Vergleicht man die Fauna der letzten Eiszeit mit der des Holozäns überregional, dann wird deutlich, dass an der Grenze vom Pleistozän zum Holozän eine beträchtliche Zahl an Großsäugern ausgestorben ist. Dazu gehören u.a. Mammut, Wollnashorn, Riesenhirsch und Höhlenbär. Zusätzlich verschwanden aus Europa Moschusochse und Pferd. Alle diese Arten der kaltzeitlichen Fauna hatten bereits frühere Wechsel von Kaltzeiten zu Warmzeiten als Art überdauert. Die Arten haben sich also auch früher nicht den neuen Klimaverhältnissen angepasst, sondern sind aus Reliktarealen, die wahrscheinlich im kontinentalen Osten lagen, jeweils in der folgenden Kaltzeit wieder eingewandert. Das Besondere an der Pleistozän-Holozän-Grenze ist, dass viele Arten nun auch in den Reliktarealen ausgestorben sind, denn wir kennen den Artbestand dieser potentiellen Rückzugsgebiete (Koenigswald und Meyer, 1994).
Zu allen Zeiten hat es Tiere und Pflanzen gegeben, die nach einer mehr oder weniger langen Zeit der Artbeständigkeit ausgestorben sind. Doch bei den Tieren des Eiszeitalters hat man nicht immer an ein natürliches Aussterben gedacht, sondern eine Dezimierung und Ausrottung durch die Jagd des pleistozänen Menschen ernsthaft in Erwägung gezogen. Soergel hat schon 1912 zeigen können, dass die Jagd der paläolithischen Menschen nicht zum Aussterben der Höhlenbären, der Mammute oder der Wollnashörner geführt hat. Er schreibt dazu: "Bei all den Jagden, die schließlich mit dem Ausrotten einer Art geendigt haben, ist nicht der Hunger treibender Faktor gewesen. Geld und Geldgewinn waren der einzige Ansporn. Dem Wilden sind diese Begriffe von vornherein fremd, er jagt aus Hunger und kann dadurch niemals den Bestand an Großwild wesentlich vermindern". Die paläolithische Wirtschaftsweise ließ ohnehin eine mit der heutigen Bevölkerungszahl vergleichbare Menschenmenge überhaupt nicht zu, so dass auch aus diesem Grunde ein durch urgeschichtliche Jagd verursachtes Erlöschen pleistozäner Tiere auszuschließen ist (Toepfer, 1963).
Ein überzeugendes Beispiel für diese These ist der Amerikanische Bison. Durch die Indianer, deren Hauptnahrung er bildete, ständig bejagt, blieb dennoch der Bestand erhalten. Erst als die weißen Büffeljäger, zum Teil vom Zug aus, die Tiere aus Geldgier abschlachteten, kam es beinahe zur Ausrottung.
Es muss also andere, natürliche Ursachen für das Aussterben zahlreicher Tierarten zu Beginn und am Ende der Weichselkaltzeit gegeben haben. In erster Linie waren dies offensichtlich Klima- und Biotopveränderungen, die den Lebensraum und die Ernährungsmöglichkeiten einschränkten. Bedeutsam dürfte vor allem sein, dass die ökologischen Veränderungen in dieser Zeit sehr schnell abgelaufen sind. Für eine kontinuierliche Biotopverschiebung, wie sie für die früheren Wechsel zu postulieren ist, ist ein längerer Zeitraum erforderlich, weil sie an die Ausbreitungs- geschwindigkeit bestimmter Pflanzenassoziation gebunden ist. Verschieben sich die klimatischen Verhältnisse schneller, brechen die Ökosysteme zusammen und müssen sich neu etablieren. Dabei sind besonders die großen Pflanzenfresser bedroht (Koenigswald und Meyer, 1994). Es gibt auch Hinweise auf Degenerationserscheinungen und Krankheiten, die darauf zurückzuführen sind, dass sich der Organismus auf die veränderten Umweltbedingungen nicht umstellen konnte.
Eine weitere Frage in diesem Zusammenhang ist die, warum bestimmte Arten zu Beginn des Holozäns nicht nach Deutschland zurückkehrten. Häufig findet man dazu die Auffassung, dass die ost-westlich streichenden Alpen, im Gegensatz zu den Nord-Süd liegenden Gebirgsketten Amerikas, als Barriere dienten und eine Einwanderungen verhinderten. Dies hätte aber für alle Warmzeiten zutreffen müssen und nicht nur für das Holozän. Koenigswald und Meyer beantworten diese Frage wie folgt: Während früherer Kaltzeiten hatten sich Restpopulationen der warmzeitlichen Arten im mediterranen Raum erhalten, von dort konnten sie bei einer Verbesserung des Klimas in der nächsten Warmzeit wieder nach Mitteleuropa vordringen. Im letzten Glazial waren die entsprechenden Biotope, nämlich Waldgebiete, auf relativ kleine Bereiche der Gebirgsregionen beschränkt. Darin mag der Grund dafür liegen, dass aus der interglazialen Fauna mehrere Arten, nämlich der Waldelefant und das Waldnashorn, ausstarben. Die Verbreitung von Flusspferd und Damhirsch wurde stark eingeengt. Beide Arten konnten im Holozän nicht wieder nach Europa einwandern.
Hier noch einige Informationen zu den ausgestorbenen Arten:
Das Wollhaarmammut lebte seit der Saale-Kaltzeit in Europa, Asien und Nordamerika. Es trug ein dickes schwarzes Fellkleid sowie einen Fetthöcker. Die Stoßzähne erreichten eine Länge bis zu 5 Metern. Die Anatomie und das Aussehen des Mammuts sind gut bekannt, da man im Dauerfrostboden Sibiriens und Alaskas mehrere gut erhaltene Tiere fand. Weltweit starb das Mammut vor ungefähr 10.000 Jahren aus.
Zusammen mit dem Mammut lebte das Wollnashorn. Es war den harschen Klimabedingungen in der Tundra und der Kältesteppe unweit der großen Gletscher der Nordhalbkugel ausgezeichnet angepasst. Frühe Menschen jagten das große Tier noch und stellten es vor 30.000 Jahren auf Wandmalereien in französischen Höhlen dar.
Der eindrucksvolle Höhlenbär war im Pleistozän weit verbreitet. Er war wesentlich größer als der heutige Braunbär. Die Neanderthaler, die im Zeitraum von 250.000 bis 30.000 Jahren lebten, bejagten ihn und verwendeten seine Knochen bei Ritualen.
Riesenhirsche der Gattung Megaloceros, die in mehreren Arten auftraten, waren die größten Hirsche, die jemals lebten. Das männliche Geweih erreichte eine Spannweite von 3,7 m und ein Gewicht von 50 kg. Die Riesenhirsch-Herden erreichten ihren Höhepunkt in der Eem-Warmzeit und gingen dann vor ungefähr 12.000 Jahren stark zurück. In Irland starben sie vor etwa 11.000 Jahren aus. Beweise dafür, dass frühe Menschen den Riesenhirsch kannten und jagten, liefern uns Höhlenmalereien, z. B. aus Frankreich. Eine wesentlich Ursache für ihr Aussterben dürfte in der zunehmenden Bewaldung während des Bölling zu suchen sein.
Die Wildpferde des Eiszeitalters besaßen ein großes Anpassungsvermögen. Ihre Überreste werden sowohl in den zwischeneiszeitlichen als auch in den eiszeitlichen Ablagerungen gefunden. Nach den Fundumständen waren die pleistozänen Pferde ebenso in den Wäldern wie in den Tundren und Steppen verbreitet. Ihre Zahl wurde aber durch einschneidende Veränderungen des Klimas und damit der Vegetation, wohl nicht aber durch die Entwicklung spezieller Jagdmethoden der damaligen Menschen, wie oft behauptet wird, in zunehmendem Maße verringert. Das Wildpferd war der Hauptfleischlieferant, wie es vorher das Mammut gewesen war und später das Ren wurde.
© Märkische Eiszeitstraße, W. Ebert, 2003