Naturwälder

Ohne den Einfluss des Menschen wäre die Fläche Nordost-Deutschlands bis auf wenige Ausnahmen von Laubmischwäldern bedeckt. Heute ist nur noch ein Anteil von etwa 35% der Fläche des Barnim und der Uckermark bewaldet, der überwiegende Rest wird ackerbaulich oder als Grünland genutzt. Aber auch die heutigen Wälder stehen häufig auf bereits früher  - während der Bronze-, der Eisenzeit, im Mittelalter oder der frühen Neuzeit  - als Acker- oder Weideland genutzten Flächen.

Auf den Grund- und Endmoränen stehen Buchenwälder, die durch die Rotbuche (Fagus sylvatica), die Traubeneiche (Quercus petreae), den Waldmeister (Galium odoratum), das Einblütige Perlgras (Malica uniflora), das Buschwindröschen (Anemone nemerosa), das Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), die Goldnessel (Galeobdolon luteum) u. a. bestimmt sind.

Im Süden und Osten des Gebietes treten Reste wärmeliebender, kontinental beeinflusster Kiefern-Traubeneichen-Wälder auf. Hier sind Traubeneichen und Kiefern (Pinus sylvestris), daneben Hainbuche (Carpinus betulus), Weisser Schwalbenwurz (Cynachum vyncetoxicum), Leberblümchen (hepatica nobilis), Ästige Graslilie (Anthericum ramosum), Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia), Zwerglerchensporn, (Corydalis pumila) u.a. charakteristisch.

Diese naturnahen Laubmischwälder sind heute häufig durch Kiefernforsten ersetzt. Auch die in nassen Senken charakteristischen Auenwälder, in denen Schwarzerle (Alnus glutinosa), Gemeine Esche (Fraxinus exelsior), Sumpfschwertlilie (Iris pseudacorus), Gemeiner Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), Gemeiner Blutweiderich (Lythrium salicaria), Sumpffarn (Thelypteris palustris) verbreitet sind, sind durch Trockenlegung stark zurückgedrängt worden.

Als eine botanische Besonderheit, die erst infolge der Abholzung und die folgende extensive Beweidung entstand, finden sich an einigen wenigen Standorten Trockenrasen mit wärme- und trockenheitsliebenden Pflanzen, die eigentlich in östlichen Steppengebieten beheimatet sind und hier ihre westlichste Verbreitung haben.

Literatur

GRÜNDEL, J./ KLEMM, G. (1994): Botanische Besonderheiten, in: Schroeder, J.H. (Hrsg.): Führer zur Geologie von Berlin und Brandenburg,
     Nr.2: Bad Freienwalde - Parsteiner See S.164f.
KLINK, H.J., SLOBODDA, S. (1995): Vegetation, in: Liedtke, H., Marcinek, J. (Hrsg.): Physische Geografie Deutschlands, S. 157ff.
ELLENBERG, H. (1996): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen, 5.Aufl.

 

Th. Schatz

Kurzer Abriss der Waldentwicklung nach der Eiszeit

 
 
Die Eisbedeckung durch den Inlandeisgletscher betrug zur Weichsel- Kaltzeit nach Bertsch in Nordeuropa  etwa 3 300 000 km². Bei einer maximalen Eisdecke bis 3 500 Meter in Skandinavien waren auch die höchsten skandinavischen Gebirge mit einer Eisdecke von etwa 1 000 Meter bedeckt.
Die Eisbedeckung in den Alpen wird mit 120 000 km² angegeben. Sie füllten die Täler  bis 1500 m über NN, d. h. viele Gipfel  der Alpen blieben eisfrei.
Am Rande des Gletschers herrschte  in Mitteleuropa Tundra. Sie war Hauptträger des pflanzlichen und tierischen Lebens auch nach dem Rückzug des Eises für die Zeit von etwa 15 000 bis 12 000 vor heute.  Subarktische Wälder aus Birke und Kiefer lösten in der älteren Kiefernzeit die Tundra und Lößsteppe ab. Für unser Gebiet weist K. Bertsch für diese Zeit folgende Verteilung aus:
Für die Vergletscherung der Alpen konnte nachgewiesen werden, dass nach dem Rückzug des Gletschers sich zu erst die Bergkiefer  und erst später die Weißbirke  ansiedelten. Danach fassten die Waldkiefer und noch später der Haselstrauch Fuß, der dann stellenweise 60 % des gesamten Blütenstaubes ausmachte. Es folgte der Eichenmischwald mit Eiche, Ulme und Linde. Als letzte bestandesbildende Baumart wanderte die Wärme liebende Buche nach Norden.
Für die Birke werden, nach der Zwergbirke(Betula nana)  zwei Arten, die Haar- und Warzenbirke (Betula pubescens  und Betulaverrucosa) und für die Kiefer die Wald- und die Bergkiefer (Pinus silvestris und Pinus montana) nachgewiesen.
Die Geschwindigkeit der Verbreitung der Gemeinen Birke
(Betula verrucosa) wird mit 30 km in einem Jahrhundert angenommen. So konnte nach Gross die gemeine Birke östlich der unteren Weichsel erst für 12 000 v. u. Ztr. nachgewiesen werden, während sie am Bodensee schon 5 000 Jahre vorher anzutreffen war.
In der jüngeren Kiefernzeit von 9 000 – 6 000 Jahre vor heute kommt es in Nordostbrandenburg zu einer weiten Verbreitung der Kiefer. Die Bergkiefer (Pinus montana) hatte bei ihrer Verbreitung nur einen kurzen Wanderweg zu überwinden, so dass sie gegenüber der Waldkiefer ( Pinus silvestris) schneller nördlich der Alpen Fuß fassen konnte.
Die Hasel (Corylus avellana) ist nach dem Ende der Weichsel-Kaltzeit vermutlich aus Südwesteuropa wieder nach Mitteleuropa eingewandert. Ihr Gipfel der Verbreitung wird um 6 300 v. u. Ztr. gesehen.

Die Grafik zeigt die Verbreitung der Kiefer vom Stettiner Haff bis südlich der Oder während der Kiefernzeit. Ein Punkt stellt die Häufigkeit von  51-100 % dar.

Erst in der Zeit um 8 000 Jahre vor heute, zur Zeit der Mittelsteinzeit, verbreitete sich zunehmend auch im Nordosten Brandenburgs  der Haselstrauch.  Der Gipfel der Haselzeit wird für Skandinavien in der Zeit 5 500 v. u. Ztr. angenommen. Etwas eher liegt die Spitze der Haselzeit in der Mark Brandenburg. Sie liegt um 500 v. u. Ztr.  Etwa 1 000 Jahre benötigte die Verbreitung der Hasel nach Norden, dem zurückschmelzenden Gletscher folgend. Es wird angenommen, dass  der Haselstrauch seine Verbreitung auch durch den Menschen erfuhr. In der heutigen Zeit ist die Verbreitung des Haselstrauches wieder zurückgegangen. Sie liegt derzeit nur noch an der Küste Norwegens, im Süden Finnlands  und in Südschweden, sowie an der dänischen, deutschen  polnischen und baltischen Ostseeküste.

Die Grafik zeigt einen Ausschnitt der Ausbreitung der Hasel von Südschweden, Dänemark bis in den Oderraum und ins südliche Brandenburg. 
Die schwarzen Kreise  betreffen das Gebiet in der mittleren Steinzeit (1-25%, 25-50%, 51-75%, 76-100%) Schwarz-weiße Kreise markieren das Gebiet der Haselverbreitung in der jüngeren Steinzeit. (Nach einer Karte von Erdtman).



Die Eichenmischwaldzeit mit Eiche, Ulme und Linde fällt zeitlich schon in die jüngere Steinzeit. Es sind zu jener Zeit, neben großen Kiefernanteilen, die vorherrschenden Holzarten. Neu hinzugekommen sind aber auch Tanne und Rot- und Hainbuche, Erle  sowie Wildobst. Die Buche nimmt erst in der Bronzezeit die erste Stelle ein.  Die Einwanderung der Buche erfolgte von Süden in unser Gebiet. Zum Ende der Bronzezeit erreicht die Ausbreitung der Buche bei uns ihre östliche Grenze. 
Blütenstaub der Linde konnte schon für die Kiefernzeit nachgewiesen werden. Man spricht auch beim Eichenmischwald von einer west-östlichen Einwanderung dieser Holzarten.
Von den genannten Holzarten fand die Bergulme auf Grund ihrer geringen Ansprüche und der leichten Samen die weiteste Verbreitung nach Norden.
Die Untersuchungen zur Geschichte des Waldes erfolgen in enger Verbindung  von Blütenstaubbestimmungen und Vorgeschichtsforschung. Sie begann in Mooren, Torf- und Seebildungen insbesondere in Süddeutschland. Das Erscheinen der verschiedenen Baumarten  in bestimmten Gegenden  hängt vom jeweiligen Standort, von der Art des Samens, vom  Mannbarkeitsalter der Baumart  und der Lage des Rückzugsstandortes ab.
 
Neben diesen über Polenanalysen ermittelten Waldzusammensetzungen sind Zitterpappel (Populus tremula) über Holzreste  bis in die Zeit um 12 000 vor heute  nachweisbar.
Holzfunde südlich unseres Gebietes belegen zur Kiefernzeit schon das Vorkommen von Traubenkirsche ( Prunus padus). Aus Süddeutschland sind zu dieser Zeit  Funde  des Paradiesapfels (Malus paradisiaca), der Holzapfel (Malus acerba), die Wildkirsche (Prunus avium) und etwas seltener auch die Wildbirne nachgewiesen. / H. Domnick
 
Literatur: Geschichte des deutschen Waldes  3. Auflage von Dr. Karl Bertsch . Gustav- Fischer-Verlag, Jena