Häufig wird die Meinung vertreten, dass es noch ein Europäisches Waldpferd gegeben haben muss. Ob es identisch ist mit dem Tarpan Südrusslands, ist ebenfalls noch ungeklärt. Nach Toepfer (1963) stellt dieses Wildpferd "eine wahrscheinliche, aber keine gesicherte, zweifelsfreie Realität" dar, denn die Reinrassigkeit der letzten gefangenen Tarpane kann angezweifelt werden. Der Tarpan (Tarpan ist das tatarische Wort für Wildpferd) soll nicht groß, aber ausdauernd und mutig gewesen sein. Sein Fell hatte eine mausgraue Färbung und einen dunklen Aalstrich auf dem Rücken. Mähne, Schweif und Beine waren schwarz oder schwarzbraun und an den Vorderbeinen fanden sich bei manchen Tieren dunkle Querstreifen. Mit Ausnahme der grauen Farbe entspricht die Beschreibung dem des Przewalskipferdes. Wilde Pferde gab es in größeren Herden bis zum Ende des 15. Jh. in Litauen, in Preußen und im Weichselbogen. Herberstein (1527) bezeichnet die litauischen Wildpferde als "ziemlich alle falb". Der Tarpan lebte bis ins vorige Jahrhundert hinein wild oder verwildert in den Steppen der Ukraine, wurde aber dann völlig ausgerottet (Petzsch, 1967). Das letzte Individuum soll 1876 erschlagen worden sein. Auffallend ist, dass diese wilden Pferde ausgerechnet im frühen Domestikationsgebiet des Pferdes aufgetreten ist, was eine Vermutung der Verwildung von Hauspferden nähren könnte. Als Nachkommen des Tarpans werden die polnischen Koniks angesehen. In Forscherkreisen dominiert heute die Überzeugung, dass es nacheiszeitlich neben dem Pzrwalskipferd keine weiteren Wildpferde im eurasischen Raum gegeben hat. Auch Niethammer (1963) schließt sich dieser Meinung an und schreibt: "Das als Tarpan bezeichnete ausgestorbene Pferd Europas ist nach neuerer Anschauung eine primitive Haustierrasse gewesen".
Verlässliche Unterlagen über das Auftreten von Wildpferden in unserem Raum in und nach der Weichselkaltzeit sind nicht vorhanden. Bei Hinweisen auf nacheiszeitliche Wildpferdvorkommen in Nordostdeutschland handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um verwilderte Hauspferde, die immer wieder einmal auftauchten.
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2003