Die Schorfheide nach 1914

In der Weimarer Republik 

Nach dem Zusammenbruch der Monarchie verfiel das Kaiserliche Hofjagdgebiet. Die Erhaltung land- und forstwirtschaftlicher Schönheiten, sowie eine die Wildbestände erhaltende Wildbewirtschaftung, wurden zunehmend vernachlässigt.
In der Weimarer Republik, besonders in der Amtszeit des Reichspräsidenten Friedrich Ebert und des preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun, gewann der Naturschutzgedanke stärker an Bedeutung und die rein forstliche Bewirtschaftung hatte wieder Vorrang. Dennoch wurde, nicht zuletzt durch die jagdlichen Ambitionen beider Politiker, das Gebiet der Schorfheide auch wieder zunehmend jagdlich interessant.
Im Verlauf der Weltwirtschaftskrise konnte jedoch nicht verhindert werden, dass die aus kaiserlicher Zeit stammenden Wildzäune teilweise abgerissen wurden sowie Wilddieberei und Holzdiebstahl zunahmen. Die staatliche Waldbahn wurde stillgelegt. Sie war 1882 von Forstmeister Hövel zum Holztransport angelegt worden und führte von der Ablage Michen am Werbellinsee durch das Revier Grimnitz bis zum Döllnsee. 1904 und 1908 erfolgten Erweiterungen des Schienennetzes, so dass von der "Schorfheidebahn" nunmehr nahezu alle Schorfheidereviere bis zur Havel erschlossen wurden. Anfangs für Pferdebetrieb errichtet, kamen 1904 auf persönliche Anweisung des Kaisers Spirituslokomotiven zum Einsatz.

Die Mitte der 20er Jahre ansteigende touristische Nutzung der Schorfheide und die damit zunehmende Besucherzahl, ließen erste Bedenken über eine mögliche Gefährdung und Schädigung aufkommen. Wilde Zelt- und Parkplätze am Werbellin- und Döllnsee sowie an anderen landschaftlich reizvollen Stellen riefen zunehmend die Forstwirtschaft auf den Plan. Auch lag ein Antrag der Brandenburgischen Provinzialkommission für Naturdenkmalspflege zur Schorfheide vor. Der an den Naturschutz und der Jagd interessierte preußische Ministerpräsident Otto Braun beauftragte daraufhin seinen Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten mit der Ausarbeitung einer entsprechenden Verordnung, die am 28. August 1929 u.a. allen Oberförstern der Schorfheide zur Stellungnahme übergeben wurde.
Auf Wunsch des Ministerpräsidenten sollte die öffentliche Straße zwischen Groß Schönebeck und Joachimsthal und auf Wunsch des Reichspräsidenten von Hindenburg die Seerandstraße zwischen Eichhorst und Joachimsthal gänzlich für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrt werden.


Jagdhaus des Ministerpräsidenten von Hindenburg an der
Seerandstraße

Der dazu vorgesehene Paragraph fand jedoch auf Grund der zu erwartenden Proteste keinen Einzug in die Verordnung.
Am 19. April 1930 veröffentlichte die preußische Regierung in ihrem Amtsblatt die "Verordnung über das Natur- schutzgebiet Schorfheide, umfassend die staatlichen Oberförstereien Grimnitz, Pechteich, Reiersdorf, Groß Schönebeck und Zehdenick im Regierungsbezirk Potsdam".

Diese erste Unterschutzstellung hatte zum Ziel, den zunehmenden Besucherverkehr in das Gebiet der Schorfheide in geordnete Bahnen zu lenken, von gefährdeten Stellen abzuhalten und aus damaliger Sicht einzudämmen. Sie war in einer Zeit politischer Turbulenzen und bei dem mangelnden Naturschutzverhalten der Menschen überaus notwendig, um eine Zerstörung landschaftlich wertvoller Bereiche zu verhindern.
Nach der Veröffentlichung entbrannte eine heftige Diskussion. Aus Kreisen der Wanderbewegung wurde der Regierung Byzantinismus und vorrangig der Wille zur Erhaltung des Rotwildbestandes vorgeworfen. Gerade die Beschilderung "Das Betreten des Waldes außerhalb der grün bezeichneten Wege ist bei Strafe verboten", rief Empörung hervor. Aus heutiger Sicht verständlich, denn sämtliche Wege u. a. zu und um die Schorfheideseen waren für jeglichen Besucherverkehr, mit eingeschränkter Ausnahme des Werbellin-, Dölln- und Wuckersees, gesperrt.

© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2004