Lipiany (Lippehne)
Lipiany (deutsch Lippehne) ist eine Kleinstadt in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Man erreicht den Ort von Chojna aus über Trzcńsko-Zdrój (Bad Schönfließ) und Myśliborz (Soldau).
Wer schon bei der Anreise einige Sehenswürdigkeiten „mitnehmen“ möchte, der biegt in Rów (Rufen) nicht rechts, sondern links ab. Vorher lohnt es sich aber, die hübsche Dorfkirche des Ortes näher zu betrachten.
Gleich hinter der Kreuzung geht es wieder rechts ab über die Autobahn nach Otanów. Hier angekommen, geht es wieder nach links über die Autobahn nach Sitno (Hohenziethen). Das Herrenhaus (im Polnischen als Palast bezeichnet) stammt aus dem 18. Jahrhundert. Es ist Privateigentum und wird derzeit restauriert. Der Landschaftspark aus dem 18. Jahrhundert umfasst 4,58 ha.
Dorfkirche von Rów (Rufen). Foto W. Ebert |
Schloss Hohen Ziethen um 1850 (Sammlung Duncker / Zentral- und Landesbibliothek Berlin) |
Schloß Sitno (Hohenziethen) heute. Foto W. Ebert |
Schloß Mielecinek (Neu Mellentin). (Foto W.Ebert |
Weiter geht es über Derczewo (Dertzow) mit ebenfalls einem Herrenhaus, nach Mielecinek (Neu Mellentin), wo in dem ehemaligen Schloss aus dem 19. Jahrhundert eine Schule untergebracht ist. Der anschließende Schlosspark stammt aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.Von hier aus geht es nun auf der E65 (Szczecin-Gorzów) südwärts bis Lipiany. Die Kleinstadt hatte 2004 4156 Einwohner.
Lippehne wird erstmals im Jahre 1269 als Hauptort des pommerschen Landes Lippehne („terra Lipene“) genannt. Bereits 1276 verkaufte der pommersche Bischof Hermann von Gleichen in Cammin das Land Lippehne für 3000 Mark Silber an die Markgrafen von Brandenburg Otto IV., Johann II. und Konrad I. aus dem Geschlecht der Askanier. 1302 bekam Lippehne das Stadtrecht. Eine Burg ist in Lippehne mit Sicherheit erst für 1373 bezeugt. 1402 bis 1455 war Lippehne im Eigentum des Deutschen Ordens, der die Neumark erworben hatte. Ab 1455 war die Neumark, wie auch Lippehne wieder zurück in brandenburgischer Herrschaft.
| Verwüstungen in Stadt und Land richteten 1433 die Hussiten und 1467 die pommerschen Herzöge Erich II. und Wartislaw X. an. Am 24. April 1616 brannte die Stadt völlig nieder und 1623 wurde die Stadt wiederholt ein Opfer des Feuers.
Lippehne ist während des Zweiten Weltkrieges nur gering zerstört worden. Bis 1945 gehörte die Stadt zum Landkreis Soldin in der preußischen Provinz Brandenburg. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Stadt durch das Potsdamer Abkommen in polnische Verwaltung übernommen (der Abschnitt Geschichte wurde auszugsweise von Wikipedia übernommen).
Der Weg zur Altstadt, die im Süden des Wendelsees liegt, führt zuerst zum Pyritzer Tor. Es ist das schönstes mittelalterliche Bauwerk der Stadt und einst Teil der hohen Stadtmauer, die heute nur noch teilweise vorhanden ist. Leider ist der Turm gegenwärtig nicht zugänglich.
Das Pyritzer Tor von Lipiany. Foto H.-J.Müller |
Nur ein Stück weiter ist man auf dem Marktplatz, eine mit Bänken, einem Brunnen und schönen Grünanlagen gestaltete Fläche und dahinter das reizvolle klassizistische Rathaus aus dem 18. Jahrhundert. Rund um den Marktplatz befinden sich Geschäfte, ein Café und ein Restaurant.
An die Legende von der Bierverkostung im 15. Jahrhundert erinnert ein brunnenähnliches Relief am Rathausgiebel mit dem Stadtwappen.
Neogotische Kirche von Lipiany, erbaut im 19. Jahrhundert.
Foto W. Ebert |
Marktplatz mit Rathaus. Foto W. Ebert |
Die Legende vom Trinkrecht der Stadt Lippehne
Die Brauhäuser der Neumark hatten von altersher die Pflicht, dem Rate der Stadt von jedem Gebräu eine Kanne zur Probe zu überreichen. Beim Probetrinken in der Ratsversammlung ging es in der Weise zu, daß der Herr Bürgermeister den Humpen zuerst erfaßte und einen kräftigen Schluck tat; sodann reichte er ihn dem ältesten Ratsmitgliede, von dem er dann weiter wanderte bis zum jüngsten. Einst geschah es, daß der jüngste Ratsherr, Peter Wadepuhl geheißen, mit seinem Nachbarn in Streit geriet. Als darauf beim Probetrinken der Krug am Ratstische kreiste, tat der beleidigte Nachbar einen so kräftigen Schluck, daß für Peter Wadepuhl fast nichts mehr übrig blieb. Der Fall, das sahen auch die Ratsherren ein, war schwierig. Es könnte ja einmal der Bürgermeister oder einer der älteren Ratsherren den gleichen Durst entwickeln, und dann bliebe ihnen allen nichts übrig.
Relief mit Stadtwappen am Rathausgiebel. Foto W. Ebert | Aus diesem Grunde wurde der Landesherr befragt. Dieser übergab ein Schriftstück mit dem rätselhaften Text: >Qui bibit ex negas, ex frischibus incipit ille<. Nachdem ein des Lateinischen kundiger Gelehrter diesen Richterspruch mit >Wer austrinkt die Neig', fängt an vom Frischen zu trinken< übersetzt hatte, lobte man das Urteil und beschloß, es sofort zu erproben. Als nun der Jüngste den Krug erhielt, war wiederum nur ein schäbiger Rest darin. Diesmal trank er ohne zu murren bis zur Neige, wußte er doch, daß ihm die Kanne wieder neu gefüllt werden sollte. Von der Zeit an herrschte Frieden zwischen den beiden jüngsten Ratsherren.
( Jörg Lüderitz nach Paul Biens >Chronik der Stadt Lippehne und der umliegenden Dörfer<, 1908) | |
Durch eine Gasse kommt man zur Kirche, deren unterste Steine noch aus dem 13 Jahrhundert stammen. Es wurde im 19. Jahrhundert vollständig neugotisch umgebaut und nach einem Brand 1911 schlicht wieder hergestellt. Reizvoll ist auch die farbige Glasmalerei (nach J. Lüderitz).
Sehenswert im Ort ist noch das Kulturhaus, das Soldiner Tor, die Badeanstalt mit der Halbinsel im Wendelsee, der Friedhof und der große Findling am Koppsee..
Quellen:
Biens, Paul :Heimatkreis Soldin (Hrsg.): Lippehne - Heimatkreis Soldin/Nm., Soltau, 1981.
Biens, Paul : Chronik der Stadt Lippehne und der umliegenden Dörfer, 1908.
Biens, Paull: Die Neumark im Herzen : Zu Landschaft, Natur, Geschichte und Brauchtum im östlichen Brandenburg,
Hrsg. von Jörg Lüderitz [Schöneiche bei Berlin] Individuell
Lüderitz, Jorg: Neumark. Duch die alte Kulturlandschaft össtlich der Oder. 4. Auflage.Tescher Verlag 2008.
de.wikipedia.org/wiki/Lipiany 2002
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert 2011