Schloss und Schlossskirche von Renice. Foto W. Ebert
Oppenheimer entwickelte das Gut zu einem Musterbetrieb. Er ließ die Kirche erneuern und schuf für die Arbeiter gemütliche Wohnhäuser. Nach seinem Tod verkaufte die Witwe das Land 1928 an die Siedlungsgemeinschaft "Eigene Scholle", behielt jedoch das Schloss, den Wald und den See. Während des Krieges war das Schloss eine Ausbildungsstätte. Heute ist es eine staatliche Jugenderziehungsanstalt. Beachtenswert ist auch ein hoher Turm und die danebenstehende Kirche.

Quellen:
Biens, Paul :Heimatkreis Soldin (Hrsg.): Lippehne - Heimatkreis Soldin/Nm., Soltau, 1981.
Biens, Paul : Chronik der Stadt Lippehne und der umliegenden Dörfer, 1908.
Biens, Paull: Die Neumark im Herzen : Zu Landschaft, Natur, Geschichte und Brauchtum im östlichen Brandenburg,
   Hrsg. von Jörg Lüderitz [Schöneiche bei Berlin] Individuell
Lüderitz, Jorg: Neumark. Duch die alte Kulturlandschaft össtlich der Oder. 4. Auflage.Tescher Verlag 2008.
de.wikipedia.org/wiki/Lipiany 2002 

© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert 2013