Zu den besonderen Kennzeichen der Jungmoränenlandschaften können die zahlreichen glazialen Rinnen gerechnet werden. Sie bestimmen nicht unwesentlich in weiten Bereichen das Erscheinungsbild der Landschaft.
Sie entstanden beim Abfließen der starken Schmelzwässer, die dabei z. T. bereits im Gelände vorhandenen Rinnen nutzten und diese nun noch stärker ausformten. Die nur zeitweilig fließenden Wassermassen konnten sich relativ leicht in die Sedimente der Moränen einschneiden. Da nach dem Abtauen der Gletscher der Wasserabfluß ausblieb, sind heute in diesen Tälern meist keine Fließgewässer anzutreffen.
Der Gamensee bei Dannenberg - Bestandteil einer typischen glazale Rinne.Foto W. Ebert |
Die glazialen Rinnen können mit einigen hundert Meter als relativ kurze Abflüsse von Hochflächen in die angrenzenden Täler entstanden sein. Markanter sind jedoch lange Rinnen, die sich über viele Kilometer verfolgen lassen. Abschnittsweise sind sie mit z. T. sehr tiefen Seen (Rinnenseen) gefüllt, die sich perlschnurartig aneinander reihen.
Die starken Einschnitte in die Landschaftsoberfläche sind besonders gut aus großräumigen Reliefdarstellungen ersichtlich. Sie können jedoch auch sehr anschaulich aus Satellitenaufnahmen visualisiert werden.
Erstaunlich ist z.B. bei einer Wanderung von einer Grundmoräne zu einer glazialen Rinne der abrupte Wandel im Landschaftsbild, der mit der Änderung der Landschaftsgestalt (Oberfläche) und damit auch mit einem Wechsel der Vegetationsstruktur verbunden ist.
Glaziale Rinnen sind nicht an ein bestimmtes glaziales Formenelement, zumeist auch nicht an eine einzige glaziale Serie gebunden. Vielmehr queren sie, zumeist der generellen Eisbewe- gungsrichtung folgend, Endmoränen wie auch Rück- und Vorlandformen (Lippstreu & Stackebrandt 1997).
Charakteristische glaziale Rinnen im Bereich der Märkischen Eiszeitstrasse
Am ehesten vorstellbar ist der Prozeß der Entstehung glazialer Rinnen, wenn man die Gamengrund-Rinne erkundet, die als tief eingeschnittenes Tal von Nordost nach Südwest das Barnimplateau quert. Der Abfluß bahnte sich aus der Stirn des Gletschers, etwa zwischen den heutigen Dörfern Gersdorf und Cöthen gelegen, nach Süden seinen Verlauf. Heute befinden sich in dieser Rinne einige größere und mehrere kleine Rinnenseen. Die tief eingesenkten Seen mit ihren steilen Böschungen, die Höhenunterschiede von 35, 45 und mehr Meter auf engstem Raum aufweisen, stellen einen deutlichen Kontrast zu der flachen Landschaftsgestalt der Barnimer Feldmark dar. Für das Gebiet der Gamengrund-Rinne bietet Tiefensee sich als Ausgangspunkt für reizvolle Touren in abwechslungsreichen Wäldern zum Wandern an und lädt zum Baden ein.
© Märkische Eiszeitstraße, G. Lutze, 2001