Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin

Der Naturschutz setzt sich durch 

Bereits im Januar 1957 war der Werbellinsee mit seinen bewaldeten Ufern zum Landschaftsschutzgebiet erklärt worden. Seit Januar 1965 gehört das gesamte Areal gemeinsam mit dem Grimnitzsee und den Bugsinseen zu einem großen Landschaftsschutzgebiet von 3 800 ha Fläche. Zur Durchsetzung des Landeskulturgesetzes vom 14. Mai 1970 hatte der Bezirkstag Frankfurt/Oder in seinem Beschluss Nr. 38 vom 13. November 1972 festgelegt, die gesamte Fläche des Werbellin- und des Grimnitzsees mit ihren Uferbereichen zu einem regionalen Erholungsgebiet zu entwickeln und nur den Bau gesellschaftlicher und öffentlicher Einrichtungen zuzulassen, um die Uferbezirke nicht durch private Bebauung für die Öffentlichkeit zu versperren. Für die Bugsinseen bestand gänzliches Bebauungsverbot.

1990 stellte auch für die Schorfheide eine Wende dar. War die Nutzung und Entwicklung der Schorfheide bis zu diesem Jahr im wesentlichen den jagdlichen Interessen angepasst, so stand nunmehr die Aufgabe, dieser Landschaft eine Entwicklungsrichtung zu geben, die ganz auf die Erhaltung und Verbesserung der hier vorhandenen Natur ausgerichtet sein sollte.
Nach Auflösung des Sonderjagdgebietes im Januar 1990 wurde per Ministerratsbeschluss am 12. September 1990 durch den Ministerrat der sich auflösenden DDR beschlossen, das "Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin" zu bilden und die Schorfheide in dieses zu integrieren ist. Die Schorfheide ist eine noch in vielen Bereichen naturnahe Kulturlandschaft. Es handelt sich um einen Lebensraum, der zwar über Jahrhunderte durch menschliche Einflüsse geformt wurde, sich aber durch seine charakteristische Oberflächengestaltung und eine enorme Artenvielfalt auszeichnet. Ausgehend von der Geschichte und der unmittelbaren Lage zum urbanen Ballungsgebiet Berlin, war dies eine sehr wichtige und sehr sinnvolle Entscheidung.
Die weitreichendste Anerkennung für die Einmaligkeit dieser Kulturlandschaft erfolgte am 17. Dezember 1990 durch die UNESCO. Seit diesem Tag gehört die Landschaft zwischen dem Werbellinsee und der Oberhavelniederung zum Weltnaturerbe.


UNESCO-Anerkennung des
Biosphärenreservates

Im Jahre 2004, also 14 Jahre nach Inkrafttreten des Biosphärenstatus für die Schorfheide, hat sich viel verändert. Das Schutzkonzept des Biosphärenreservates ist durchgesetzt und das Gesamtgebiet in drei Zonen untergliedert:
Die Kernzone (Schutzzone 1) besitzt den Status eines Naturschutzgebietes. Hier soll sich die Natur ohne Einfluss menschlicher Nutzung entwickeln können. Zur Kernzone gehören in der Schorfheide das NSG "Köllnseen-Kienhorst" westlich von Joachimsthal und das NSG "Meelake" sowie ein Gebiet östlich von Gollin.
Die Pflegezone (Schutzzone 2), ebenfalls Naturschutzgebiet, dient dem Schutz von Ökosystemen, die durch menschliche Nutzung entstanden sind, aber trotzdem noch einen naturnahen Charakter besitzen. Gleichzeitig ist sie eine Pufferzone zum Kerngebiet. In der Schorfheide untersteht diesem Schutzstatus das große NSG "Kienhorst/Köllnseen/Eichheide", welches sich nordwestlich des Werbellinsees fast von Joachimsthal bis kurz vor Groß Schönebeck erstreckt.
Die Entwicklungszone (Schutzzone 3) nimmt den größten Teil der Fläche ein. Sie ist Lebens- und Wirtschaftsraum der Bevölkerung , dient auch als Erholungsraum und ist zum größten Teil als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Die Nutzungen sind hier dauerhaft zu ge- stalten.

Im Rahmen eines Waldumbau-Programmes wurde begonnen, durch Eichenunterbau unter Kiefer den Anteil an standortsangepassten Eichenmischwäldern zu erhöhen. Ein an die jeweiligen Wälder angepasster Wildbestand, der weniger verbeißt als die natürliche Verjüngungskraft der einzelnen Waldökosysteme wachsen lässt, soll auch weiterhin zum Wald gehören. Das Artenschutz-Programm hat bereits jetzt positive Wirkungen gezeigt. So wurde nicht nur der weitere Rückgang gefährdeter Arten gebremst oder verhindert, sondern vereinzelt auch eine Erhöhung der Populationsdichte erreicht, wie z.B. beim Biber und dem Fischotter, beim Kranich und beim Raben u.a..





        Der Pilz Buckel Tramete (Trametes gibbosa) zersetzt einen
        umgefallenen Buchenstamm  Foto: H. Domnick  


© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2004