Grüntal

Zwischen Bernau und Eberwalde liegt etwas seitlich der B 2 der Ort Grüntal mit seinen etwa 500 Einwohnern. Bereits 1928 hatten sich die nur durch das Sydowfließ voneinander getrennten Gutsbezirke Grüntal und Sydow vereinigt.   Sydow wurde zum Wohnplatz von Grüntal.

Die heutige Gemeinde entstand am 27. September 1998 aus dem freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Grüntal und Tempelfelde. Diese sind nun beide Ortsteile der Gemeinde Sydower Fließ. Der Ort Grüntal ist somit ein Teil der Gemeinde Sydower Fließ im Amt Biesenthal-Barnim, Landkreis Barnim. 






Grüntal aus der Luft. Foto H. Schrö

Ortsgeschichte 

Aus dem unweit entfernten Heckelberg ist bekannt, dass das Geschlecht derer v. Holzendorf schon 1212 ansässig war, was die Vermutung zulässt, dass sie schon damals auch Besitzungen in den angrenzenden Gebieten innehatten. Von denen v. Holzendorf sind übrigens einige Familienmitglieder bekannt, die sich als Raubritter an schweren Überfällen, Raubzügen und Plünderungen beteiligten. 
1347 wurde der Bernauer Bürger Hinricus Grundal in einer Urkunde des Probstes von Bernau ewähnt. Eine erste Ortsbeschreibung findet sich 1375 im Landbuch von Kaiser Karl IV.

Danach hatte Grundal, wie es damals hieß (später auch Grunendal, Grünental oder Gründel) 40 Hufen, wovon 2 die Kirche und 1 der Pfarrer besaß.  Es war ein Krug am Orte und der zur Kirche gehörige kleine See wurde verpachtet. Das Dorf zerfiel in 2 Anteile, von denen eines Mentze v. Holzendorf als Heiratsgut seiner Frau und das andere der Berliner Bürger Reiche (Ryken), der es seit langer Zeit besaß. Daneben verfügte ein Otto Britzke (Britzik) über Pacht und Zins von 7 Hufen (noch 1416 über 7 Hufen und 2 Kossätenhöfe). 

Landschaft bei Grüntal. Foto K. Klebert

Landschaft bei Sydow. Foto K. Klebert

Wie es scheint, sind aber die v. Holzendorf und deren Nachkommen nicht nur im Besitze ihres Anteils verblieben, sondern hatten sogar den übrigen Anteil noch dazu erworben, denn im Schoßregister von 1450 werden  die v. Holzendorf als alleinige Besitzer des Dorfes genannt. Nicht lange hierauf hatten Friedrich und Ludecke v. Arnim hohen Anteil am Dorf mit Ober- und Untergericht. Daneben aber noch die v. Holzendorf (1450 und 1480). In der Zeit von 1608 bis 1616 hatte Stephan v. Arnim 8 Bauernhöfe mit 14 Hufen aufgekauft, für dieselben Schoßfreiheit erworben und darauf einen Rittersitz gegründet. Bis 1662 herrschten  die v. Arnim zu Biesenthal bzw. zu Löhme über das Dorf. 
Während des 30jährigen Krieges wurde auch Grüntal stark in Mitleidenschaft gezogen.  Das Gut  und 3 der 6 Bauerngüter  fielen wüst, zwei Bauerngüter blieben unbesetzt.

Die Kirche soll bis "auf die kahlen Mauern zerstört" gewesen und der Kirchturm eingefallen sein. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche wieder aufgebaut. In den Jahren 1814 und 1863 gab es Reparatur- bzw. Umbauarbeiten. 




 

Dorfkirche von Grüntal. Foto W. Ebert

Dorfkirche von Grüntal. Foto W. Ebert

Der Turm bekam seine jetzige Form mit dem eckigen, an Hausgiebel der Hansestädte erinnernden Aufbau im Jahre 1883. 
1662 verkaufen die Arnims ihren Besitz an die v. Holzendorfs. Danach wechselte, vor allem infolge Erbfolgen, häufig der Besitzer. Es treten u.a. die Familien Hamrath, v. Götze, Risselmann und Buchholz auf, bevor 1819 Justizrat Johann Schütz das Gut übernahm.Dieser begründete 1826 die Grüntaler Brauerei. Im Februar 1894 kaufte Graf Bernhard von der Schulenburg zu Trampe von dessen Sohn Julius Schütz das Gut Grüntal. Graf v. d. Schulenburg war ein vi elseitiger Mann und interessierte sich vor allem für die Entwicklung der Landwirtschaft. Über Grüntal hinaus erwarb er sich große Verdienste um das Schnapsbrennen als landwirtschaftlichen Nebenerwerb. Im Zuge der Bodenreform wurde das Gut 1946 enteignet und 588 ha an Landarbeiter, landlose und landarme Bauern aufgeteilt. 1952 bildete sich eine LPG vom Typ I, die sich noch im gleichen Jahr in eine vom Typ III umwandelte. Sie hatte 14 Mitglieder und bewirtschaftete 287 ha landwirtschaftliche Nutzfläche (LN). 1960 hatte die LPG Typ III 167 Mitglieder und 854 ha LN. Daneben existierte noch eine LPG Typ I mit 18 Mitgliedern und 91 ha LN. 1969 entstand in Grüntal ein Betriebsteil des Volkseigenen Meliorationskombinats Frankfurt/Oder. 1975 vereinigte sich die LPG Typ III mit der LPG Melchow. 
1990 löste sich die LPG auf und es entstand daraus eine GmbH, die aber auch nur bis 1997 bestand. Heute gibt es in Güntal noch eine GbR Landprodukte, die sich mit Schweinezucht und Feldbau beschäftigt.


Ortsbeschreibung 

Grüntal ist ein durch Gutsbildung deformiertes Straßen- oder Straßenangerdorf. Ältestes Gebäude ist die aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammende Dorfkirche. Sie besteht aus einem rechteckigen Saal mit geradem Ostabschluss und einem querrechteckigem Westturm in Schiffsbreite. Der Saal besteht in seiner Grundsubstanz in den unteren Teilen aus regelmäßigen Feldsteinquadern, das Mauerwerk wurde jedoch stark ausgebessert. Besonders an der Ostseite muss die Mauer einmal völlig neu gemauert worden sein.
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Das Mauerwerk des Turmes besteht durchgängig aus unregelmäßigen Feldsteinen, was darauf hindeutet, dass er spätgotisch, also jüngeren Ursprungs ist. Der Turmoberteil aus Backstein ist aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, Rest 1960. Auf der Südseite ist etwa in der Mitte eine vermauerte, spitzbogige Pforte aus Feldsteinen des Gründungsbaues. Die weiteren Eingänge sind mehr oder minder verändert. Die  Kirche besitzt einen Kanzelaltar aus der Zeit um 1718 mit gewundenen Weinlaubsäulen und schmalen Akanthuswangen. Am polygonalen Kanzelkorb befinden sich gut gemalte Bilder von Christus und den Evangelisten  







Kanzelaltar der Dorfkirche Grüntal. Foto W. Ebert

1618 wurde der Rittersitz des Stephan von Arnim mit 450 Taler bewertet. Bald darauf ist Grüntal und mit ihm der Rittersitz durch den Krieg vollkommen verwüstet worden. Nach und nach begann man wieder mit dem Aufbau; auch ein herrschaftliches Gebäude wurde errichtet, dessen Dach 1747 aber schon wieder sehr schlecht war. 
1774 wird der Rittersitz wie folgt beschrieben. „Das herrschaftliche Wohnhaus ist von Holz- und Lehmfachwerk, 2 Stock hoch, 23 Gebinde lang, auf einen Stiehl erbaut, … mit einem Ziegeldach, worauf zwei Lucken und 3 Schornsteine. Vor der Haustür eine hölzerne Treppe. … Das Haus ist in sehr schlechtem Zustand, die Pfosten sind verfault, die Oberfenster schlecht und gehen nicht mehr auf, das Dach ist überall durchsichtig und schadhaft.“

Aber erst im Jahre 1794 entstand unter Frau von Selchow geb. Risselmann ein neues Gutshaus, im Ort oft als Schloss bezeichnet. Es war „ein Wohnhaus mit Souterrain und einer Wohnetage ganz massiv, 76 Fuß lang, 42 tief und 12 Fuß hoch.“


 
 


Grüntal - Gutshaus vor 1894
Grüntal Altes Gutshaus
Von diesem Hause, das 1868 auf 86 ½ Fuß verlängert wurde, sind beim Bau des jetzigen Gutshauses im Jahre 1894 nur die Grundmauern stehen geblieben.

Unmittelbar nach der Übernahme des Gutes durch Graf Bernhard von der Schulenburg ließ dieser 1894 das alte Gutshaus abreißen und es neu erbauen. Von 1939 bis zu dessen Zerstörung 1945 arbeitete die bekannte Architektin  Emilie Winkelmann aus Berlin am Umbau von Schloss Grüntal 






 

Restauriertes Gutshaus. Foto K. Klebert

 

Im Sommer 2004 kaufte der Berliner Architekt, Herr Zieschang, das  Haus. Nach dem Tod seines Vaters
übernahm 2006 dessen Sohn, Sigard Zieschang das Schoss. Sie ließen es von Grund auf restaurieren.
Heute wird es privat genutzt. 

 

Bayrisches Bier aus Grüntal 

Im Jahre 1826 gründet der Gutsbesitzer Justizrat Cal Julius Schütz in Grüntal eine Brauerei nach bayrischer Art. Er hatte sich vorher in Süddeutschland ausführlich über das Brauwesen informiert und den aus dem Bambergischen stammenden Braumeister Konrad Blechmann mit deren Leitung beauftragt. 
Als erste Brauerei in Brandenburg braute Grüntal Bier auf bayrische Art, das auf leicht geröstetem Malz und auf einer langsamen Gärung durch Lagerung in kalten Höhlen oder tiefen Kellern beruhte. Es sollen 4 Sorten gebraut worden sein: Ale, Reading, Unterhoeler und Bayrisches, wobei außer Ale alles untergärige Biere waren. Beim Einsatz von untergäriger Hefe sinkt diese nach der Fermentation auf den Boden, daher der Name. Untergärige Hefe benötigt im Gegensatz zu obergäriger  eine niedrige Raumtemperatur (zwischen 4 und 9 °C) für die Gärung. Vor der Erfindung der Kältemaschine 1876 durch Carl von Linde war man für die untergärige Brauart auf natürliche niedrige Temperaturen angewiesen. Dazu schnitt man im Winter aus gefrorenen Gewässern Eisklötze aus und lagerte diese in Höhlen und tiefen Kellern (Eiskeller) ein. Diese wurden dann zur Kühlung der Gärbottiche verwendet, wenn die Umgebungstemperaturen für das Brauen bereits zu hoch waren.

   Glasmarken
Das beliebteste Grüntaler Bier war das Unterhoeler. Es fand schnell guten Absatz, selbst über Deutschland hinaus. Laut Angaben soll es aus Weizen- und Gerstenmalz mit den nötigen Zusätzen an Hopfen, Zucker, Kognak und Gewürzen hergestellt worden sein. Zu bemerken wäre hierzu, dass wohl kaum teuerer Weinbrand, noch dazu französischer, eingesetzt worden sein dürfte. Man wird Alkohol, der im Gut selbst erzeugt wurde, genutzt haben. 
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gestaltete sich der Brauereibetrieb infolge der Konkurrenz der Berliner Großbrauereien immer unrentabler, so dass der neue Besitzer Grüntals, der das Gut samt Brauerei käuflich erworben hatte, das Brauereiwesen ganz eingehen. Das von Schütz erbaute alte Brauereigebäude, ein aus Feldsteinen errichteter Bau, stand noch bis es im April 1945 zerstört wurde als Brennerei. 

Literatur
DEHIO. G.: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bezike Cottbus und  Frankfurt/O.  Akademie-Verlag Berlin 1987
ENDERS, L.: Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil VII Barnim. Weimar 1986
FIDICIN, E.: Geschichte des Kreises Oberbarnim. Berlin 1858
FRIESKE, M.: Die mittelalterlichen Kirchen auf dem Barnim. Berlin, Lucas-Verlag 2001
Homepage der Grundschule Grüntal: Der Ort Grüntal
SCHINKEL, R:. Bayerisches Bier aus Grüntal. Oberbarnimer Kreiskalender
Wikipedia: Grüntal (Sydower Fließ) 


Ich danke Frau G. Poppe, Biesenthal und Herrn Dipl.-Kunstwissenschafter R. Gabsch  für die wertvolle Unterstützung bei der Beschaffung von Informationen und Literatur. Ganz besonders aber danke ich Herrn Schröder, Grüntal,  für wichtige Informationen, Hinweise und Fotos.
 
© Gesellschaft Märkische Eiszeitstsraße  / W. Ebert  2010